Beim chinesischen Autohersteller MG gehört der kompakte SUV ZS zu den Bestsellern. Bislang war der als ZS mit reinen Verbrennerantrieben zu haben oder als ZS EV mit reinem Elektroantrieb. Jetzt erfolgt der Generationswechsel, bei dem vieles anders wird. Erste Teaser kündigten den neuen SUV noch als MG ZS HEV an, das Serienmodell heißt jetzt allerdings MG ZS Hybrid+.
Die jetzt vorgestellte neue Generation setzt zum Start ausschließlich auf einen Hybridantrieb. Reine Verbrennerversionen sollen Anfang 2025 nachgeschoben werden. Die Elektrovariante im ZS entfällt komplett. Hier dürfte vermutlich der neue MG S5 übernehmen, der auf der Elektroplattform des MG4 aufbaut und in China kurz vor dem Marktstart steht.
Designanleihen beim MG HS
Beim Design nimmt der neue MG ZS Anleihen bei den Schwestermodellen MG HS und MG 3. Die neuen LED-Scheinwerfer und den deutlich in der Breite gewachsenen Kühlergrill hat man so schon an ebendiesen Modellen gesehen. Neu gezeichnet wird der Bug mit seinem angedeuteten Unterfahrschutzelement sowie sie flankierenden Lufteinlässen. Die Flanken tragen neu gezeichnete Sicken, was dem ZS mehr Dynamik verleihen. Neue Rückleuchten und eine deutliche Abrisskante unter der Heckscheibe kennzeichnen das auch sonst neu konturierte Heck. Im Untergeschoss bleibt es bei zwei Auspuffendrohren, eingebettet in ein angedeutetes Unterfahrschutzelement.
Der Innenraum bietet weiterhin fünf Sitzplätze, das Kofferraumvolumen legt leicht zu. In der Standardkonfiguration um fünf auf 443 Liter, bei umgelegter Rückbank stehen 1.457 Liter Volumen parat – 82 Liter mehr als beim Vorgänger.
Das MG ZS Hybrid+-Cockpit setzt auf ein sieben Zoll großes digitales Kombiinstrument sowie einen zentral in der Armaturentafel platzierten 12,3 Zoll großen Touchscreen mit integrierter Navigation. Smartphones docken per Apple CarPlay und Android Auto an. Der Wählhebel findet seine Heimat auf der Mittelkonsole, das Dreispeichen-Lenkrad ist unten abgeflacht. Über die Armaturentafel verteilen sich vier sechseckige Belüftungsdüsen mit Chromrahmen. Zur weiteren Grundausstattung zählen eine Rückfahrkamera, Parksensoren hinten, Regensensor, Lichtautomatik und ein schlüsselloser Zugang sowie ein aktiver Notbremsassistent mit Fußgänger- und Fahrraderkennung, Querverkehrswarnung hinten, adaptive Geschwindigkeitsregelung, Toter-Winkel-Erkennung, Spurhalteassistent und Stauassistent.
Hybrid aus dem MG3
Beim Hybridantrieb kommt die aus dem MG3 Hybrid+ bekannte Kombi aus einem nach dem Atkinson-Zyklus ausgelegten 1,5 Liter großen Saugbenziner, der 105 PS und 128 Nm an den Start bringt und einem 100 kW (136 PS) und 250 Nm starken Elektromotor zum Einsatz. Mit zum System gehört auch noch ein Generator und eine Pufferbatterie mit nur 1,83 kWh Kapazität. Die Systemleistung wird mit 197 PS (145 kW) angegeben. Die Schaltarbeit übernimmt eine Dreigang-Automatik, angetrieben werden ausschließlich die Vorderräder.
