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Nissan Qashqai 2014 im ersten Test
Wieder ein großer Wurf?

Der Qashqai ist ein Riesenerfolg für Nissan. Die zweite Generation tritt ein großes Erbe an. Wir waren mit dem neuen unterwegs.

Nissan Qashqai 1.6 Dci Xtronic im ersten Test
Foto: Wolfgang Groeger-Meier

Mit diesem Erfolg hatte auch Nissan nicht gerechnet, als der Qashqai im Jahr 2007 das Licht der Welt erblickte. Erstmals versuchte damals ein Hersteller, mit einem einzigen Modell gleichzeitig bei Kompaktklasse-Kunden und bei SUV-Interessenten auf Brautschau zu gehen. Der Erfolg gab den Nissan-Strategen recht: stolze zwei Millionen Qashqai der ersten Generation wurden trotz des wunderlichen Namens verkauft, 1,5 Millionen davon alleine in Europa. Das ist eine Hausnummer, an der sich die zweite Generation messen muss. Entsprechend sorgfältig ging man ans Werk.

Unsere Highlights

Das Ergebnis ist, wie wir seit der Messe-Premiere in Tokio wissen, zumindest optisch gelungen. Statt der bisherigen, eher braven und rundlichen Gestalt setzt man bei Nissan jetzt auf ein bulliges, schärferes Design mit grimmigen Scheinwerfern, üppigen Rundungen und gestreckter Silhouette – der neue Nissan Qashqai wurde sowohl länger als auch niedriger.

Neuer Nissan Qashqai mit drei Motoren

Zum Marktstart gibt es zwei Diesel und einen Benziner, die gemeinsam mit Renault entwickelt wurden. Wer keinen Selbstzünder mag, bekommt einen modernen Vierzylinder-Turbo-Benziner mit gerade einmal 1,2 Liter Hubraum, der 110 PS freisetzt. Einstiegs-Diesel ist der 115 PS starke dCi mit 1,5 Liter Volumen, momentane Topmotorisierung der 1,6 dCi mit 130 PS. Mit dem waren wir auch auf unserer ersten Testfahrt unterwegs.

Gleichzeitig gibt es ausschließlich für den großen Diesel, hier aber nur mit Frontantrieb, das neue Xtronic-Automatikgetriebe. Eine stufenlose CVT-Automatik, der Nissan allerdings das Jaulen abgewöhnt hat. Ähnlich der von Subaru entwickelten CVT-Automatik im Legacy und Outback wurde auch das Nissan-Getriebe mit simulierten Schaltpunkten dem Verhalten einer normalen Wandler-Automatik angepasst. Das fühlt sich nun nicht mehr so steril an wie bei früheren CVT-Automaten, die bei Vollgas mit der Drehzahl auf Anschlag gehen und sich benehmen wie ein Schaltgetriebe mit defekter Kupplung.

Der Spagat mit der XTronic ist relativ gelungen, das Getriebe fährt sich sanft und mit definierten Drehzahlbereichen, die Scheu vor solchen Automatikgetrieben darf man also getrost zu den Akten legen. Relativ deshalb, weil die neuen, ähnlich operierenden CVTs bei Audi und Subaru noch feinfühliger agieren und kaum einen Unterschied zu einem mehrstufigen Automatikgetriebe erkennen lassen.

Allrad nur im Topmodell

Die Modellpolitik, den Allradantrieb ausschließlich mit zwei von insgesamt 13 möglichen Varianten anzubieten, muss man nicht zwingend verstehen, man kann es nur akzeptieren. Den 4x4 gibt es lediglich für den 1.6 dCi in der gehobenen Acenta-Version und mit der Top-Ausstattung Tekna, das Automatikgetriebe lässt sich auch nicht mit dem 4x4 kombinieren. Das ist allerdings zugegebenermaßen das einzige in der Options-Verpflichtung, über das man die Stirn runzeln kann. Denn ansonsten zeigt sich Nissan durchaus großzügig, indem bereits die Basis-Ausstattung mit Nettigkeiten wie Tempomat, Multifunktionslenkrad oder Soundanlage mit Bluetooth-Anbindung und Freisprecheinrichtung möbliert wird. Der Acenta kommt dann schon ziemlich komplett daher und bekommt auch bereits das komplette Fahrassistenzsystem wie Notbrems-, Fernlicht und Spurhalte-Assistent und die automatische Verkehrszeichen-Erkennung.

Wer „volle Hütte“ wünscht, wird beim neuen Nissan Qashqai Tekna durchaus überrascht. Unter anderem mit LED-Scheinwerfern (sparsamer und robuster als Xenon), Navigationssystem, Ledersesseln, einem wirklich riesigen Panorama-Glasdach oder dem 360-Grad-Rundumsicht-System mit Darstellung auf dem zentralen Farbbildschirm, das auch Basis für den optionalen Einpark-Assistenten ist. Die jeweiligen Preise sind, insbesondere beim Vergleich mit den Wettbewerbern, durchaus fair, von 19.940 (1.2 Visia) bis 33.450 Euro (1.6 dCi 4x4 Tekna).

Der neue Nissan Qashqai ist ein Familienauto

Die Entwickler haben sich ziemliche Mühe gegeben, den neuen Nissan Qashqai vor allem praktisch zu machen. Das merkt man an Details wie den großen Flaschenhaltern (dank der Umstellung auf elektrische Parkbremse), der sehr simplen Bedienung der Klimaanlage oder auch dem logisch bedienbaren Bordcomputer mit Display im Instrumentenbord. Und, darauf ist man besonders stolz, am variablen Laderaum. Der arbeitet mit mehreren Ebenen, kann die obere Gepäckraumabdeckung ganz im Keller verstauen, lässt sich mit wahlweisem einstecken der zweigeteilten Ladebodenabdeckung bedarfsgerecht aufteilen (siehe Bildergalerie).

So fährt er:

Und wie fährt er, der neue Nissan Qashqai? In erster Linie und im durchaus positiven Sinne unspektakulär. Die beiden schwächeren Motorisierungen, die wir  zum Vergleich auch gefahren sind, dürfen als echte Vernunftsentscheidungen durchgehen. Trotz der leichten Gewichtsreduktion des neuen Nissan Qashqai gegenüber dem Vorgängermodell ist es immer noch ein hübscher Brocken, der da bewegt werden will. Speziell der kleine Turbo-Benziner will ausgequetscht werden, um so etwas ähnliches wie zügigen Vortrieb zu realisieren. Die etwas knorpelige Sechsgangschaltung macht drauf aber nicht wirklich Lust. Dafür ist der kleine Diesel ein Sparmeister: spektakuläre 3,9 Liter Normverbrauch verspricht Nissan für den Qashqai 1.5 dCi.

Der 1.6 dCi (Normverbrauch als 4x4: 4,9 Liter) macht da schon deutlich mehr Laune, weil er auch aus dem Keller ordentlich Druck aufbaut, Überholvorgänge mit gewissem Fleiß abarbeitet und auf Langstrecken sehr viel entspannter wirkt. Er ist nicht nur unsere Kaufempfehlung, auch Nissan sieht ihn als meistverkaufte Motorisierung im neuen Qashqai.

Zur kommoden Leistungsentfaltung passt auch die restliche Abstimmung des neuen Nissan Qashqai. Die elektrische Servolenkung arbeitet unhektisch und zielgenau, das Fahrwerk geht seinem Job eher komfortorientiert als übertrieben sportlich nach, nur kurze, heftige Impulse etwa von Schlaglöchern bringen es zu kurzfristiger Ratlosigkeit. Eine Besonderheit hat Nissan auch eingebaut: eine mit dem ESP gekoppelte Bremssteuerung namens „Chassis Control Technology“ (CCT, Serie ab Acenta). Hier wird über Bremsimpulse bei flotter Kurvenfahrt die Spurtreue unterstützt und bei langen Amplituden, etwa Bodenwellen, ebenfalls über Bremsimpulse ein Nachwippen unterdrückt.

Ein sportliches SUV ist der neue Nissan Qashqai jedoch nicht. Das liegt nicht nur an den im Vergleich zu den Wettbewerbern bescheidenen Leistungsdaten der drei Motoren, es war auch ausdrücklich nicht gewollt. Wer zu hastig im Rallye-Stil um Kurven peitschen will, wird vom sanften, aber nachdrücklichen untersteuern mit mahnendem Zeigefinger schnell wieder auf Linie gebracht, für solche Aktionen gibt es geeignetere Autos. Der neue Qashqai sollte, das wurde auch bei der ersten Präsentation sehr betont, Sicherheit vor Dynamik stellen und in erster Linie Familienauto sein.

Fazit:

Ausgesprochene Fahrdynamiker sind beim neuen Nissan Qashqai fehl am Platz. Er soll vor allem Familienkutsche, cleveres Raumfahrzeug und Sparmeister sein – sowohl beim Unterhalt wie bei der Anschaffung. Dies scheint gelungen zu sein, zusammen mit der deutlich attraktiveren Optik des neuen Modells dürfte Nissan den Verkaufserfolg der ersten Generation eher noch toppen. Er wird vor allem den hochpreisigen Kompakt-SUV der deutschen Hersteller so manchen Kunden abspenstig machen, aber auch bei den nicht mehr wirklich preisgünstigen Koreanern räubern.

Was uns gefiel:

  • Mit welcher Detailverliebtheit die Innenraum-Designer in einem Fahrzeug dieser Klasse ans Werk gingen. Speziell der Tekna mit Vollausstattung wirkt innen deutlich teurer, als er tatsächlich ist, auch dank der blitzsauberen Verarbeitung.
  • Die umfangreiche Ausstattung erinnert an frühere Tage der japanischen Hersteller. Schon das Basismodell ist durchaus ansehnlich ausgestattet.
  • Die vielen kleinen, praxistauglichen Details
  • Die sehr umfangreichen Assistenzsysteme bereits in der mittleren Ausstattungslinie

Was uns nicht gefiel:

  • Der 1,2-Liter-Benziner ist im großen und schweren Gehäuse des Qashqai ein relativ lahmer Geselle. Aber den gibt es ohnehin nur ohne Allrad.
  • Das Schaltgetriebe könnte etwas Feinarbeit bei der Kulissenführung vertragen.
  • Beifahrer werden es nicht mögen, dass der Scheibenwischer auf ihrer Seite nur die untere Hälfte räumt. Das gibt Mecker bei Regenfahrten.
  • Allrad nur mit Schaltgetriebe. Schade, denn die CVT-Automatik ist nicht schlecht.
Technische Daten
Nissan Qashqai 1.6 dCi Tekna
Grundpreis34.500 €
Außenmaße4377 x 1806 x 1590 mm
Kofferraumvolumen430 bis 1585 l
Hubraum / Motor1598 cm³ / 4-Zylinder
Leistung96 kW / 130 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit183 km/h
Verbrauch4,9 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten