MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"10215961","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}

Mercedes Sprinter 6x6 Oberaigner Fahrbericht
Unaufhaltbarer Lastkraftwagen

Was ist besser als 4x4? 6x6! Bei Oberaigner wird aus dem Mercedes Sprinter ein dreiachsiger Geländekönig. Den haben wir ausprobiert.

Mercedes Sprinter 6x6 Oberaigner Fahrbericht
Foto: Andreas Lindlahr

Da staunt die Besatzung des Containerschiffs: in Sichtweite der gigantischen „Grande Abidjan“ turnt an der gegenüberliegenden Kaimauer ein bedeutend kleinerer Frachter über das Testgelände. Offroad im Hamburger Hafen? Ungewöhnlich, geht aber. Um die verkehrten Dimensionen zurecht zu rücken, genügt es allerdings, sich dem kommunal-orangen Mercedes Sprinter zu nähern. Da wirkt der Dreiachser auf einmal alles andere als winzig. Um 1,1 Meter verlängert Oberaigner den Radstand des Sprinter-Fahrgestells und schnallt dem Universaltransporter von Mercedes eine dritte Achse an. Der Sinn dieser Übung ist einfach erklärt: eine deutlich erhöhte Nutzlast in deutlich schlechter zugängliche Gegenden zu transportieren als mit dem Standard-Sprinter 4x4.

Unsere Highlights

Mercedes Sprinter 6x6 mit 190 PS

Dass man diesen Job nicht dem Basis-Diesel mit 95 PS überträgt, ist klar: für den Europa-Einsatz mit Euro 5-Abgasnorm gibt es den Oberaigner 6x6 nur mit der stärksten Maschine, dem 190-PS-V6. Ebenfalls zwingend in dieser Kombination ist die Fünfstufenautomatik. Einmal abgesehen vom etwas höheren Einstieg kündet beim Entern der Kabine überhaupt nichts von den heftigen Umbaumaßnahmen, die Oberaigner am Sprinter durchgeführt hat. Das gewohnte Sprinter-Cockpit erhält tatsächlich nur ein unscheinbares Update: links vom Lenkrad befindet sich eine zusätzliche Tastenreihe, um die neu hinzugekommene Technik zu verwalten.

Wer der durchaus zutreffenden Ansicht ist, eine Differentialsperre sei im Geländeeinsatz das Tollste überhaupt, der bekommt beim Oberaigner Sprinter 6x6 vermutlich feuchte Augen. Nicht weniger als fünf Sperren befehligt der Pilot mit den Zusatzschaltern: zwei Längssperren für die Verteilergetriebe zwischen den Achsen und drei Sperren in den Achsen selbst. Die Längssperren und die beiden hinteren werden jeweils paarweise eingerückt.

Das alles fährt sich zwar ausgesprochen unscheinbar, denn tatsächlich kündet nur der gewaltig vergrößerte Wendekreis (je nach Radstand bis zu 19,5 Meter) von den Umbauarbeiten. Es lässt aber auch einen Rückschluss zu: wenn der Oberaigner Sprinter 6x6 mal nicht mehr weiterfährt, sollte man sich um ein Kettenfahrzeug bemühen. Denn die Durchsetzungskraft des Mercedes Sprinter 6x6 ist schlicht enorm. Mit Seelenruhe pflügt er das tiefe Kiesbett in Schrittgeschwindigkeit auf links, stolziert hoch erhobenen Hauptes über die üble Verwindungsstrecke. Die mit 2,8:1 sehr kurz abgestufte Geländeuntersetzung hat dabei Sendepause, die Wandlerautomatik zaubert ausreichend Drehmoment an die sechs Räder. Das macht die Vorstellung noch bemerkenswerter, denn Situationen, in denen der Oberaigner 6x6 tatsächlich auch noch die Untersetzung und die vordere Sperre benötigt, dürften ausgesprochen spannend werden.

Oberaigner 6x6 mit Pendelachsen

Dafür, dass die Besatzung bei den Turnübungen nicht unkontrolliert durch die Kabine gewürfelt wird, sorgt (neben den rund 1,5 Tonnen Baumstämmen auf der Ladefläche) die von Oberaigner patentierte Pendelachs-Aufhängung. Die Hinterachsen sind mit vom Mercedes G bekannten Längslenkern geführt und mit Schraubenfedern abgestützt, das erhöht natürlich auch den Komfort gegenüber einer Blattfederachse. Das System der asymmetrischen Pendelachse, inspiriert vom legendären Puch Pinzgauer, bringt neben der tollen Verschränkung vor allem den Vorteil, dass auch im harten Gelände die Last gleichmäßig auf beide Achsen verteilt wird. Immerhin wird der Sechsrad-Sprinter mit einer Nutzlast von bis zu vier Tonnen fertig.

Den Abtrieb zur hintersten Achse übernimmt ein am Differential der Mittelachse angeflanschtes Verteilergetriebe. Es führt die Kraft nach hinten über eine Kardanwelle weiter, das mittlere Differential wird über eine Antriebskette mit Kraft versorgt (siehe Bildergalerie).

Ganz billig ist das Vergnügen der unbedingten und jederzeitigen Fortbewegung jedoch nicht. Wenigstens 48.000 Euro werden für die umfangreichen Umbaumaßnahmen fällig. Zuzüglich des benötigten V6-Sprinter-Basisfahrzeugs.

Technische Daten
Mercedes Unimog 401
Außenmaße3570 x 1630 x 2050 mm
Höchstgeschwindigkeit52 km/h
Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 14 / 2024

Erscheinungsdatum 20.06.2024

148 Seiten