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Fahrbericht Renault Mégane (2016)
Mit Allradlenkung alles gut?

Der Renault Mégane bekommt zum Modellwechsel ein anderes Design, frische Motoren und dazu die Plattform der großen Brüder inklusive Allradlenkung – was kann der neue Golf-Gegner auf der Straße?

Renault Megane dCi 130
Foto: Renault

Während sich beim VW Golf, dem unangefochtenen Kompaktklasse-König, selbst sieben Generationen eher vorsichtig veränderten, kann es beim Renault Mégane sein, das sogar Vorgänger und direkter Nachfolger aussehen wie von zwei verschiedenen Herstellern. Dennoch bleibt der langweilige Golf immer Bestseller, während sich der Mégane – vor allem in Deutschland – nicht recht durchsetzen kann. Nun also der vierte Versuch.

Renault Mégane mit ordentlichem Platzangebot

Rein optisch ist der Mégane der vierten Generation in jedem Fall ein echter Hingucker. An der Front prangt ein schmaler Grill mit prominentem Rhombus-Logo, die LED-Scheinwerfer flankieren den neuen Grill mit geschwungener Linie und das Heck fällt mit seinen ständig aktiven und über die ganze Fläche gezogenen Rückleuchten auf. Dazu steht der nun 4,36 Meter lange Franzose kraftvoller und sportlicher da. Das ganze Auto ist 6,5 Zentimeter länger und flacher geworden (25 Millimeter). Außerdem fallen die Spurbreiten vorne wie hinten rund fünf Zentimeter breiter aus und der Radstand legte um 2,8 Zentimeter zu.

Unsere Highlights

Ob sich das auch auf das Fahrverhalten auswirkt? Mal sehen. Das Platzangebot fällt in jedem Fall schon mal gut aus: Auf den Sitzen zwickt es nirgends. Auch im Fond müssen großgewachsene Personen nicht den Kopf einziehen. Bei einer Körpergröße von 1,86 Meter passt noch eine Handfläche zwischen Haar und Dachhimmel. Zumindest auf den Außenplätzen. Der Passagier in der Mitte der Rückbank sollte allerdings besser nicht ausgewachsen sein. Außerdem leidet die Rundumsicht unter der breiten C-Säule. Und die Staufächer in den hinteren Türen sind klein geraten. Eine große Flasche beispielsweise passt nicht hinein. Der Kofferraum schluckt von 384 bis 1.247 Liter standesgemäß viel Gepäck. Zum Vergleich: Ein 10 Zentimeter kürzerer Golf nimmt 380 bis 1.270 Liter mit. Weniger berauschend: Bei umgeklappter Bank stört im Mégane-Laderaum eine deutliche Stufe und die Stoßstange reicht ungewöhnlich weit in den Kofferraum hinein.

Zwiespältiger Qualitätseindruck im Interieur des Renault Mégane

Positiv überrascht haben im Testwagen, der wie gewohnt in der feinen Bose-Ausführung zur ersten Fahrt antrat, die Sitze. Bewusst sowie gekonnt sportlich ausgeformt und gut vernäht, fühlt man sich hier bestens aufgehoben und das vorne wie hinten. Auch der obere Bereich des Armaturenträgers gefällt mit Softtouch-Material. Für heimeliges Ambiente sorgen außerdem sauber eingepasste Lichtstreifen (je nach gewählter Farbe) in den Seitentüren und in der Mittelkonsole. Das Handschuhfach besteht hingegen aus Hartplastik, ebenso einige Türeinlagen. Das wirkt ordentlich, aber nicht sonderlich hochwertig. Der Mégane sortiert sich hier klar unter den Klassenbesten Audi A3 und VW Golf ein, liegt mit Ford Focus und Opel Astra aber auf einer Ebene.

Der Fahrer indes blickt im Instrumententräger auf einen modernen Mix aus analogen Armaturen (Tank und Temperatur) sowie ein zentrales TFT-Disyplay, das sich unterschiedlich konfigurieren lässt. Wechselt der Pilot beispielsweise in den Sport-Modus blendet der Golf-Gegner den Drehzahlmesser zentral ein.

Renault Mégane mit großem Touchscreen aus dem Espace

Überhaupt frönt der Mégane wie seine Plattformbrüder Espace und Talisman dem digitalen Vergnügen. So protzt der Franzose je nach Ausführung mit einem bis zu 8,7 Zoll großen, vertikalen Touchscreen, über den sich Navi, Multimedia, Massagefunktionen und vieles mehr über teils viele Untermenüs verstellen lassen. Für manch einen etwas mühsam, für Tabletfreunde vielleicht ein Spaß. Zumal der Monitor prompt auf Berührungsbefehle reagiert und sich die Karten auch einfach verschieben lassen. Lobenswert: Rechts vom Display finden sich einige Tastenfelder zur direkten Auswahl einiger Funktionen und darunter sitzen klassische Drehregler und Tasten, beispielsweise für Klimaanlage, Lenkradheizung oder Parkassistent.

Besonders der 130-PS-Diesel passt gut in den kompakten Renault Mégane

Technisch bedient sich der neue Renault Mégane aus dem Baukasten der Marke. Vier Diesel (90 bis 130 PS) und drei Turbobenziner (100 bis 205 PS) stehen zur Wahl. Zudem zwei Doppelkupplungsgetriebe. Später folgt noch ein 1,6-Liter-Diesel, der es dank Biturboaufladung auf 160 PS bringt. Doch ganz ehrlich: Schon der von uns gefahrene dCi 130 (ab 25.090 Euro) reicht locker. Die 320 Nm der 130 PS-Version stehen ohne Turboloch quasi beim Losfahren bereit, zerren aber dennoch nicht ungebührlich an den angetriebenen Vorderrädern. Bis ca. 3.500/min schiebt der Vierzylinder kräftig an, dann lohnt sich der Griff zur leichtgängigen und exakten 6-Gang-Handschaltung. Auffällig: Der 1,6 Liter große Diesel bleibt selbst bei höheren Drehzahlen erstaunlich leise.

Auf den kurvigen Landstraßen im Hinterland von Lissabon zeigt der Mégane, dass er keine französische Sänfte klassischer Prägung ist, sondern durchaus Lust auf Kurven hat. Die Lenkung arbeitet hinreichend präzise, die Kurvengeschwindigkeiten liegen auf Klassenniveau und die Seitenneigung bleibt dank breiter Spur gering.

Gut gemacht: Trotz der vergleichsweise straffen Abstimmung hält die Federung fiese Stöße von den Passagieren fern und spricht auch auf kurze Unebenheiten gut an. Insgesamt ein ausgewogener Kompromiss, der den Mégane sowohl auf Autobahn als auch Landstraßen eine gute Figur abgeben lässt. Adaptive Dämpfer? Nicht notwendig und im Gegensatz vom Talisman auch gar nicht verfügbar.

Der neue Mégane kann auch sportlich

Ein echter Knaller ist schließlich das sportliche Spitzenmodell, der Mégane GT für passable 29.090 Euro. Sportfahrwerk, 205 PS, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, Schaltpaddel, echte Sportsitze, dazu ein kecker Auspuffsound und –alle Achtung – die Allradlenkung von Renault. Entsprechend geht der Mégane nicht nur sehr gut voran, er zischt auch sehr behände und direkt durch Kurven aller Art und macht richtig Laune. Sein Wendekreis ist mit einem Wert von 10,4 Metern kleiner als beim Clio (10,6). Und wer es besonders eilig hat, kann per Launch Control in rund sieben Sekunden auf 100 pfeffern. Bei 230 km/h ist Schluss.

Fazit

Besonders gut gefallen haben uns der gut gedämmte Dieselmotor und das ausgewogene Fahrwerk. Auch das Platzangebot und Innenraumanmutung müssen niemand vom neuen Mégane abhalten. Die Bedienung mit dem großen Touchscreen ist nicht perfekt, aber sicher auch Gewohnheitssache.

Preislich sortiert sich der Mégane, der in sechs Linien zu haben ist, zwischen 17.000 und 30.000 ein (zu den Mégane-Preisen). Damit liegt er ziemlich genau auf der Preislinie des Astra. Ein Golf ist etwas teurer und karger ausstaffiert. Lobenswert und Vorteil gegenüber deutschen Marken: Renault gewährt nun auch beim Mégane eine erweitere Neuwagengarantie von fünf Jahren bis 100.000 Kilometern.

Die Chancen, dass sich die neue Generation gegen ihre zahlreichen Konkurrenten durchsetzt und sich nun besser verkauft als der Vorgänger, stehen damit besser denn je.

Technische Daten
Renault Mégane dCi 130 Intens
Grundpreis25.590 €
Außenmaße4359 x 1814 x 1438 mm
Kofferraumvolumen384 bis 1247 l
Hubraum / Motor1598 cm³ / 4-Zylinder
Leistung96 kW / 130 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit199 km/h
Verbrauch4,0 l/100 km
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Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten