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Range Rover Sport im Fahrbericht
Mit Hightech gegen Wurzeln und Granit

Der neue Geländewagen erweitert die bewährte Technik: Alu-Karosserie statt Stahl, insgesamt 420 Kilogramm weniger Gewicht und neue Steuerprogramme für den Allradantrieb.

Range Rover Sport, Frontansicht
Foto: Hersteller

Range Rover Sport-Testfahrt im schwedischen Arjeplog, etwa 100 Kilometer südlich des Polarkreises. Die Geländestrecke windet sich bergauf, bergab durch die tief verschneiten Kiefernwälder wie die Mitgard-Schlange aus den nordischen Götter- und Heldensagen. Schlaglöcher, krumme Wurzel-Hürden, scharfkantige Granitbrocken, und darüber ein seifiger Brei aus eisiger Erde und matschigem Schnee.

Hier, melden sich die schwedischen Märchen zu Wort, würden selbst die Trolle genannten Riesen der nordischen Mythologie nur Hand in Hand entlangtappen. Hier, meldet sich die Erfahrung zu Wort, werden wir im neuen Range Rover Sport mit den aufgezogenen Ganzjahres-Reifen jämmerlich Schiffbruch erleiden.

Range Rover Sport kommt überall hin

Testingenieur Craig Carter, Entwicklungsleiter des neuen sportlichen Range Rover, ist ein Virtuose am zentralen Drehknopf zum Wählen der unterschiedlichen Traktionsprogramme: Er springt zwischen den sechs Schaltkommandos Automatic, Normal, Gras/Schotter/Schnee, Schlamm, Sand und Felsen hin und her wie der chinesische Starpianist Lang Lang auf den Tasten eines Konzertflügels.

Der Geländewagen Range Rover Sport zieht sich trotz fehlender Stollenbereifung souverän und unbeirrbar durch den tiefgefrorenen Sumpf mit seinen hinterhältigen Garnierungen. Für die Marke ist so eine Übung Pflicht. "Ein Land Rover muss selbst vor härtesten Klimabedingungen und schlechtesten Untergründen nicht kapitulieren." Dann ergreift Jason Walters als Chefentwickler für die Geländeeigenschaften das Lenkrad.

Der aufgeladene Fünfliter-V8 mit seiner Höchstleistung von 510 PS ist ein bärenstarker Tanzlehrer, der schon beim leichten Antippen des Gaspedals den viertürigen range Rover Sport über den zugefrorenen See pustet, als wolle er den ausgesteckten Handlingkurs wie mit einem Tafelschwamm von der Eisplatte wischen. Die Mühelosigkeit, mit der Walters Driftwinkel bis zu fast 90 Grad durch einfaches Gegenlenken und Abwarten neutralisiert, verdankt der Chauffeur den zahlreichen Assistenz-Systemen.

Intelligente Elektronik stabilisiert den Range Rover Sport

Dazu gehören im Range Rover Sport nicht nur ausgefuchste Programme für Bergan- und -abfahrt, sondern auch für die Bremskraft-Zuteilung, Stabilitäts- und Traktionskontrolle und die Wankneigungssteuerung für die Luftfederung sowie die hydraulische adaptive Dämpfung. "Wir bauen dafür nicht mehr viele unterschiedliche Steuergeräte", verrät Walters, "die wir etwa mit einem Daten-Bus zusammenschalten, sondern wir setzen auf einen zentralen Computer, der gut gekapselt in der Fahrzeugmitte sitzt und die Systeme mit ihren Programmen zentral kontrolliert."

Wir wollen es genau wissen. Assistenzsysteme an, Stoppuhr gedrückt und einmal den Land-Rover-Handlingkurs auf dem Eis umrundet. Das nicht repräsentative, aber gemessene Resultat für den Range Rover Sport: zwei Minuten und 32 Sekunden. Walters sitzt relativ entspannt auf dem Fahrerplatz und hat überwiegend mit Gasgeben und Bremsen zu tun, kaum mit Gegenlenken.

Dann der Gegentest: alle Assistenzsysteme aus und los. Wir verlieren 17 Sekunden auf die erste Zeit und Walters vermutlich ein Kilogramm Körpergewicht: Das permanente Gegenlenken und Wiedereinfangen des Geländewagens ersetzt geschätzt eine gute Stunde im Fitness-Studio.

In der Modell-Hierarchie zwar unter dem Range Rover angesiedelt, zeigt der etwas kleinere Sport die gleichen technischen Merkmale wie der 2012 vorgestellte große Bruder. Eine selbsttragende Aluminium-Monocoque-Karosserie ersetzt das alte Rahmen-Konzept. Die geklebte und genietete Konstruktion ist viel verwindungssteifer und spart samt aller anderen erleichterten Elemente 420 Kilogramm.

Vier Motoren für den Range Rover Sport

Dazu gibt es im Range Rover Sport zunächst drei Motoren: zwei V6-Diesel mit 258 oder 292 PS und einen Fünfliter-V8-Benziner, der aufgeladen nicht weniger als 510 PS liefert. Noch für 2013 plant Land Rover den Einsatz auch des 4,4-Liter-V8-Diesels mit 339 PS und die Vorstellung einer Hybridversion, die es ab 2014 geben soll.

Um die Leistung optimal auf den Boden zu bringen, offeriert Land Rover zwei unterschiedliche Getriebeversionen: Für harte Geländeeinsätze steht ein zweistufiges Vorgelege mit paritätischer Verteilung der Antriebskraft und 100-Prozent-Sperren der Differenziale. 18 Kilogramm leichter ist die Ausführung mit einstufigem Verteilergetriebe und Torsendifferenzial, bei der Vorder- und Hinterachse 42 und 58 Prozent der Leistung zugeteilt werden.

Range Rover Sport kann auch Internet

Zeitgemäß offeriert Land Rover im Range Rover Sport dazu ein Konnektivitätspaket, das Smartphones und Laptops der Insassen drahtlos miteinander verbindet und auf Wunsch einen WiFi-Hotspot bietet, damit auch im Range Rover Sport nach Herzenslust im Internet gesurft werden kann.

Digital-Kameras erkennen Verkehrszeichen, Fahrspuren und Gegenverkehr, Wat-Sensoren in den Rückspiegeln messen die Tiefe einer vorausliegenden Furt. Bis zu 85 Zentimeter werden gemeistert. Dass der Newcomer im Markt untergeht, ist somit nicht zu befürchten.

Fazit

Light-Gedanke: Stabil und rostfrei bürgt die wesentlich erleichterte Range-Rover-Sport-Karosserie für einen langen Lebenszyklus. Die Assistenz-Systeme ermöglichen auf Schnee und Eis selbst mit Ganzjahres-Reifen eine verblüffend gute Traktion.
Nicht für jede Werkstatt: Das Alu-Monocoque stellt nach einem Unfall hohe Ansprüche, nur spezielle Werkstätten können hier reparieren. Die besonderen Ganzjahres-Reifen für Gelände und Autobahn gibt es nur über Land Rover.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 15 / 2024

Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten