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Range Rover Evoque Fahrbericht
Sportlicher Kompakt-SUV

Der sportlichste Land Rover, der neue Range Rover Evoque, lässt sich auch im Gelände manierlich bewegen. Erste Fahreindrücke mit einem Vorserienmodell.

Range Rover Evoque, Frontansicht, Stand, Bernd Ostmann
Foto: Nick Dinbleby

Range Rover-Entwicklungschef Mike Cross schaut skeptisch, als wir ins Gelände abbiegen. Er weist noch einmal darauf hin, dass sein Range Rover Evoque gerade sechs Monate alt ist, „aber schon ein sehr hartes Leben gehabt hat“. Will heißen: Er hat nur wenige Autos auf diesem Entwicklungsstand. Also bitte im Gelände nicht zu sehr malträtieren. Der Evoque ist der „sportlichste Range Rover“, so Cross. Also eher etwas für die Stadt als für die Schlammkuhle. Er hat auch nur Stahl- und keine Luftfedern wie die meisten Landies. Also kann auch die Bodenfreiheit nicht variiert werden. Außerdem gibt es im Range Rover Evoque keine sperrbaren Differenziale, sondern nur eine Haldex-Kupplung.

Range Rover Evoque im freien Fall

Aber wenn sich der Range Rover Evoque-Kunde mal in die Büsche schlagen möchte, dann gibt es ja immer noch den HDC-Schalter, was für „Hill Descent Control“ steht. Die Bergabfahrkontrolle wirkt selbst bei einem Gefälle von 26 Grad – was dem freien Fall aus Sicht des Fahrers schon sehr nahe kommt. Aber keine Bange: Der Chauffeur muss bei der Talfahrt nur die Füsse von den Pedalen nehmen und lenken. Der Range Rover meistert das Gefälle mit Bravour, bremst die Fuhre auf dem Erdpfad so geschickt ab, dass die Geschwindigkeit sechs km/h nicht übersteigt. Das Gelände scheint für den sportlichen Typ kein Problem. Auch nicht der 30-Grad-Schräghang.

Neue Kundenkreise ansprechen

Vor dem großen Wassergraben schreckt Cross etwas zurück. Die braune Brühe schwappt gefährlich bis an die Oberkante der Motorhaube des Range Rover Evoque. Nach zwei Versuchen lassen wir es bewenden. Wer möchte schon, dass sich der brave Vierzylinder-Diesel mit einem Wasserschlag verabschiedet.

Der Range Rover Evoque ist ohnehin nichts für Grobmotoriker, sondern eher für Schöngeister. „Er soll vor allem designorientierte Kunden ansprechen“, so Land Rover-Chef John Edwards. „Wir wollen uns breiter aufstellen – und neue Kunden gewinnen.“ Der Freelander-Fahrer ist beispielsweise knapp unter 50 Jahre alt, denkt praktisch und ist eher an einem großen Kofferraum interessiert. Da soll die Range Rover Evoque-Klientel deutlich jünger ausfallen. Sie lebt überwiegend in Städten und liebt es dynamisch: statt Dschungelcamp also eher Großstadtdschungel. Nicht ohne Grund haben sich die Entwickler deshalb an Audi TT, Mini und BMW X1 orientiert.

Land Rover setzt auf das Design

Der Range Rover Evoque soll zunächst mit seinem Design punkten – der coupéhaften Dachlinie, dem riesigen Glasdach oder schicken Zwei-Farben-Lackierungen etwa. Als Motorisierung gibt es nur aufgeladene Vierzylinder, als Benziner (Zweiliter, 240 PS) oder als Diesel (2,2 Liter mit 150 und 190 PS). Ab 2012 soll es den schwächeren Diesel auch mit Front- statt Allradantrieb geben. „Aber hier sehen wir allenfalls zehn Prozent vom Volumen“, wie Bernard Kuhnt, Europa-Direktor für Jaguar und Land Rover, erklärt.

Der Top-Diesel mit seinen 190 PS meldet sich recht kernig zum Dienst. „Da werden wir bis zum Serienstart im September noch optimieren“, verspricht Cross. Dafür spricht der Selbstzünder munter an, während die Sechsstufen-Automatik nicht immer flink genug die Gänge wechselt. Aber auch da soll es noch ein wenig Feinschliff geben. Bei den Radgrößen reicht die Spannbreite von 17 bis 20 Zoll. Unser Range Rover Evoque steht auf 19-Zöllern mit 235er Conti Cross Contact-Pneus. Mike Cross unterstreicht: „Ich bevorzuge diese Größe.“ Allerdings betont der Entwicklungschef, „dass wir für reine Asphalt-Pisten auch beim Reifen noch optimieren könnten“.

Auch Sportprogramm im Range Rover Evoque ist möglich

Der 190-PS-Diesel verteilt seine Kraft auf alle Viere. Dazu gibt es adaptive Dämpfer à la Ferrari – eine Premiere im SUV-Segment. Die Kombination aus Handling und Komfort kann bereits vor dem Serienstart überzeugen. Auf der Teststrecke wie auf der Landstraße zeigt der Range Rover Evoque, dass sein Fahrwerk auf Wellen und Rippen erfreulich feinfühlig anspricht und selbst derbe Stöße elegant abfedert. Er umrundet Biegungen mit relativ geringer Seitenneigung. Die elektromechanische Lenkung wirkt präzise, vermittelt in allen Geschwindigkeitsbereichen einen guten Fahrbahnkontakt und ist dabei nicht zu schwergängig. Die Bremse deutet nach einer schnellen Runde auf dem Handling-Parcours allerdings durch den Geruch auf eine höhere Belastung hin – von Fading aber keine Spur.

Zur Normalauslegung gibt es beim Range Rover Evoque allerdings noch eine Sportvariante, wobei Lenkung, Gasannahme und Dämpfung ihre Charakteristik verändern. Die rote Armaturen-Beleuchtung und die veränderte Gaspedal-Reaktion bereiten keine Probleme, doch die härtere Dämpfer-Charakteristik ist für einige Passagen auf dem Handling-Parcours von Gaydon schon einen Tick zu hart. Der Evoque droht bei forcierter Gangart von der schmalen, bombierten Piste zu hüpfen. Die Lenkung ist bei schneller Fahrt zielgenau und präzise. Bei langsamer Fahrt erfordert sie beim Anlenken aber viel zu viel Kraftaufwand. Hier sollte – auch mit Rücksicht auf die weibliche Kundschaft – nachgebessert werden.

Fünfsitzer mit Dakar-Ambitionen

Der Range Rover Evoque ist übrigens kein Zwei-Plus-Zwei-Sitzer, auch wenn er mit seiner coupéhaften Dachlinie so aussieht. Im Fond haben bis zu drei Erwachsene Platz, bei einer erstaunlichen Kopffreiheit zum Glasdach. Die Sicht direkt nach hinten ist durch das schmale Heckfenster eingeschränkt. Schräg nach hinten gibt es beim Einparken durch das dritte Fenster dagegen wenig Probleme. Zudem bietet die Optionsliste unter anderem auch einen Park-Assistenten. Da muss der Fahrer beim Einparken nur noch Gaspedal und Bremse bedienen, denn gelenkt wird automatisch.

Und noch eine Neuheit hat der Range Rover parat: Während der Fahrer im großen Navi-Display die Routenhinweise verfolgt, kann sich die Beifahrerin einen Film ansehen. Zwei ganz unterschiedliche Darstellungen also, abhängig vom Blickwinkel des Betrachters.

Der Range Rover Evoque soll der Bestseller im Range Rover- und Land Rover-Programm werden. Dafür muss er den Freelander schlagen, der 2010 knapp 60.000 Mal verkauft wurde. Wenn es nach den Vorstellungen seiner Macher geht, dann wird er möglicherweise auch im Sport eine Rolle spielen: 2012 feiert Range Rover bei der Dakar-Rallye 30-jähriges Jubiläum, und der Seriensieger Volkswagen wird nicht mehr dabei sein. Denn mit der wilden Hatz durch die Sanddünen kann man nicht nur echten Weltenbummlern, sondern auch der urbanen Schickeria imponieren

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