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Fahrbericht Mercedes ML 350 CDI
Komfortabler Geländewühler

Wie schon sein Vorgänger setzt der neue Mercedes ML auf eine Balance aus Wohlfühlfaktor und gekonntem Wühlen im Dreck. Während eines ersten Fahrberichts ließ er sich in einer Kiesgrube so richtig einsauen – nachdem er sich, nochfrisch geduscht, zum Beschnuppern mitseinen künftigen Konkurrenten Audi Q7und BMW X5 getroffen hatte.

Mercedes ML
Foto: Mutschler, Augustin

An der Kante stehen, nichts als den Himmel sehen, trotz mulmigem Gefühl die Bremse lösen – im blinden Vertrauen auf den Instruktor, der lässig winkt. Wie abschüssig es hier tatsächlich ist, verdeutlicht der Fotograf, als er seine Position ändern möchte, dabei ins Rutschen gerät und sich gerade noch breitbeinig abfangen kann. Und diesen Abhang soll sich die neue M-Klasse von Mercedes hinabwagen – auf zwei km/h von der Bergabfahr-Hilfe eingebremst.

Tatsächlich: Nach dem Losrollen greift die Elektronik ein, verzögert jedes Rad so wohldosiert, wie man es selbst nur mit mehreren Bremspedalen gleichzeitig könnte. Die Mercedes M-Klasse tappert den steilen Geröllhang hinab, den sie an anderer Stelle schnaubend und stampfend hinaufgeklettert ist – beide Male mit Straßenbereifung, wie sie auch die Kunden erhalten werden, wenn Mercedes den neuen SUV ab 19. November in Deutschland ausliefern wird.

Mercedes M-Klasse: Mit Offroad-Paket zum Offroad-Könner

Doch schon heute dürfen wir mit dem großen Wagen durch eine Kiesgrube nahe Biberach wühlen, einer baden-württembergischen Stadt, welche die meisten aus dem Volkslied „Auf de‘ schwäb‘sche Eisebahne“ kennen dürften. Selbst in der schiefen Ebene bewahrt der Mercedes ML Haltung, zeigt keine müden Beine am Berg, suhlt sich in Schlammlöchern, watet durch Tümpel, streckt seine Räder auf der Verschränkungs-Strecke in die Höhe – kurz, erledigt mit dem optionalen On- und Offroad-Paket samt seiner sechs vorwählbaren Fahrprogramme sämtliche Aufgaben mit der in sich ruhenden Gelassenheit eines Könners.

Für den Einsatz im Gelände stehen zwei Modi zur Wahl, wobei Offroad 2 für anspruchsvolle Passagen vorgesehen ist. Dann setzt die Luftfederung die Karosserie beispielsweise hoch. Unabhängig von den automatisierten Fahrprogrammen lässt sich die Untersetzung über das zweistufige Verteilergetriebe, Längssperre, Bergabfahrhilfe und die Bodenfreiheit via Luftfederung (bis 285 Millimeter) auch per Knopfdruck separat vor- oder abwählen.

Mehr Komfort On- und Off-Road

Dass er sich auf unwegsamem Untergrund kaum einbremsen lässt, zeigt der Mercedes-SUV optisch mit einem Unterfahrschutz als Teil des On- und Offroad-Pakets. Talentierter als sein äußerst tüchtiger Vorgänger ist der Mercedes ML im Gelände nicht, aber geschmeidiger. Das liegt vor allem an der feiner abgestimmten Regelung der Traktionskontrolle. Ähnliches gilt auch für das Fahrwerk; es baut auf dem des Vorgängers auf, wurde allerdings um eine optionale Wankstabilisierung namens Active Curve System erweitert. Dieses greift zwar auch im Gelände ein, etwa bei Verschränkungs-Aufgaben, soll aber hauptsächlich den Fahrspaß auf der Straße steigern. In Verbindung mit den adaptiven Stoßdämpfern versprechen die Entwickler deutlich höhere Agilität als beim Vorgänger. Und das bei andererseits besserem Komfort, vor allem im Bereich von Schwingungs- und Geräuschdämmung.

Bei der ersten Ausfahrt in der Kiesgrube lässt sich das nur bedingt überprüfen. Allerdings überrascht der ML schon auf den Schotterwegen mit gutem Abrollkomfort und einer zielgenauen, erstmals elektrisch unterstützten Lenkung. Sie hat um die Mittellage genug Einfühlvermögen, um auch knifflige Kletterpassagen zu meistern. Gleiches gilt für den Dreiliter-Sechszylinder-Diesel; vor allem im Offroad 2-Modus lässt sich das Gaspedal wunderbar weich und über einen langen Weg dosieren und das Drehmoment perfekt portionieren. Damit positioniert sich der Mercedes ML erneut als ärmel- hochkrempelnder Geländewagen unter den Luxus-SUV, was umso erwähnenswerter ist, als sich die Konkurrenten immer weiter von ihren Ursprüngen entfernen.

ML im Vergleich zu Audi Q7 und BMW X5

Zu einer ersten vergleichenden Betrachtung sind der Audi Q7 und der BMW X5 angerückt und stellen sich neben den Neuling. Einer tanzt schon auf dem Parkplatz aus der Reihe – der über fünf Meter messende Q7. Damit überragt er Mercedes ML und X5 um etwa 20 Zentimeter, was einer ganzen Fahrzeugklasse entspricht. BMW und Mercedes dagegen sind nahezu gleich lang. Erstaunlicherweise ist der neue Mercedes ML sogar am kürzesten, legte dafür in der Länge zum Vorgänger rund zwei und in der Breite um einen Zentimeter zu und schrumpfte in der Höhe um etwa drei Zentimeter.

Nimmt man Platz, fällt vor allem die  größere Bewegungsfreiheit im Ellbogenbereich sowie im Fußraum hinten auf. Damit entfernt sich der Mercedes ML vom BMW und schließt weiter in Richtung des Giganten Audi auf. Dessen Kofferraumvolumen bei aufgestellter Rücksitzbank erreicht er naturgemäß nicht, legt aber beim maximalen Volumen zu, bietet Transportgut bis zu 2.050 Liter Volumen Unterschlupf und lässt sich dank breiter Luke leicht beladen.

Mercedes glänzt mit Variabilität

Weiterer Vorteil gegenüber den Konkurrenten: Als Einziger kann er die Rücksitzfläche aufstellen, so dass anschließend die Lehne auf ein sehr tiefes Niveau umklappbar ist und eine ebene Ladefläche samt niedriger Kante entsteht. Wie bisher im Audi lässt sich nun auch im Mercedes ML die Fond-Sitzbank in der Länge verschieben und die Neigung der Lehne ändern. Im BMW geht das nicht. Im Gegenzug bietet er als Einziger eine geteilte Heckklappe, die das Hineinhieven von Sperrigem erleichtert. Im Vergleich zur Konkurrenz schwingt der obere Teil aber nicht so weit auf. Wer groß ist, muss möglicherweise den Kopf einziehen.

Unter der Klappe des Mercedes ML steht man dagegen selbst bei Regen bequem wie unter einem Vordach. Ein weiterer Beweis, dass sich die Mercedes-Ingenieure bei der Funktionalität konsequent am Alltag orientiert haben. Das erste Zusammentreffen kann der Mercedes ML erhobenen Hauptes und in der Gewissheit verlassen, für einen Vergleichstest in einigen Wochen gut gerüstet zu sein – egal ob on- oder offroad.

Technische Daten
Mercedes ML 350 BlueTEC 4Matic
Grundpreis60.036 €
Außenmaße4804 x 1926 x 1796 mm
Kofferraumvolumen690 bis 2010 l
Hubraum / Motor2987 cm³ / 6-Zylinder
Leistung190 kW / 258 PS bei 3600 U/min
Höchstgeschwindigkeit224 km/h
Verbrauch6,8 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten