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Porsche bb Moonracer
Getunter Klassiker

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330 PS und iPad-Technik, aber ein H-Kennzeichen: Der Frankfurter Tuner Rainer Buchmann hat wieder einen klassischen Porsche Turbo Targa veredelt. Mit dem bb Moonracer durch die Frankfurter Nacht.

Porsche bb Moonracer, Frontansicht
Foto: Dino Eisele

Der luftgekühlte Sechszylinder im Heck lässt den Porsche bb Moonracer mit jenem flüsternden Röcheln durch Frankfurt schnüren, das die Turbo Targas von bb stets auszeichnete. Sie benötigen keinen Krawall-Level der Abgase, sondern treten gentlemenlike gedämpft auf; ihr Urschrei aus dem Endrohr bleibt seltene Kür.

Gediegen dagegen das Äußere. Der Lack des Porsche bb Moonracers gewinnt seine Leuchtkraft etwa aus den Xirallic-Pigmenten von Merck, eine Entwicklung, die bb-Gründer Rainer Buchmann schon in den 70er-Jahren anregte. Damals galt der Frankfurter mit seinen veredelten Autos als strahlender Komet am Firmament der Toys für Playboys. Letztere Männergattung gilt zwar inzwischen als ausgestorben, doch ihre Ideen haben es geschafft, irgendwie zu überleben, im Untergrund männlichen Bewusstseins.

Buchmanns Comeback

Die Geschichte von Buchmanns Automobilen, seinem Motorrad und seinen Erfindungen ist dabei so mythensatt, dass es eines Buches bedarf wie „bb“ von Gerold Lingnau. Er ordnet die Fülle etwa von Modellen, Dächern, Designs, der Fernentriegelung und dem Multifunktions-Lenkrad; und er erzählt Unglaubliches aus dem Leben des Chefs.

Mitte der 80er-Jahre zog sich Buchmann aus dem Magnetfeld der besonderen, individuellen Automobile zurück – allerdings nur, um später wieder Lust auf Porsche zu bekommen. Ein Freund und Kunde, heute sein Partner, schaute ihm mit diesem gewissen Hundeblick in die Augen, auf den stets ein Leckerli folgt. Dann bat er ihn, doch einmal darüber nachzudenken, wie 2015 ein bb-Porsche aussehen könnte, der einerseits die alten Ideale krönt, andererseits aber der neuen Zeit ihren digitalen Tribut zollt.

Buchmann nahm die Witterung auf und rührte so lange in seinem Hexenkessel der Ideen, bis das Moonracer-Konzept stand: Ein luftgekühlter Porsche 911 Turbo sollte es sein, in der von ihm einst propagierten Targa-Version, digital auf der Höhe der Zeit.

Porsche bb Moonracer leistet 330 PS

Würde der Porsche bb Moonracer in der Lage sein, sich sozusagen nackig zu machen, käme als Grundbaustein eine schmale Karosserie vom 911 SC Carrera 3.0 zum Vorschein. Sie stammt aus dem Jahr 1984, daher das H-Kennzeichen. Ihr wuchsen im Verlauf der bb-Kur alle Werksteile, die aus einer schmalen Karosserie eine breite Turboschale machen. Dazu gesellten sich das 930-Getriebe samt Hinterachsrohr und -schwingen, die Turbo-Bremsanlage und der Heckflügel.

Darunter schmiegt sich ein austrainierter 3,3-Liter-Boxer ins Heck, der dank des 1984 angebotenen Werk-Kits 330 PS leistet und den Porsche bb Moonracer auf 270 km/h beschleunigt. Original sind natürlich ebenfalls die 15-Zoll-Felgen von Fuchs, vorne sieben und hinten acht Zoll breit, mit Reifen der Dimension 225 und 245.

Porsche bb Moonracer mit 940-Watt-Soundanlage

Um der elektronischen Postmoderne eine zeitgemäße Reverenz zu erweisen, integrierte man dem Porsche bb Moonracer eine 940-Watt-Soundanlage, die über ein in der Mittelkonsole unauffällig verstecktes iPad-Fach bedient wird. Damit können über Bluetooth per Receiver nicht nur die in den Türen verbauten Lautsprecher geregelt, sondern auch die Freuden des Internets genossen werden. Wer im Beifahrersitz eine Massagefunktion vermutet, muss sich korrigieren lassen: Darunter steckt im Souterrain nur ein gewaltiger Subwoofer, der den Innenraum mit tieffrequenten Rhythmen durchpulst.

Das Kunstleder am Targabügel wich edlem Spaltleder, die Sitze überzieht feinstes Leder im noblen hellen Grauton, und allenthalben sind die magischen beiden Buchstaben präsent: „bb“ auf den Kopfstützen, in den eigens angefertigten Teppichen, auf den Abdeckungen der Rücksitze, dem Lenkrad und dem sandgestrahlten Aluminium-Schaltknauf. Die Streifen auf der Karosserie des Porsche bb Moonracer sind auf die Lackierung abgestimmt; beim ersten Regenbogen-Turbo von 1977 leuchteten sie noch als Kennfarben von Polaroid. Der Kamerahersteller machte mit dem bb-Porsche damals auf der Photokina Reklame.

„Tränen der Begeisterung“

Die Lichtreflexe der Skyline von Frankfurt fallen durch das gläserne Targadach – eine weitere bb-Spezialität − und erinnern an die psychedelischen Muster der 70er-Jahre. Beim Überfahren von Unebenheiten zuckt der Turbo des Porsche bb Moonracer leicht in der Lenkung, und nach dem Gasgeben nimmt er sich ein paar Zehntel einer Gedenksekunde. Dann hat der Turbolader seine metallenen Backen richtig aufgeblasen, und die Beschleunigung lässt, wie Porsche-Enthusiast Walter Röhrl es ausdrücken würde, „die Tränen der Begeisterung waagerecht nach hinten zum Ohr hin abfließen“.

Porsche bb Moonracer behält Eigenarten bei

Als Porsche den Turbo 1974 mitten hinein in die Weinerlichkeiten der Ölkrise setzte, ließen seine Fahrleistungen selbst abgehärtete Volant-Artisten erbleichen. Er tigerte auf der Autobahn bisweilen den Längsrillen hinterher, schwenkte mit einer Gewichtsverteilung von 38 zu 62 Prozent auf Vorder- und Hinterachse in schnellen Kurven schon mal das Heck nach außen, lieferte die volle Leistung erst zeitversetzt zum Kommando des Gaspedals und genehmigte sich ein gutes Maß an Kraftstoff. Zu den Reizen des Porsche bb Moonracer gehört, dass sein Fahrer alle diese kleinen, liebenswerten Eigenarten auch im neuesten bb-Porsche erwarten darf.

Da bb-Chef Buchmann eigenem Bekunden zufolge Lust auf mehr verspürt, sieht der Plan eine Mini-Serie von fünf bis zehn Moonracern vor. Die von der Rohkarosserie an neu aufgebauten Turbos sind dabei traditionell keine Sonderangebote: Für den Preis eines Porsche bb Moonracers gibt es zwei normale Turbos. Allerdings nicht von bb.

Schöne Frauen, schnelle Wagen

Zum Mythos um die bb-Autos gehört stets auch die Glitzerwelt der Models. Kein Wunder, zählte doch auch Playboy Gunther Sachs zu Buchmanns Freunden. Wem das heute merkwürdig vorkommt, der wird von Facebook eines Besseren belehrt: Autobilder ohne holde Weiblichkeit werden zu Tausenden geklickt, Autobilder mit freundlichen Mädels zu Zehntausenden. Buchmann setzte schon in den 70ern auf diese Synergie. Das attraktivste seiner Models heiratete er. Als Kati Buchmann jetzt im Space-Outfit mit dem Porsche bb Moonracer vor der Frankfurter Alten Oper auftauchte, gab es vom Italiener nebenan spontan ein Glas Prosecco: „Auf bb und die guten Tage!“

Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten