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Skoda Superb Fahrbericht
Einfach Superb

Der Superb eröffnet der Marke neue Horizonte, in Raumangebot und Design ist er der Oberklasse näher als jeder andere Skoda der letzten Jahrzehnte. Auf Probefahrt mit der großen Limousine über die Hügel der Toskana zwischen Florenz und Siena.

 

Skoda Superb
Foto: Uli Sonntag

Ganz sicher gibt es Landschaften, die weniger von Natur und Kulturgeschichte verwöhnt wurden als jene zwischen Florenz, Siena, Arezzo und dem Tyrrhenischen Meer. Die Toskana: sanfte Hügel, schroffe Bergketten, jahrtausendealte Städte dazwischengestreut wie zufällig hingerollte Perlen. Straßen winden sich über Berge und durch Täler, quetschen sich durch Ortschaften, in denen die Gassenbreite offenbar von der Spurweite von Ochsenkarren bestimmt wurde.

Unsere Highlights

Man kann es also durchaus schlechter treffen, um mit dem neuen Skoda Superb auf eine erste Probefahrt zu gehen. Der Wagen wartet vor dem Flughafen in Florenz. Silbergrau mit hellem Interieur, wirkt er zwischen den weißen Kompaktklasse- Taxis kühl und elegant. Und groß. Der erste Eindruck täuscht nicht. Im Vergleich zum Vorgänger ist der Neue, basierend auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) des Volkswagen-Konzerns, in fast alle Raumdimensionen etwas gewachsen. Das wichtigste Maß dabei: der um 80 Millimeter gestiegene Radstand, denn dieser Zuwachs kommt fast ausschließlich den Fondinsassen zugute, eine klassische Superb-Domäne.

Doch erst mal nehme ich vorn, in der ersten Reihe, Platz. Dank KESSY, dem optionalen schlüssellosen Zugangssystem (390 Euro) entriegelt sich die Fahrertür selbsttätig, der Schlüssel kann für den Rest der Fahrt in der Hosentasche bleiben. Skoda meint es gut mit mir, der Wagen ist ein L & K, die Topausstattung, benannt nach Laurin & Klement, dem Urkern von Skoda Auto. Er hat die Topmotorisierung, den 2.0 TSI mit 280 PS und Sechsgang-DSG sowie Allradantrieb.

Viele neue Assistenzsysteme

Das adaptive Fahrwerk DCC ist beim L & K serienmäßig (sonst 910 Euro), die Fahrprofil-Auswahl steht auf Comfort, es kann losgehen. Lässig surft der Superb durch das Verkehrs- und Baustellengewühl rund um den Flughafen mit dem IATA-Code FLR und dem Namen des Amerika-Namensgebers Vespucci. Dann biegen wir, der Superb und ich, auf die Schnellstraße nach Süden ab.

Die Bedienung gibt keine Rätsel auf. Sie folgt der bereits von anderen MQB-Modellen bekannten Konzernphilosophie mit Touchscreen und einigen wenigen Knöpfen für Sonderfunktionen. Zeit also, sich umzuschauen im Superb, die Navi- Karte ist genordet, der Kurs eingestellt.

Griffiges Lederlenkrad, lichte, freundliche Atmosphäre, gute Sicht nach vorn und zu den Seiten, alle Anzeigeinstrumente wohlplatziert und übersichtlich. Dabei wird der Fahrer von einer wahren Vollversammlung an Assistenzsystemen unterstützt wie in keinem Skoda zuvor, auch das ist also neu am Neuen. Die Multikollisionsbremse, der präventive proaktive Insassenschutz, der radargestützte FrontAssist mit City-Notbremsfunktion, die adaptive Geschwindigkeitsregelung ACC, Spurwechsel- und Spurhalteassistenten oder die Verkehrszeichenerkennung Travel Assist sind nur einige davon. Sie wachen diskret im Hintergrund und melden sich nur, wenn es etwas zu berichten gibt. So zeigt der Travel Assist 130 km/h an, wir sind auf der Autobahn.

Sie verbindet über 754 Kilometer Nord- mit Süditalien, verläuft zwischen Mailand und Neapel, durchquert dabei die historischen Landschaften Lombardei, Emilia, Toskana, Umbrien, Latium und Kampanien. Eröffnet wurde sie übrigens 1964 vom damaligen Staatspräsidenten Antonio Segni, der sich im Fond eines Lancia Flaminia 335 Presidenziale über die Autobahn chauffieren ließ. Auf den Rücksitzen des Superb hätte er sich vermutlich nicht unwohler gefühlt, selbst wenn dieser nicht über ein Landaulet- Klappdach für die Rücksitzpassagiere verfügt.

Jetzt sitze ich immer noch in der ersten Reihe, genieße die diskrete Drehmomentfülle des Zweiliter-Turbo-Direkteinspritzers (350 Nm konstant zwischen 1.700 und 5.600 Umdrehungen) und die sanften, fast unmerklichen Schaltvorgänge des Doppelkupplungsgetriebes.

Premium-Fahrgefühl mit DCC

Im Nu hat der Skoda aus der Mautstation auf die linke Spur beschleunigt, mit der adaptiven Geschwindigkeitsregelung hält er Tempo und Abstand zum Vordermann. Das ist auf einer italienischen Autobahn im Bergland herausfordernder, als es sich liest, die Kurven sind eng, Tunnel wechseln sich mit geschwungenen Talbrücken ab.

Die Fahrbahnplatten sind durch breite Fugen getrennt, doch das Fahrwerk, immer noch im Comfort-Modus unterwegs, mildert die Schläge der Betonfahrbahn zu leisen, dumpfen Fahrwerksgeräuschen. Das hat Premium-Niveau. Zumal die Sitze ebenfalls von herausragender Qualität sind: Elektrisch verstellbar (Serie bei L & K und Style, sonst 1.130 Euro), bieten sie viel Halt in den schnellen Autobahnkurven, ohne beim Komfort Kompromisse einzugehen. Bei der milden Autobahngeschwindigkeit ist das Triebwerk nicht zu hören, arbeitet im höchsten Gang und vervollständigt so das Premium-Fahrgefühl.

Die Kilometer bis zur gewünschten Ausfahrt vergehen zu schnell, Blinker rechts, ein Piepser an der Zahlstelle dank des Telepass-Zahlgeräts neben dem Innenspiegel, die Schranke geht hoch, Richtung Montevarchi. Der schmale Fluss, der sich hier zwischen Autobahn und Dorf durchschlängelt, ist der Arno. 50 Kilometer weiter nördlich in der Innenstadt von Florenz lässt der sich viel malerischer vom Ponte Vecchio überbrücken. Zeit für einen kurzen Zwischenstopp mit Blick in den Kofferraum und kurzem Platznehmen im Fond. Später lasse ich mich gemeinsam mit Skoda-Chef Winfried Vahland im Superb- Fond chauffieren, jetzt setze ich mich allein nach hinten. Um uns rauscht der Verkehr, die rechte Fondtür schließt sich mit einem Plopp und sperrt die Außenwelt aus.

Kofferraum im Kombi-Format

Knieraum fast bis zum Horizont, 1,52 Meter Innenbreite und fast einen Meter Kopffreiheit, das ist Oberklasseformat. Die Sitze sind gut ausgeformt, sehr bequem für zwei Rücksitzpassagiere und immer noch recht angenehm für drei. Die können sich, wenn es draußen zu langweilig wird, mit Filmen oder Spielen auf dem Tablet bei Laune halten, das mit einer ebenso einfachen wie sinnreichen Halterung an die Kopfstütze des Beifahrersitzes geklipst wird. Beim Gepäck müssen sie sich ebenfalls keinen Beschränkungen unterwerfen, 625 Liter Volumen sind ein stolzes Maß, kein Wettbewerber in diesem Segment hat da mehr zu bieten. Zudem ist das Ladeabteil über eine riesige Heckklappe zugänglich, die sich ebenso unauffällig wie elegant ins Heckdesign fügt.

Klappe zu, wieder auf den Fahrersitz, schließlich wollen wir fahren. Die Strada Provinciale 408 zielt kurvenreich auf das Herz der Chianti-Region, das DCC wird auf Sport geklickt, DSG auf manuell. Mit wenig Seitenneigung und kaum merklicher Untersteuertendenz fegt der Superb die Hügel hinauf nach Westen. Auch das kann er also. Die Dämpfung wirkt etwas herber, kein Problem. Sehr geschwind taucht Siena hinter den Bergen auf, das Navi weist den Weg zum Hotel. Die Räder knirschen zum Abschied über den Kies der Zufahrt. Wahrlich, man kann es schlechter treffen.

Technische Daten
Skoda Superb 2.0 TSI 4x4 Ambition
Grundpreis38.290 €
Außenmaße4861 x 1864 x 1468 mm
Kofferraumvolumen625 bis 1760 l
Hubraum / Motor1984 cm³ / 4-Zylinder
Leistung206 kW / 280 PS bei 4500 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Verbrauch7,1 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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