Für die tschechische Volkswagen-Tochter ist der Octavia Kernmodell und Bestseller zugleich. Seit dem Start des ersten Octavia der Neuzeit im Jahr 1996 wurden über sieben Millionen Autos gebaut, dazu kommen 360.000 Exemplare gleichen Namens aus den 1960er-Jahren.
Neues Gesicht
Wie schon bei den letzten beiden Generationen haben die Designer dem Octavia mit der Überarbeitung ein neues Antlitz spendiert, wenngleich die Änderungen weniger gravierend ausfallen als beim Octavia II mit den großen, runden Leuchten und dem Octavia II) mit dem, lange umstrittenen, Vieraugen-Gesicht.
Die Scheinwerfer tragen eine neue Tagfahrlicht-Signatur, die sich wie ein Haken nach unten in Richtung Grill verlängert. 40 mehr Lichtausbeute versprechen neue Matrix-LED-Lichter mit adaptiven Funktionen. Beim Topmodell RS sind sie serienmäßig, bei den Ausstattungslinien Selection und Sportline optional zu haben. Ein integrierter Schlechtwetter-Modus soll die nicht mehr erhältlichen Nebelscheinwerfer obsolet machen. Auch der Kühllufteinlass wurde umgestaltet, ebenso die Stoßfänger an Front und Heck.
Am Heck erkennt man Rückleuchten mit neuem Innenleben, je nach Modell mit einer aufwendigen Animation beim Ent- oder Verriegeln des Fahrzeugs. Leichtmetallfelgen mit geänderten Designs runden die optischen Änderungen ab.
Beim Skoda Octavia wird man die Wahl aus zehn Lackfarben haben, die teilweise eingeschränkt verfügbar sind. Das leuchtende "Phoenix Orange" wird es nur für den Combi (den die Marke aus Tradition mit "C" schreibt) geben, das expressive Mamba Green für Sportline und RS.
ChatGPT an Bord
Im Cockpit ziehen neue Displays ein. Ein Infotainment-Bildschirm mit zehn Zoll Diagonale ist serienmäßig, 13 Zoll gibt es als Option. Dank neuer Software und durchdachter Bedienstruktur soll die Interaktion mit dem Auto einfacher von der Hand gehen. Die erste Sitzprobe im Facelift des Skoda Octavia zeigt hier deutliche Fortschritte, vergleichbar mit dem überarbeiteten VW Golf.
Ab Mitte 2024 wird die Sprachsteuerung Laura von ChatGPT unterstützt. Die künstliche Intelligenz kann dann u.a. bei der Routenführung helfen. Mit einer App zum fernbedienten Ein- und Ausparken sowie einem Parkassistenten mit Gedächtnisfunktion – der z.B. eine enge Einfahrt selbsttätig zurückfahren kann – wird die Rangierkompetenz des Octavia erweitert. Die induktive Ladeschale für das Smartphone liefert künftig 15 Watt Leistung für kürzere Ladezeiten, die neuen USB-C-Anschlüsse sogar jeweils 45 Watt.
In Verkleidungen und Dekoren setzt Skoda mehr nachhaltige Materialien ein als bisher, auch die Verarbeitung der optionalen Lederausstattung wird umweltfreundlicher gestaltet. Auch neue "Simply Clever”-Details ziehen ein. Vom neuen Superb wird die automatisch zurückfahrende Kofferraumabdeckung im Combi übernommen. Für den Fond wird eine Staubox mit Getränkehaltern angeboten. Erstmals lassen sich die Tablet-Halterungen aus dem Zubehör auch an den ausstattungsabhängig eingebauten Sportsitzen befestigen.
Weniger Motoren-Auswahl
Das Motorenprogramm für den Octavia wurde teilweise neu sortiert. Der 1.0 TSI mit drei Zylindern ist, wie schon zuletzt im Vor-Facelift-Modell, nicht mehr lieferbar. Der 1.5 TSI–Vierzylinder ist künftig in zwei Leistungsstufen mit 115 und 150 PS zu haben. Beide Varianten sind an ein manuelles Sechsganggetriebe gekoppelt. In Verbindung mit dem optionalen 7-Gang-DSG sind sie Mildhybride mit 48-Volt-System.
Der 2.0 TDI kommt ebenfalls mit 115 und 150 PS. Im Einstiegsdiesel wird manuell geschaltet, das stärkere Modell hat das Doppelkupplungsgetriebe DSG mit sieben Vorwärtsgängen serienmäßig an Bord.
Leicht zeitversetzt startet ab Januar 2025 der Skoda Octavia 2.0 TSI mit Allradantrieb und DSG, der eine sanfte Leistungsspritze um 14 auf nun 204 PS erhält. Auch der sportliche Octavia RS wird stärker. Sein Zweiliter-Turbobenziner leistet fortan, wie schon im VW Golf GTI mit Facelift, 265 PS (bisher 245 PS).
Als starker Allrad-Diesel mit 200 PS ist der Skoda Octavia RS nicht mehr lieferbar. Außerdem entfallen die Plug-in-Hybride. Vom Update der elektrifizierten Antriebstränge mit größerem Akku und 100 Kilometer Reichweite profitieren Firmenwagenfahrer beim Octavia also nicht. Ihnen soll der Verkaufsberater im Autohaus künftig die Prospekte von Superb und Kodiaq unter die Nase halten.
Auf Nachfrage teilt ein Skoda-Sprecher mit, dass der Verkaufsanteil der Plug-in-Hybride innerhalb der Octavia-Baureihe recht gering war. Das verwundert angesichts der doch recht häufig zu sehenden Octavia RS mit E-Kennzeichen auf öffentlichen Straßen.
So fährt der neue Skoda Octavia
Und da sich bei der Basis am meisten getan, schnappen wir uns gleich mal einen 115 PS starken 1.5 TSI mit dem 48-Volt-Mildhybrid-System und Zylinderabschaltung. Er ersetzt den Einliter-Dreizylinder-Turbo, den wir aus diversen VW-Konzernmodellen kennen. Der 1.5 TSI hat ihm fünf PS, viel wichtiger jedoch, auch 20 Newtonmeter voraus. Und tatsächlich fühlt sich der rund 1,4 Tonnen schwere Octavia so gar nicht untermotorisiert an. Der elektrische Riemenstartergenerator überbrückt die kurze Ladedruckflaute des Turbomotors, der dann füllig durch die mittleren Drehzahlregionen beschleunigt. Auffallend ist, wie oft der Motor ausgeknipst wird, und der Octavia segelt. Dank des immerhin 0,7 kWh fassenden Energiespeichers spürt man stets die Antrittshilfe des Systems. So fühlt sich der Antrieb linear und kräftig an, sind das wirklich nur 115 PS? Ja, sind es.
Nutzt man das gesamte Drehzahlband, fällt eine leichte Reserviertheit oberhalb von 4.000 Umdrehungen auf. Macht aber nichts, Angst vor der Basis muss hier niemand haben. Auch nicht vor weniger Ausstattung, denn der Testwagen kam tatsächlich ohne optionales DCC-Adaptivfahrwerk und Progressivlenkung. Ebenfalls kein Drama. Klar, die Progressivlenkung spricht direkter an, fordert aber auch mehr Kraft in der Stadt beim Lenken. Das Serienfahrwerk spricht sauber an, kracht aber etwas unsanfter in tiefe Verwerfungen und glättet kurze, harte Absätze nicht ganz so schön, dürfte aber trotzdem mit seiner Ausgewogenheit noch immer den Großteil des Kompaktkombisegments fahrwerksseitig in der Tasche haben.
TDI, ein Macher mit Manieren
Den direkten Vergleich liefert eine Limousine mit den Dynamikextras. Ja die Limo ist und bleibt in Deutschland ein Exot mit einem geradezu minimalistischen Verkaufsanteil von fünf Prozent, der Osten und Süden Europas liebt ihn aber, den Schrägheck-Fünftürer. Viel wichtiger: Der 150-PS-Diesel bleibt im Verbund mit dem 7-Gang-DSG ein Macher mit Manieren. Sauberes Ansprechverhalten, nur leichte Nagelfrequenzen und eine druckvolle Mitte. Er brummt etwas lauter als der TSI, ist ab Autobahntempo aber nicht mehr wahrzunehmen. Auf tempolimitierten österreichischen und tschechischen Autobahnen braucht er kaum mehr als 4,0 Liter je 100 km.
Apropos Tempolimit: Auch der Octavia muss bei Überschreitung des Tempolimits warnen, egal, ob er es nun richtig erkennt oder nicht. Spoiler-Alarm: Er erkennt sie oft nicht. Daher gefällt die Lösung von Skoda, eine eigene Assistenztaste auf das Lenkrad zu legen, mit der man schnell in einem kleinen, im Tachodisplay aufploppenden Menü die Warnungen stilllegen kann, umso mehr. Alternativ kann man wie bei VW über den Hauptscreen das Assistenzmenü auf der Direktwahlleiste anwählen und die Warnungen dort via Touch aktivieren. Ablenkungsfreier geht es natürlich mit den Lenkradtasten.
Unterwegs im Octavia RS: ein GTI für die ganze Familie
Zu weniger Ablenkung und mehr Fokus auf die Straße motiviert das Topmodell RS. Topmodell steht dabei ausdrücklich im Singular, denn der RS tritt nur noch als Benziner mit Frontantrieb an. Der allradgetriebene Diesel-RS und der Plug-in-Hybrid-RS wurden gestrichen. Die sportliche Rolle erfüllt der EA888-Benziner aber eh am besten. Er baut schnell seine 370 Newtonmeter Drehmoment auf, drückt kräftig durch die Mitte und wirkt in seiner neuesten Ausbaustufe mit 265 PS in den oberen Lagen sogar noch eine Spur drehwilliger. Der Vortrieb fällt dementsprechend zügig aus.
In 6,5 Sekunden geht es für den Combi auf 100 km/h, die Limousine schafft den Spurt noch eine Sekunde schneller. Dabei verschont der Antrieb mit Synthie-Gebrumme aus dem Lautsprecher sondern liefert einen realen, halbwegs kräftigen Vierzylinder-Sound, der zwar nicht unter die Haut geht, aber beim Gaswegnehmen zumindest ein zartes Schubgeblubber bietet. Das Getriebe findet genau wie bei den zivilen Versionen einen schönen Mittelweg zwischen zügigem und komfortablem Anfahren. Dabei reagiert das Siebengang-DSG auch spontan auf Schaltpaddelbefehle. Der Sportmodus strafft die optionalen Adaptivdämpfer nach, und so turnt der RS mit seinen knapp über 1,5 Tonnen willig in die Ecken. Die Lenkung reagiert angenehm leichtgängig und direkt und gibt sofort viel Vertrauen. Das Feedback ist etwas seicht, aber die hohe Präzision sorgt dafür, dass man den Combi mit sauberem Strich ziemlich zügig bewegen kann.
Wie der GTI nutzt der Octavia eine mechanische Differenzialsperre, genannt VAQ. Die zerrt den Octavia ohne unpräzises Leistungsuntersteuern aus engen Kehren. Zwar ist trotzdem ein wenig Schlupf zu spüren, der beeinflusst die Linie aber nicht. Die Sperrwirkung ist verglichen mit den rabaukigeren Vertretern der Kompaktklasse etwas geringer gewählt, hilft aber trotzdem. Klar, am Limit tendiert der Octavia zum Untersteuern, Lastwechsel lassen ihn überwiegend kalt. Aber er ist eben ein Alltagssportler, weswegen ihm auch die softeren der 15 Kennlinien des DCC-Adaptivfahrwerks stehen. Langstreckenkomfort? Kann sich dank akkurater Geräuschdämmung, den bequemen und gut stützenden RS-Integralsitzen (serienmäßig) und dem guten Federungskomfort sehen lassen. Ebenfalls gut: Sein RS-Dasein kostet ihm keinerlei Praktikabilität. Er bietet das gleiche Kofferraumvolumen und die gleichen Simply-Clever-Extras wie die restliche Octavia-Palette.
Frisches Infotainment mit Geschwindigkeitsplus
Generell merkt man auch dem Infotainment die VW-Verwandtschaft an, nur dass dies langsam wieder eine Auszeichnung statt eine Schelte wird. Das System läuft sauber, schnell und reagiert fix auf Befehle. Das Menü wurde mit Shortcuts aufgeräumt, die echten Direktwahltasten für Parkassistenz, Fahrmodi und Co. blieben aber unterhalb des Displays erhalten, gut so. Einzig die Sprachassistenz bekleckert sich noch nicht so richtig mit Ruhm und versteht einige simple Navigationsbefehle nicht. Immerhin erzählt "Laura" Witze. Die Route zum Flughafen wäre trotzdem wichtiger. Auch die neuen Traffication-Warnungen, mit denen sich Fahrzeuge gegenseitig vor Gefahren warnen sollen, wirken noch reichlich unausgereift. So war nicht eine Blitzer-, Unfall- oder Tierwarnung auf der Fahrt korrekt, dafür verpennte das System einen tatsächlichen Unfall auf der Autobahn und zwei Blitzer in Ortschaften.
Over the Air Update? Kann er natürlich, der neue Octavia, und braucht es anscheinend in diesem Fall auch. Innen bleibt es beim besten Platzangebot der Klasse mit 640 bis 1.700 Litern, den vielen praktischen Extras wie den Laderaumtrennern, Netzen, Handhaltern, Türfach-Mülleimern und Türregenschirmen. Neu dabei: eine kleine Box, die man in Reihe zwei auf den Getriebetunnel stellt, die Handy und in Cupholdern zwei Flaschen aufnimmt. Qualitativ bleibt es beim größtenteils wertigen Kunststoffmix, der sich auf Wunsch und gegen Aufpreis um feinere Kunst- und Echtledersitzbezüge sowie Leisten aus Recycling-Stoffen erweitern lässt. Die Sitze erfüllen erhöhte Komfortansprüche, lassen sich auf Wunsch sogar belüften. Ebenfalls neu: die überarbeitete Skoda-App, mit der man von außerhalb des Fahrzeugs einen Parkvorgang durchführen kann. Zusätzlich kann man mit dem neuen Infotainmentsystem digital fürs Parken und Tanken bezahlen, sofern der Betreiber von Tankstelle und Parkplatz diesen digitalen Service anbietet.
Marktstart, Ausstattungslinien und Preise
Bestellt werden kann die neue Octavia-Generation seit Ende Februar 2024. Wie bisher gibt es den Skoda Octavia in den Ausstattungslinien Essence, Selection und Sportline mit unterschiedlichen Innenraum-Welten. Darüber rangiert der RS.
Das Basisangebot für Limousine und Combi bildet die Mitte Juli 2024 eingeführte Sparfuchs-Variante Essence. Zur Serienausstattung gehören unter anderem LED-Scheinwerfer, Zweizonen-Klimaanlage, ein Multifunktions-Lederlenkrad sowie Sitzheizung vorn. Das Zehn-Zoll-Infotainment-Display, Bluetooth-Freisprecheinrichtung und das Digital Cockpit sind ebenfalls Serie. Für den 1,5-Liter-TSI ruft Skoda in der Limousine 27.790 Euro auf. Wer ein automatisches Getriebe bevorzugt, bekommt das beim 1.5 TSI Mildhybrid in Form eines Sieben-Gang-DSG für 30.410 Euro. Der 2.0 TDI mit Sechsgang-Schaltgetriebe ist schließlich für 31.510 Euro als Limousine verfügbar. Alle drei Motorisierungen leisten 115 PS, der Kombi kostet jeweils 700 Euro Aufpreis.
Der 150 PS starke 1,5 TSI ist erst ab Selection zu Preisen ab 33.560 Euro zu haben. Gleiches gilt für den ebenfalls 150 PS starken Mildhybrid, der ab 36.160 Euro in der Preisliste steht. Soll es der 150 PS starke TDI mit Siebengang-DSG sein, dann werden wenigstens 37.890 Euro gefordert. Den Top-Benziner, den 2.0 TSI mit 265 PS, gibt es ausschließlich als RS zu Preisen ab 47.770 Euro. Das macht den Golf GTI mit gleichem Motor übrigens zur Spar-Version, denn den Wolfsburger erhalten Sie schon ab rund 45.655 Euro. Der im Januar 2025 ergänzte 2.0 TSI 4x4 startet als Limousine ab 39.760 Euro. Der Aufpreis für die Combi-Versionen liegt zwischen 700 und 800 Euro.
Insgesamt wird der neue Octavia mit dem Facelift im Grundpreis zwar günstiger; das neue Basismodell leistet allerdings nur noch 115 statt bisher 150 PS.