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Peugeot 205 GTi und 208 GTi im Fahrbericht
Alte Liebe rostet nicht

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Der Peugeot 205 GTi gilt als der wildeste Klein-Kraftwagen aller Zeiten, vergangener wie kommender. 30 Jahre nach dem Debüt des 205 möchte ihn der 208 GTi 30th feiern. Und ganz gerne an dessen Legende anschließen. Aber, Junge, der Alte hat’s noch drauf.

Peugeot 205 GTi und 208 Gti, Impression
Foto: Hans-Dieter Seufert

Man kann Legenden wohl nicht mehr in Ruhe lassen, drängt sie dauernd zur Rückkehr. Gern erinnern wir uns an eine Präsentation bei Seat, als sie dort trommelwirbelten: „Die Legende kehrt zurück! Taramtamtamtamtamm! Ladys and Gentlemen: Der neue …“ Ja, und dann rumpelte tatsächlich der Toledo auf die Bühne.

Man mag uns also nachsehen, dass wir etwas untereuphorisiert auf die Beschwörung und Rückkehr von Legenden reagieren. Und etwas empfindlich dazu, wenn es dabei einen unserer Helden betrifft. Gut, da bestand im Fall des Toledo nun wenig Gefahr. Umso mehr beim Peugeot 205 GTi. Alles begann 1984 und mit 104 PS. Schon der 1,6-Liter-Motor hyperaktiviert das ohnehin leichtfertige Fahrverhalten des 205. Bis heute halten ihn viele für den wahren Nachfolger des Golf I GTI. Wie schmeichelhaft – für den Golf, der sich viel sperriger fährt als der 205. Erst recht als moppeliger Zweier-Golf, der selbst mit dem Vierventilmotor nicht so voranberserkert wie der 205 ab 1986 mit dem 128 PS starken 1,9-Liter-Motor. Wobei es eigentlich nie auf die reinen Messwerte ankommt, auch nicht auf die 8 PS, die der Kat unserem 205 1.9 raubt.

Peugeot 205 GTi trifft auf 208 GTi 30th

Selbst ein Peugeot 205 GTi mit 60 oder 75 PS eröffnete wohl jedem, der mal einen besaß oder nur fuhr, die Möglichkeit zur Legendenbildung. Zur Erinnerung genügt heute ein kleiner Wink aus der Preisliste des neuen 208: Telematik-Notrufsystem Connect SOS für 270 Euro. Und schon sitzt du wieder im 205, wo solch ein Alarmsystem mehr so telepathisch veranlagt war, Bettina hieß, auf dem Beifahrersitz saß sowie bereits auf dem Weg in den Acker den gellenden Notruf absetzte – und sich danach miesepetrig per Anhalter ins Dorf. Während der Pilot sich reumütig aufmachen musste zum nächsten Bauernhof, um dort um Nachsicht und einen Traktor zu bitten (diese Handlung ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit schreibenden Personen wären rein zufällig und nicht beabsichtigt).

Während wir mit dem Peugeot 205 GTi noch in Erinnerungen erschaudern, rollt der Jubiläums-208-GTi an. Und ja, wir haben uns auch als Erstes gefragt, was das denn soll mit diesem mattschwarzen Überstreifer von der Motorhaube bis zum hinteren Seitenfenster. Fragen uns das noch immer, weil selbst die Presseabteilung darauf eher ausweichend antwortet.

Peugeot 205 GTi mit leichtfertigem Handling

Der Zauber des Peugeot 205 GTi gründet vor allem darin, dass seine Leichtfertigkeit im Handling meist einhergeht mit jenem kühnen Jungenmut, der sich aus leichtsinniger Fehleinschätzung von Risiko ergibt. Doch jagen wir auch jetzt, ein halbes Leben später, da wir dem Förderverein der Grundschule beigetreten, restkreditversichert und betreuungsgeldberechtigt sind, noch immer der dramatischen Intensität solch unwiederbringlicher Landstraßentouren hinterher.

Und sollte uns der um zehn Millimeter tiefergelegte, spurverbreiterte Peugeot 208 GTi 30th tatsächlich das Gefühl des Peugeot 205 GTi zurückbringen, darf er sich gern schwarz maskieren. Dann ignorieren wir die Unergründlichkeit seines Infotainments, akzeptieren die Ruppigkeit seines Fahrwerks und verschweigen sein übernervöses Spurrillentändeln. Also los.

Die tief montierten Schalensitze geben klammernden Halt. Das kleine Lenkrad steht weit in den Raum. Es misst 35 Zentimeter Durchmesser – nur ein Tacken mehr also als dieses hochwertige Printprodukt, wenn Sie es zuklappen und quer halten. Und zwar so, dass die Oberkante auf Höhe der Nasenspitze liegt. Das ergibt recht genau den Ausblick, den man im 208 erheischt.

Peugeot 208 GTi leistet 208 PS

Schlüsseldreh, und der 1,6-Liter-Turbobenziner wummert aus dem Doppelauspuff-Endrohr, das dem 30th ebenso vorbehalten bleibt wie die 18-Zoll-Leichtmetallräder, Bremssättel und Fußmatten mit Peugeot-Sport-Logo. 208 PS hat der GTi nun, 8 mehr als bisher, was das Marketing als „Augenzwinkern an den Modellnamen“ versteht. Na gut, drücken wir mal ein Auge zu. Jedenfalls ist das exakt die doppelte Leistung wie beim ersten Peugeot 205 GTi (wenn wir gemeinsam beschließen, dass er nicht 103 oder 105 PS hatte, wie andere sagen, sondern 104). Dazu plustert der Turbo den Motor auf 300 Nm, 25 mehr als beim übrigens 4.290 Euro günstigeren, normalen 208 GTi. So bringt es der Jubi-208 auf genau doppelt so viel Drehmoment wie unser 205 mit dem 1,9-Liter-Kat-Motor. Und ja, es geht voran im 208.

Damit das klappt, kümmert sich eine Torsen-Differenzialsperre an der Vorderachse um Grip. Traktionsstark stemmt sich der 208 aus Kurven heraus. Allerdings nur, wenn du es schaffst, das Gas so auszubalancieren, dass nicht zusätzlich das ESP schlupfkontrollierend einschreiten muss. Sonst gibt es ein ruppiges Kompetenzgerangel. Nässe? Kalte Reifen? Beides besser nicht. Da schubbert der Achter so heftig untersteuernd voran, dass ihn nur ein herber Lastwechsel wieder auf Linie bringen kann. Genau: Der Lastwechsel-Kick kehrt zurück – der schon mal sicher –, weil das ESP auf einer legereren Kennlinie regelt.

Front grippt, Heck hechtet

Überhaupt ähneln sich der Neue und der Alte beim Handling. Auch wegen der Gesamtbalance: Bei beiden drücken zwei Drittel des Gewichts auf die Vorderachse. Die trimmten die Techniker jeweils auf besonders gute Traktion (Sperre im Neuen, geänderte Spur beim Alten). So grippen sich die Vorderräder in den Asphalt, geführt von den sehr direkten Lenkungen. Die eher unbedarften Verbundlenkerachsen hechten den Vorderrädern einfach hinterher. Ganz so spektakulär wie im Peugeot 205 GTi gelingt das dem 208 nicht. Aber er ist schnell. Sehr schnell.

Beim 208 GTi 30th geht eher dem Tacho die Skala aus als dem Motor die Kraft. Mit der für Peugeot-Maßstäbe enorm präzisen Sechsgangbox stürmt er voran wie zu Zeiten des Peugeot 205 GTi ein Ferrari 328 GTB. Unter den Power-Minis zählt der 208 zu den Schnellsten. Aber darum ging es an sich nie. Wie jetzt?

Legenden kehren nie zurück

Komm mit, zur Erklärung steigen wir in den Peugeot 205 GTi. Seine Türen wehen mit der Wucht eines Duschvorhangs ins Schloss. Du sitzt auf knautschigen Teilledersitzen, die Kopfstütze im Nacken und den Rahmen des Sonnendachs im ausdünnenden Haupthaar. Die Aussichten sind bestens, nicht nur wegen dürrer Dachsäulen und weil die Motorhaube ihre Kanten zeigt, anstatt sich wegzuducken. Der 205 wiegt 295 Kilo weniger, ist 25,7 Zentimeter kürzer, 16,7 schmaler. So sind alle Straßen breiter und 120 PS eine Wucht. Leistung ist, was du draus machst.

Der 1.900er macht das Allerbeste daraus. Er rasselt leise im Leerlauf, dreht dann auf, erklimmt die Drehzahltausender bis hoch auf sechsneun. Vor allem reagiert der Sauger, bei dem sich Leistung statt Drehmoment entfaltet, viel feinnerviger als der Turbo. Auf Landstraßen stöbert der Peugeot 205 GTimunter durch seine fünf präzisen Gänge. Dabei erreicht er oft nur die halbe Geschwindigkeit des 208, aber das doppelte Tempo. Motor, Lenkung und Fahrwerk reagieren ansatzloser, analog eben, und mit einer Leichtigkeit, die sich nicht durch Elektronik herbeikonstruieren, sondern nur durch Verzicht erreichen lässt. Und dann lupfst du im zweiten Gang das Gas, als der Zeiger des Jaeger-Tachos über eine Ziffer streift, die du hier auch mit dem Fahrrad hinbekommen würdest. Das Heck schwenkt aus. Die Welt dreht sich. Aber du fängst sie wieder ein. Du allein. Den 208 GTi 30th schätzen wir, weil er so wild ist, wie es heute eben noch geht. Aber so einer wie der 205 GTi kommt nicht wieder. Ende Legende.

Technische Daten
Peugeot 205 GTI Peugeot 208 GTi GTi
Grundpreis15.666 €23.990 €
Außenmaße3705 x 1572 x 1355 mm3973 x 1739 x 1460 mm
Kofferraumvolumen290 bis 585 l285 bis 1076 l
Hubraum / Motor1905 cm³ / 4-Zylinder1598 cm³ / 4-Zylinder
Leistung88 kW / 120 PS bei 6000 U/min153 kW / 208 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit202 km/h230 km/h
Verbrauch9,6 l/100 km5,4 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten