Im spanischen Martorell kümmert man sich verstärkt um die Marke Cupra, das ist bekannt. Gleichzeitig wird aber auch Seat am Leben gehalten. Ibiza und Arona bekommen 2025 ein weiteres Facelift, jetzt geht der kompakte Leon als Fünftürer und Sportstourer (Kombi) mit einem Update an den Start.
Das optische Facelift, dass dem Cupra Leon eine neue Front mit spitzer Nase sowie geänderte Rückleuchten mit integriertem Logo beschert, bleibt beim Seat-Schwestermodell aus. Damit unterscheiden sich die beiden Leon-Baureihen schon auf den ersten Blick voneinander. Das Design des 2020 eingeführten Leon mit prägnantem Kühlergrill und spitzen Scheinwerfern wirkt auch weiterhin frisch und modern.
Unter dem Blechkleid bekommt der Seat Leon ein Update bei Technik und Infotainment. Das Motorenprogramm startet mit einer 115 PS starken Variante des Benziners 1.5 TSI. Im Gegensatz zum 150 PS starken Pendant verzichtet die neue Basisversion, die an die Stelle des einstigen Dreizylinders 1.0 TSI rutscht, auf die Zylinderabschaltung. In beiden Leistungsstufen ist ein manuelles Sechsganggetriebe serienmäßig. Mit dem optionalen Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) werden die Einsfünfer zu Mildhybriden mit 48-Volt-System. Außerdem gibt es den bekannten 2.0 TDI mit ebenfalls 115 oder 150 PS.
Weiter fahren, schneller laden
Auch der Seat Leon profitiert vom neuen Plug-in Hybrid der MQB-Konzernmodelle (Modularer Quer-Baukasten). Der Zweimotoren-Antrieb kombiniert den 150 PS starken 1.5 TSI mit einem 85 kW (115 PS) starken Elektromotor. Die Systemleistung liegt bei 150 kW / 204 PS. Deutlich gewachsen ist die Speicherkapazität des Akkus. Sie liegt jetzt bei netto nutzbaren 19,7 kWh (brutto 25,7 kWh), die für eine elektrische Reichweite von bis zu 131 Kilometern nach WLTP-Norm sorgen soll. Auch beim Laden wurde nachgelegt. Wechselstrom fließt dreiphasig mit 11 kW über den Typ-2-Anschluss. Erstmals kann der Plug-in Hybrid auch am Schnelllader angestöpselt werden, hier sollen bis zu 50 kW erreicht werden.
Wir sind mit dem Seat Leon e-Hybrid als Sportstourer im deutschen Winter unterwegs. Mit der teuren Options-Farbe "Graphene Grau" kleidet sich der 4,64 Meter lange Kompaktkombi farblich passend zum wolkenverhangenen Himmel. Mit voller Batterie zeigt das graphisch überarbeitete Kombiinstrument hinter dem Dreispeichenlenkrad stets eine elektrische Reichweite von 111 Kilometern an. Sie sinkt regelmäßig um zehn Kilometern, sobald von der Software die aktivierte Klimaanlage erkannt wird.
Im typischen Pendlerverkehr mit Überland- und Stadtfahrten bei entspanntem Fahrstil sind bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt rund 90 elektrische Kilometer schaffbar. Spätestens dann meldet sich der Benziner zum Dienst – sofern man nicht vorher vom Elektro- in den Hybrid-Modus gewechselt hat.
Rekuperation über den Touchscreen
Das Umschalten zwischen den Antriebsmotoren gelingt ohne Aufruhr, bei niedrigen und mittleren Drehzahlen arbeitet der TSI akustisch im Hintergrund. Lediglich beim Beschleunigen oder bei höherem Tempo ist ein leicht knurriges Verbrennungsgeräusch zu hören. Das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe arbeitet zuverlässig und schnell, Eingriffe über die Schaltwippen am Lenkrad sind kaum nötig. Die beiden griffgünstig platzierten Hebelchen hätte man im Leon e-Hybrid doch prima für die Einstellung der Energie-Rekuperation nutzen können. Um eine der drei Stufen auszuwählen, muss man sich in ein Untermenü auf dem zentralen Touchscreen-Display klicken.
Das Ladeversprechen an der Wallbox oder einer öffentlichen Ladesäule löst der Seat Leon e-Hybrid ein. In rund zweieinhalb Stunden ist der Akku hier wieder voll, sofern man bei der Neuwagenbestellung das Typ-2-Ladekabel für 250 Euro Aufpreis bestellt hat. Serienmäßig liegt nur ein Kabel für den Anschluss an einer Haushalts-Steckdose im Unterflurfach des 470 Liter großen Kombi-Kofferraums.
Am Schnelllader steig die Leistung laut Anzeige an der Station direkt nach dem Start auf 30 kW, fällt bei etwa 30 Prozent Ladestand auf 26 kW ab und verharrt dann dort. Zumindest in der kalten Jahreszeit reichen auch mehrfache Ladestopps nicht, um die 50 kW zu erleben. Anstelle der versprochenen 26 Minten vergehen rund 35 bis 40 Minuten, bis der Akku zu 80 Prozent gefüllt ist. Beim Ladestopp mit einem Plug-in Hybriden während eines Einkaufs oder Termins spielt das keine große Rolle. In den meisten Fällen dürfte ein elektrifizierter Verbrenner mit Stecker wohl abends zuhause oder tagsüber beim Arbeitgeber gemütlich am Wechselstrom-Anschluss Elektronen zapfen.
Ein Vorteil von Plug-in Hybriden soll ja im spontanen Start zu Langstreckenfahrten ohne Ladeplanung liegen. Gesagt, getan. Mit leerem Akku pendelt sich der Autobahn-Verbrauch bei sieben Litern je 100 Kilometern ein. Durstiger wird der Spanier erst, wenn man öfter die Temporegionen bis zur Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h auslotet. Im Alltagsverkehr pendelt sich der Benzinverbrauch im Hybridmodus bei knapp unter sechs Litern ein, liegt damit nur leicht über der WLTP-Angabe (5,2-5,4 l/100km).
Schade: Durch vorausschauendes Fahren mit Schubbetrieb und vielen Möglichkeiten zur Rückgewinnung von Energie lässt sich unterwegs kaum Strom in den Akku schicken. Die Anzeige im Cockpit zeigt ab und an mal einen oder zwei zusätzliche Prozentpunkte an, die schnell wieder verschwinden. Andere Hybride, egal ob mit oder ohne Stecker, bieten hier mehr Ansporn zum effizienten Fahren.
Der gewohnt geräumige Innenraum bettet Fahrer und Beifahrer in der Ausstattungslinie FR auf bequemen Sport-Komfort-Sitzen. Eine elektrische Einstellmöglichkeit für den Fahrerplatz kommt mit der optionalen Dinamica-Ausstattung (Mikrofaser-Material, ähnlich wie Alcantara) ins Auto. Massagefunktionen gibt es bei Seat nicht.
Neue Displays, stabile(re) Software

Mit dem optionalen Business-Paket hat das zentrale Display eine Bildschirmdiagonale von 12,9 Zoll.
Im Cockpit zeigen sich nicht nur optisch aufgefrischte Anzeigen im digitalen Kombiinstrument, sondern auch ein neues Infotainment-System. Der Touchscreen hat ab Werk ein Format von 10,4 Zoll Bildschirmdiagonale, optional ist er mit 12,9 Zoll zu haben. Im Vergleich zum Vorgänger gefallen die Anzeigen mit höherer Auflösung, die Reaktionsschnelligkeit des Touchscreens wurde deutlich erhöht. Einige Icons sind aber auch weiterhin arg klein, müssen mit zielsicherem Fingerdruck getroffen werden. Der Slider unter dem Display, mit dem Audiolautstärke, Klima-Temperatur und Sitzheizung (per Zweifinger-Klick) gesteuert werden, ist bei Dunkelheit beleuchtet und somit auch nachts bedienbar.
Den Blick nach vorne erhellen in diesem Fall die optionalen Matrix-LED-Scheinwerfer, die es im Modelljahr 2025 erstmals als Extra für den Seat Leon gibt. Die einzeln ansteuerbaren Module blenden Gegenverkehr und vorausfahrende Fahrzeuge zuverlässig aus. Das Fernlicht dürfte aber gerne etwas heller strahlen.
Ansonsten hat sich beim Update nichts geändert. Auch in der Komfort-Einstellung des DCC-Fahrwerks mit adaptiven Dämpfern (mit der Progressivlenkung Teil des aufpreispflichtigen Dynamic-Pakets) bleibt die Grundnote der Federung straff, vereinzelt kann sich die Aufhängung leichte Poltergeräusche nicht verkneifen.
Im Vergleich zum Fünftürer kostet der Seat Leon Sportstourer, je nach Version rund 1.500 Euro Aufpreis. Dafür bekommt man den größeren Kofferraum in der nach hinten verlängerten Karosserie, der Radstand ist bei beiden Karosserievarianten identisch.
Seat günstiger als Cupra?
Den e-Hybrid-Antrieb gibt es nur in Verbindung mit der höchsten Ausstattungslinie FR. 43.135 Euro beträgt der Listenpreis des entsprechenden Leon Sportstourer. Auf den ersten Blick liegt er damit klar unter dem identisch motorisierten Cupra Leon (den es zusätzlich auch als VZ e-Hybrid mit 272 PS gibt), der 45.000 Euro kostet.
Verhältnismäßig günstig bleibt der Seat Leon, nicht nur im Vergleich zum Cupra-Bruder, aber nur dann, wenn man sich bei der Bestellung der Optionen zurückhält. 18-Zoll-Felgen, das größere Infotainment-Display und induktive Smartphone-Ladeschale sind beim Seat optional bestellbar, beim Cupra Teil der Serienausstattung. Schon steigt der Listenpreis des Seat Leon Sportstourer e-Hybrid auf 45.580 Euro, wobei der Cupra dann mit dem schlüssellosen Zugang einen weiteren Ausstattungsvorteil bietet.
Der gefahrene Testwagen bringt alles mit, was Konfigurator und Preisliste bei Seat so hergeben und zeigt damit auch, wie kleinteilig die Ausstattungspolitik bei den Spaniern ist. Ambientelicht mit Totwinkelwarner, elektrische Heckklappe und Rückfahrkamera sind nur einige von vielen Einzeloptionen. Mit Panorama-Glasschiededach, dem vollen Assistenzpaket, DCC, Matrix-LED-Scheinwerfern, Beats-Soundsystem und weiteren "Ja, gerne"-Antworten auf Fragen des Verkaufsberaters klettert der Preis des kompakten Kombis auf bis zu 56.210 Euro.
Immerhin: Wer den Spanier mit Stecker als Firmenwagen fährt, der profitiert auch weiterhin vom reduzierten Satz bei der Versteuerung des geldwerten Vorteils. Privatkunden oder Menschen, die regelmäßiges Laden nicht in ihren Alltag integrieren können oder wollen, sehen sich im Seat-Autohaus vielleicht auch mal den Leon 1.5 eTSI als Mildhybrid mit 150 PS an. Er kann, ein entsprechendes Gemüt vorausgesetzt, auch sparsam bewegt werden. Beim Listenpreis spart man, im Vergleich zum Plug-in Hybriden, stolze 6.740 Euro.
Einen konzerninternen Preis-Vergleich muss man beim Plug-in Hybrid nicht anstellen. Während aus Spanien der Leon Kombi e-Hybrid gleich unter der Flagge von zwei Marken auf die Straße rollt, hat Skoda den Octavia iV mit dem 2024er Facelift gestrichen. Den VW Golf Variant gab es auch bisher nicht mit Ladeanschluss.