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Peugeot Onyx im Fahrbericht
Französischer Kupfer-Sturm

Die Peugeot-Studie Onyx drehte in Hockenheim erste Proberunden. Das Hybrid-Geschoss aus Kupfer und Kohlefaser wird von 600 PS aus dem V8-Renndiesel für Le Mans und von einem Elektromotor befeuert.

Peugeot Onyx, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Dass der Peugeot Onyx so viel Pfeffer im Heck hat, nämlich 600 PS aus einem Turbodiesel plus 59 kW aus einem Hybrid-Elektromotor, nimmt nicht Wunder. Schließlich begann die Geschichte des französischen Konzerns, heute präsent in der PSA-Gruppe, vor gut 200 Jahren mit der Herstellung von Pfeffermühlen.

An diesem kalten und noch ein wenig feuchten Januarmorgen meldet sich in einer Box des Hockenheimer Motodroms ein Peugeot-Diesel vernehmlich zu Wort. Schon bei den moderaten Warmlaufdrehzahlen versteht niemand mehr das eigene Wort in der Garage. Wer 600 PS aus 3,7 Liter Hubraum schöpft, kann einfach nicht flüstern. Und dass der zusätzlich montierte Hybrid-Elektromotor seine Leistung gewissermaßen geräuschlos produziert, macht den Renn-Diesel im Peugeot Onyx auch nicht leiser.

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Peugeot Onyx ist innovativer Supersportwagen

Beide Motoren stecken im Peugeot Onyx, einem Hightech-Gebilde aus Kohlefaser, Aluminium und Kupfer. Zum ersten Mal tauchte der 1,16 Meter flache Zweisitzer auf dem letzten Pariser Salon auf: 4,65 m lang, 2,20 m breit und 1.100 kg schwer. "Ich wollte ein Aushängeschild technologischer Exzellenz und meisterhaften Designs schaffen", positionierte der Exterieur-Designer Sandeep Bhambra seinen jüngsten Entwurf. Sein Chef Gilles Vidal ergänzte: "Ein Supersportwagen mit extrem aerodynamischen Linien, ausgefeiltem Design und architektonischer Innovation."

Die Zelle des Peugeot Onyx ist ein Kohlefaser-Monocoque, das Ausleger aus dem gleichen Material an Front und Heck trägt, um Vorderachse sowie Hinterachse, Getriebe und Motor aufzunehmen. Dort, wo andere Produzenten Aluminium verwenden, setzt Peugeot beim Onyx auf 100 % Kohlefaser. Die Längsträger sind mit unterschiedlichen Schichtdicken aufgebaut. Diese Variation der CFK-Profile soll das leisten, was normalerweise Strangpressprofile aus Leichtmetall können: sich im Crash-Fall sauber und ordentlich wie eine Ziehharmonika aus Aluminium zusammenfalten.

Damit, ist man sich bei Peugeot sicher, stellt die Marke eine technologische Innovation dar. Das Cockpitdach des Peugeot Onyx ist Teil einer gebogenen PMMA-Bahn, wohinter sich Polymethylmethacrylat verbirgt, und die gleichzeitig Front- und Heckscheibe bildet. Rechts und links ist das moderne Plexiglas an zwei Aluminium-Bögen verschraubt, die den oberen Abschluss des Cockpits bilden.

Vom Rennprototypen zur Studie

Das Kohlefaser-Monocoque und die CFK-Karosserieteile des Peugeot Onyx sind mattschwarz lackiert, die vorderen Kotflügel sowie die an zwei Gelenkscharnieren hängenden Türen bestehen aus einteiligen Kupferplatten.

Einen Sitz gibt es nicht, der Allerwerteste ruht in einer Kohlefaser-Kuhle des Monocoques, notdürftig gepolstert mit schmalen Schaumstoffeinlagen und überzogen von alles deckendem grauen Filz. Für Sitzriesen ist der Fahrerplatz im Peugeot Onyx denn auch nicht gedacht, genauso wenig wie für Piloten mit leicht erhöhter Schuhgröße. Die Pedale stecken in einer Art Kastenstruktur, und ab Größe 45 kann man im Grunde von der Kupplung über die Bremse bis zum Gas alle drei Hebel bequem mit einem Fuß drücken.

Die Sportabteilung von Peugeot hatte im Januar 2012 die neuen Renn-908 für den Einsatz in Le Mans und das epische Duell gegen die Audi bereits fertig, als der Vorstand am 18. Januar verkünden ließ, den Rückzug von den Sportprototypen-Rennen nicht erst 2013, sondern sofort zu vollziehen. Die Kohlefaser-Monocoques gab es aber schon, genauso wie die nagelneuen 3,7-Liter-Renndiesel. Nicht schwer vorstellbar, dass Peugeot aus der Not eine Tugend machte und aus den nun nicht mehr benötigten Renn-Teilen eine spektakuläre Studie auf die ultrabreiten Räder stellte: Vorne kommen auf 20-Zoll-Felgen immerhin Reifen der Dimension 275/30 zum Einsatz; hinten sind es sogar 345/30-Pneus.

Peugeot Onyx mit Recycling im Innenraum

Ein Supersportwagen wie der Peugeot Onyx mit Hybrid-Technik passt derzeit sowieso perfekt zum Image, nicht nur in den Regelbüchern der Internationalen Le-Mans-Serie, sondern auch auf Messestand, Großstadtstraße und Testpiste.

Der Materialmix des Interieurs wird dabei zu einer Huldigung an recycelbare Materialien und die hohe Kunst traditioneller Glasbläserei: Während der schon beschriebene Filz Innenraum und Lenkrad nahtlos umkleidet, bilden Applikationen aus aufgearbeitetem Altpapier einen fein gemaserten Kontrast. Buchstaben hier und da weisen auf den Ursprung des Armaturenträgers hin: Newspaper Wood, also Zeitungsholz.

In der Mittelkonsole des Peugeot Onyx aus dem gleichen Material wartet dann ein transparenter Kontrast: die Tankanzeige, kunstvoll aus Kristallglas mundgeblasen, mit handwerklich eingravierten Markierungen.

Elektronischer Clou im Peugeot Onyx ist eine Dachkamera, die jede Fahrt aufnehmen kann und sie dann über das vor dem Beifahrer integrierte iPad wieder abspielt. Der Film wird zur Botschaft: einmal im Peugeot Onyx durchs Elsass fahren, die Fahrt filmen und dann hundertfach auf dem Touchscreen wiederholen bei völliger CO2-Neutralität.

Einziges Problem der Studie: Wenn bei uns weiterhin so viel Kupfer geklaut wird wie derzeit, braucht der Peugeot Onyx beim Parken jedes Mal einen eigenen Security-Service.

Die aktuelle Ausgabe
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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