Auf den ersten Metern fällt auf, dass MG gerade im Innenraum richtig zugelegt hat. Die Materialien fassen sich wertig an, die Verarbeitung fällt ohne Mühe in die Kategorie "solide". Das Lenkrad bezeichnen wir nur aus Tradition so, denn oben und unten abgeflacht, hat es mit einem Rad nur noch wenig zu tun. Dafür greift es sich angenehm, auch wenn der Lederbezug ein wenig rutschig geraten ist. Zudem ist die Lenksäule aktuell nur in der Höhe, nicht aber in der Weite verstellbar. Dieses Manko will MG aber bei der nächsten Jahrgangs-Überarbeitung 2025 behoben haben. Doch auch so finden wir eine angenehme Sitzposition auf den bequemen, wenn auch nicht sehr seitenhaltigen Polstern. Im Fond finden erwachsene ausreichend Bein- und – nicht übertrieben – überragende Kopffreiheit.
Im System verschachtelte Fahrassistenz
Die Fahrassistenz nervt wie in jedem modernen Auto und lässt sich über das Display deaktivieren. Allerdings funkt uns etwa der Spurhalteassistent weniger rigoros ins Handwerk als bei anderen Marken. In unserem Testwagen war der Tempomat vor Fahrtantritt im System deaktiviert. Damit sind die entsprechenden Tasten auf dem Lenkrad außer Betrieb gesetzt. Im Gegensatz zur Fahrassistenz reaktiviert sich dieser auch nach einem Neustart nicht. Hier war also eine tiefergehende Fahlersuche nötig – mit vereinten Kräften von Redakteur und Presseteam vor Ort war die Lösung dann aber doch schnell gefunden.
Im Stadtverkehr hat der ZS mit seinen 197 System-PS keinerlei Zwischenspurt-Probleme und auch auf der Landstraße angekommen, geht es flott vom Fleck. 8,7 Sekunden von 0-100 km/h und 168 km/h Topspeed sind zwar keine Wunder-Werte, doch gerade im Zwischenspurtbereich funktioniert die Kombination aus 1,5-Liter-Benziner und E-Motor sehr gut. Allerdings dürfte der Benziner gern ein bisschen besser akustisch entkoppelt sein. Mit 1,83 kWh hat der ZS für einen Vollhybrid zudem einen vergleichsweise großen Akku an Bord, sodass mehrere Kilometer rein elektrisches Gleiten kein Problem darstellen.
Für einen Chinesen erstaunlich straffes Fahrwerk
Die Lenkung zeigt sich währenddessen unauffällig und irgendwo in der Mitte zwischen taub und mitteilsam verortet, das Fahrwerk ist überraschend straff abgestimmt, nimmt aber auch größere Fugen souverän. Da hat MG für den europäischen Markt scheinbar merklich nachjustiert. Nur um die Längsachse zeigt sich der ZS auf unebenem Geläuf etwas wankneigig.
Kommen wir zum Schluss noch zum Verbrauch: 5,1 Liter gibt MG ausstattungsbedingt im schlimmsten Fall an – und die glauben wir ihm, denn auf unserer ab und an durchaus flott gefahrenen Testrunde zeigte das interne System 5,5 Liter an. Klar, das ist kein Messwert, aber die Tendenz geht in die richtige Richtung.
Preise auf Dacia-Niveau
Zu den Händlern sollen die ersten MG ZS-Modelle der neuen Generation noch im vierten Quartal rollen. Der Grundpreis beträgt 22.990 Euro. Die Comfort-Ausstattung mit 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, LED-Scheinwerfern, Regensensor und dem großen 12,3-Zoll-Infotainment ist 2.000 Euro höher angesiedelt. Für die Top-Ausstattung Luxury – unter anderem mit 360-Grad-Kamera, Sitzheizung und 18-Zoll-Felgen will MG 26.990 Euro sehen. Damit wird der neue ZS Hybrid+ zum direkten Rivalen des Dacia Duster. Als einziges Extra verfügbar ist die Außenlackierung in einer anderen Farbe als das aufpreisfreie Emerald Green Metallic. Zur Wahl stehen Metallictöne in blau, rot, weiß (uni), silber, grau und schwarz. MG gewährt auf den neuen ZS in Großbritannien sieben Jahre/130.000 Kilometer Garantie.