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VW Polo im Fahrbericht
Noch näher am Golf

Da er sich nach wie vor prächtig verkauft, mussten beim Polo keine einschneidenden Änderungen vorgenommen werden. Unter dem Blech hat VW jedoch umfassend an der Technik gefeilt und damit den Abstand zum Golf ein gutes Stück reduziert.

VW Polo, Frontansicht
Foto: Arturo Rivas

Ha, erstaunlich! Dass es sich beim Polo noch um einen Kleinwagen handelt, glaubt nicht einmal mehr VW. Bei der Vorstellung der gelifteten Version wird unverwunden von einem der meistverkauften Kompaktmodelle gesprochen. Auf vier Metern Länge bringt der VW Polo schließlich vier Erwachsene nebst Gepäck langstreckentauglich unter und schlägt in puncto Kopffreiheit im Fond manch neumodische Coupé-Limousine.

Den Unterschied zum Golf machen weniger Zentimeter- oder Liter-Vergleiche, sondern vielmehr der Blick auf Komfort-, Assistenz- und Antriebstechnik. Machten, muss man jetzt eher sagen: Obwohl sich äußerlich kaum etwas geändert hat und nur Fahrer des seit 2009 angebotenen VW Polos den neuen Schwung in den Front- und Heckschürzen, die frischen Farben und Felgendesigns bemerken dürften, pflügte VW fast die gesamte Technik um.

Euro 6 für alle VW Polo-Motoren

Bei den Benzinern des VW Polos ersetzen 60 und 75 PS starke Einliter-Dreizyliner aus dem Up die bisherigen 1,2-Liter-Motoren, während die 90 und 110 PS starken TSI aus vier Zylindern schöpfen. Sämtliche Aggregate erfüllen Euro 6, bei den Dieseln kommen hierfür NOx-Speicherkatalysatoren und ein verbessertes Brennverfahren zum Einsatz. Die TDI leisten nach wie vor 75 bis 105 PS, sie basieren jedoch alle auf dem bisherigen 1,2-Liter und verfügen daher nur noch über drei Zylinder. 15 Millimeter mehr Hub heben das Volumen auf einheitliche 1,4 Liter an.

Wer jetzt die Laufkultur einer Waschmaschine im Schleudergang beim VW Polo befürchtet, wird staunen: Dank Ausgleichswelle in der Ölwanne, Zweimassenschwungrad und optimierter Motorlager wuselt der getestete 90-PS-Diesel nahezu vibrationsfrei durchs Drehzahlband. Ebenso beeindruckend, mit welcher Hingabe sich der Common Rail schon unter 1.500/min ins Zeug legt und entschlossen bis über 4.000/min dreht. Mit seinen schnellen und ruckarmen Übersetzungswechseln passt das bekannte Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe bestens zum Temperament des TDI. Obwohl er obenrum lauter wird, gehört der 1.400er zu den kultiviertesten Dreizylindern überhaupt – und das als Diesel. Selten wurde Zylindersterben von derart wenig Abschiedsschmerz begleitet.

Dazu geht das Downsizing mit einer Gewichtsersparnis von 30 Kilogramm gegenüber dem 1,6-Liter im Vorgänger-Modell des VW Polo einher. Auch deshalb benötigt der 90-PS-TDI nach NEFZ nur 3,4 Liter Diesel/100 km und damit 0,8 Liter weniger als bisher. Ein sehr guter Wert, selbst wenn Normwerte in der Praxis nur mit extrem leichtem Gasfuß zu schaffen sind. Gar auf nur 3,1 l/100 km kommt der 75 PS starke Chefsparer TDI Bluemotion, der ebenso im Laufe des Jahres folgt wie GTI (192 PS) und Blue GT mit Zylinderabschaltung (150 PS).

VW Polo mit zackiger Lenkung

Von der geringeren Masse auf der Vorderachse profitiert das Handling ebenso wie vom neuen Sport-Fahrwerk, das neben einer Tieferlegung um 15 Millimeter erstmals im VW Polo verstellbare Dämpfer mitbringt. Per Knopfdruck lässt sich zwischen Normal und Sport umschalten, eine Komfortstufe sucht man hingegen vergebens. Zusammen mit den montierten 17-Zoll-Felgen samt Serie-40-Reifen klopfen daher kurze Querrippen schon auf Normal kräftig an. Auf Sport führt der Polo hingegen zu akribisch Protokoll über die Beschaffenheit der Asphaltdecke und schüttelt die Insassen kräftig durch.

Dafür lenkt der VW Polo umso zackiger ein, stemmt sich seitenneigungsarm gegen Querkräfte, um Kurven schnell und sicher zu durchpflügen. Mit seiner leichtgängigen elektromechanischen Servolenkung (ebenfalls neu) fühlt er sich zudem beim Rangieren angenehm handlich an. Wer von den Adaptiv-Dämpfern mehr Komfort erwartet, kann sich die 380 Euro Aufpreis hingegen sparen.

Die kann man beispielsweise ins ACC-System (500 Euro) stecken. Ein Radarsensor in der Frontschürze hält ab Tempo 30 den Abstand zum Vordermann konstant, was den Fahrer auf eintönigen Kolonnenfahrten spürbar entlastet. Überhaupt lässt sich der VW Polo gegen Aufpreis mit mehr Assistenzsystemen ausstaffieren als so mancher Mittelklasse-Vertreter. Das City-Notbremssystem verhindert oder lindert Auffahrunfälle bei niedrigem Tempo, die Multikollisionsbremse versucht, Folgeunfälle nach einem Crash zu unterbinden, während der Müdigkeitsassistent den Fahrstil analysiert und gegebenenfalls zu Pausen rät. Für mehr Durchblick nach vorn und hinten sorgen auf Wunsch LED-Scheinwerfer und eine Rückfahrkamera.

Im Innenraum fallen die Modifikationen auf den ersten Blick bescheidener aus. Die vertieft angeordneten Instrumente sehen einen Tick schicker aus, genau wie die Alu-Elemente in Türverkleidungen und Mittelkonsole oder das aus dem Golf bekannte Dreispeichenlenkrad. Wie im großen Bruder ist es jedoch auch im VW Polo mit zu vielen Knöpfen für Tempomat und Multimedia übersät, deren Bedienung während der Fahrt zumindest am Anfang stark ablenkt.

Nur noch wenig erinnert an einen Kleinwagen

Weniger Ablenkung versprechen die Infotainment-Systeme selbst. Indem sie Handy-Apps auf den Bordmonitor spiegeln, darf das Smartphone in der Ablage liegen bleiben, von wo aus es per Induktion mit einer empfangssteigernden Außenantenne verbunden wird (Mobilfunk-Schnittstelle Comfort für 360 Euro). Immerhin wurde auch die Serienausstattung verbessert: So rollt der unverändert 12.450 Euro teure VW Polo Trendline mit dem 60-PS-Benziner jetzt auf 15- statt 14-Zoll-Rädern, mit einer geteilt umklappbaren Rückbank, doppeltem Ladeboden und Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung vom Band. Zusammen mit dem 950 Euro teuren Cool & Sound-Paket, das Klimaanlage und Radio mit SD-Karten-slot umfasst, fehlt es an nichts Wesentlichem, weshalb der Polo für preissensible Käufer interessant bleibt.

Wer will, kann den VW Polo jedoch mehr denn je zu einem echten Luxuszwerg aufrüsten, der weit über 20.000 Euro kostet. Mit einem kargen Kleinwagen hat er dann tatsächlich nichts mehr zu tun, da hat VW schon recht. Einigen wir uns auf einen kleinen Kompaktwagen.

VW Polo bringt die Apps vom Smartphone aufs Display

Ein bisschen Abstand zum Golf muss dann doch sein: Mit 6,5- statt Acht- Zoll-Diagonale kommt im Polo ein etwas kleinerer Bildschirm zum Einsatz, der mit 800 x 480 Pixeln jedoch genauso hoch auflöst und deshalb knackscharf wirkt. Ansonsten kann von abgespeckt keine Rede sein: Als erster VW integriert der Polo Smartphones per MirrorLink-Technik, mit der sich Handy-Apps auf dem Fahrzeug-Touchscreen darstellen und bedienen lassen. Im Stand kann auf jede App zugegriffen werden, während der Fahrt sind lediglich Programme erlaubt, die nicht zu sehr ablenken. Welche das sind, regelt das Car Connectivity Consortium, dem viele Auto- und Elektronikhersteller angehören. Daher lassen sich Handys von verschiedenen Marken (Samsung, HTC, Nokia) und mit unterschiedlichen Betriebssystemen anstöpseln. iPhone-Besitzer schauen jedoch in die Röhre, da Apple mit CarPlay einen eigenen Standard etablieren möchte.

Bei unserem ersten Test kam ein HTC One Max mit Android zum Einsatz, das über eine Gratis-App MirrorLink-tauglich gemacht wird. Die Verbindung zur Polo-Navigation Discover Media (für Comfortline 1.035 Euro) erfolgt per USB-Kabel, über das auch geladen wird. Jetzt muss im Fahrzeugmenü nur noch MirrorLink angetippt werden, und schon erscheint die Smartphone-Oberfläche auf dem Bordmonitor. Sonstige Einstellungen oder das Einrichten irgendwelcher Konten entfällt – das Handy bleibt Kommunikationszentrale mit all seinen Möglichkeiten.

Da wir noch stehen, können wir auf Google Maps die Umgebung durchsuchen oder Facebook-Einträge sichten. Während der Fahrt sind solche Funktionen gesperrt, nicht jedoch die Webradio-App Aupeo mit Tausenden Sendern oder My Guide, der unter anderem Restaurants in der Nähe samt Kundenbewertungen anzeigt. Da die Internetverbindung über das angeschlossene Mobiltelefon erfolgt, kommen wir bei unserem HTC in den Genuss des schnellen LTE-Standards. Liegt das Handy in seiner Ablage, wird es zudem per Induktion mit einer Außenantenne verbunden.
Zum Start Anfang Juni sollen rund zehn zertifizierte Programme fertig sein. Eine Navigations-App gehört dann noch nicht dazu, folgt jedoch in den nächsten Monaten. Die 170 Euro teure MirrorLink-Schnittstelle lässt sich nämlich nicht nur mit der VW-Navigation, sondern auch mit dem Radio Composition Media (530 Euro) kombinieren. Eine entsprechende Routenführer- App bringt dann günstig ans Ziel.

Fazit

Edel und kultiviert: Wer kein großes Auto braucht, dem soll es trotzdem an nichts fehlen: Mit seinen vielen Luxus-Optionen folgt der Polo noch stärker als bisher dem Trend zum kleinen, aber hochwertigen Fahrzeug. Neben den Assistenz- und Komfortsystemen sticht auch der neue 1,4-Liter-TDI hervor, der kräftig antritt und für einen Dreizylinder-Diesel erstaunlich kultiviert läuft.

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Erscheinungsdatum 10.09.2024

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