Mercedes-AMG Concept GT XX: So klingt der Fake-V8-Sound im E-AMG

Mercedes-AMG Concept GT XX - Mitfahrt im Prototyp
So klingt der Fake-V8-Sound im Elektro-AMG

Zuletzt aktualisiert am 22.07.2025

Im Hause AMG geht der Wandel um: Mit dem Concept AMG GT XX präsentierten die Affalterbacher jüngst auf großer Bühne und mit viel Tamtam das Showcar eines viertürigen Sportcoupés. Breite Schnauze, flache Dachlinie, muskulöse hintere Radläufe – die Richtung ist klar: Hier steht der vollelektrische Nachfolger des AMG GT 4-Türers.

Drei Motoren im Elektro-AMG

Spannend – im wahrsten Sinne des Wortes – ist aber weniger der Look und dessen offensichtliche C111-Anleihen, sondern vielmehr die Plattform. Das Concept GT XX steht auf AMGs neuer High Performance Electric Architecture (AMG.EA), die mit einer neu entwickelten Antriebseinheit gleich drei Axialfluss-Elektromotoren vereint. Zwei davon wirken auf die Hinterachse und sitzen zusammen mit einem kompakten Planetengetriebe und dem Inverter in einem Gehäuse. An der Vorderachse arbeitet ein dritter Motor, der je nach Bedarf als Booster zugeschaltet wird.

Die Motoren an sich haben bauartbedingte Vorteile: Die Axialfluss-Technologie bietet eine höhere Leistungsdichte, benötigt nur ein Drittel des Bauraums und die Motoren sind dabei rund zwei Drittel leichter als konventionelle Elektromotoren. Warum setzt dann nicht jeder solche Motoren ein? Schlicht, weil sie noch recht komplex in der Herstellung und damit sehr teuer sind und zudem die Ingenieure in Sachen Kühlung vor größere Probleme stellen.

Motoren und Getriebe werden daher ölgekühlt – ähnlich wie der neuartige Akkupack, der in Kooperation mit der hauseigenen Formel-1-Entwicklungsabteilung im englischen Brixworth entwickelt wurde. Das Concept AMG GT XX nutzt zylindrische Zellen, die hoch und schmal bauen und dadurch Vorteile bei der Kühlung der Zellen mit sich bringen. Umströmt werden sie von einem Öl, das Elektrizität nicht leitet und für eine gleichmäßige Kühlung aller Zellen sorgt.

V8-Sound und Vibrationen in den Sitzen

Doch für die technischen Feinheiten sind wir heute nicht in Affalterbach. Wir dürfen schon mal eine Runde im Entwicklungsträger drehen – oder vielmehr werden wir gedreht. Denn selbst fahren lassen sie uns in diesem Stadium noch nicht. Am Steuer des Mercedes-AMG Concept GT XX sitzt Oliver Wiech, Chief Engineer Electric Sports Cars bei Mercedes-AMG, und heute geht es vor allem um einen ersten Sound-Eindruck und das grundlegende Fahrgefühl. Sound-Eindruck? Bei einem Elektroauto? Ja, AMG möchte diese gerade bei sportlichen Fahrern wichtige Komponente auf die neue Antriebstechnologie adaptieren.

Dazu haben sie ihren ikonischen V8-Sound digital aufgenommen und diesen aufwendig in die Fahr-Parameter des Concept AMG GT XX integriert. Und ganz ehrlich: Wenn man es nicht besser wüsste, täuscht einen der künstliche V8 ziemlich gut. Je nach Gaspedalstellung ändert sich die Drehzahl, in den Sitzen sorgen simulierte Motor-Vibrationen für eine weitere Dimension und beim Herunterschalten werden sogar Zwischengas-Flatulenzen simuliert.

Getriebe-Simulation mit Schaltrucken

Moment, Herunterschalten? Auch wieder "ja", denn AMG hat beim Concept GT XX – ganz nach Hyundai-Manier beim Ioniq 5 N – eine simulierte Paddle-Shift-Funktion integriert. Realisiert wird das archaische Schaltgefühl, indem auf Schaltbefehl gezielt Leistung weggenommen wird. Dadurch entsteht sogar ein Ruck im Auto, der das Ganze auch in der Realität fühlbar macht.

Und wie schlägt sich das AMG-Konzept nun im sich aufdrängenden Vergleich mit dem Hyundai Ioniq 5 N? Selbst in diesem frühen Entwicklungsstadium sehr gut. Beide Systeme geben dem Fahrer bei oberflächlicher Betrachtung das Gefühl, manuell einen Verbrenner durchzuschalten. In Zeiten, in denen man das Original nicht mehr haben wollen soll, ist dieses System der bestmögliche Kompromiss für alle, die auf Sound und Haptik Wert legen.

Noch nicht die volle Leistung freigegeben

Und zum Schluss noch einmal kurz zurück zum Antrieb: Auch wenn bei diesem ersten Beschnuppern vor allem die Akustik und das Fahrgefühl im Vordergrund standen, können wir jetzt schon sagen, dass der Name AMG zurecht auf dem Testträger steht. Zwar hat man im Concept GT XX aktuell noch nicht die kompletten 1.000 kW (1.360 PS) im Testbetrieb – zumindest fühlt es sich nicht danach an. Aber bis zum geplanten Serienstart in der zweiten Jahreshälfte 2026 wird sich auch an dieser Front noch einiges tun. Und vielleicht gewährt uns AMG bis dahin ja noch ein paar weitere Detail-Einblicke.