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Kia Sportspace Fahrbericht
Exklusive Fahrt im Concept-Car

Endlich versucht sich auch Kia an einem Mittelklasse-Kombi. Wie geräumig und sportlich zugleich das Ergebnis werden kann, zeigen die Koreaner mit der Studie Sportspace. auto motor und sport hat das Concept-Car exklusiv gefahren.

Kia Sportspace, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Als wir hinter dem Frankfurter Kia-Hauptquartier auf den Kia Sportspace treffen, liegt eine dünne Schicht Blütenstaub auf dem roten Lack der Studie, die Torsten Göckeritz, Designmanager bei Kia, zusammen mit einem Kollegen behutsam vom Blech wischt. "Dem Auto darf nichts passieren. Es ist der einzige, den wir haben", mahnt Göckeritz, als spräche er von einer gefährdeten Tierart – und das, obwohl er zu diesem Zeitpunkt anscheinend noch nicht weiß, dass wir mit der Presseabteilung nicht nur vereinbart haben, dabei zu sein, wenn der in Handarbeit zusammengesetzte Wagen über das Frankfurter Messegelände bewegt wird, sondern auch, dass ich es bin, der die Studie als erster Nicht-Kia-Mitarbeiter fahren wird.

Unter strenger Beobachtung beim Fahrtest

Auf die Frage, ob es irgendetwas Besonderes beim Start des 1,7-Liter-Mildhybrid zu beachten gebe, winkt Göckeritz daher noch lässig ab: "Keine Sorge, darum kümmere ich mich." Als ich dann aber kurz darauf nachhake, wann ich denn auf dem dünn gepolsterten Sportsitz hinter dem Lenkrad Platz nehmen könne, um meine Runden zu drehen, kippt die Stimmung des Designmanagers plötzlich etwas, und er fragt verdutzt zurück, wie ich auf diese Idee käme.

Ein Telefonat später ist klar: Der Fremde bekommt die Einweisung und fährt die nächsten zwei Stunden mit der gut behüteten Studie. Die Kurzzusammenfassung: Der Kia Sportspace ist in erster Linie eine Designstudie und damit noch lange kein vollwertiges Auto. Eine Servolenkung gibt es daher ebenso wenig wie eine Klimaanlage, funktionsfähige Sicherheitsgurte oder eine Sitzverstellung. Das Wichtigste aber: Mir gnade Gott, wenn dem kostbaren Unikat etwas zustößt, während ich am Steuer sitze – ganz gleich, wer die Schuld trägt.

Diese Botschaft ist angekommen, und ich nehme mit einem mulmigen Gefühl und dem Gedanken an meine Haftpflichtversicherung Platz. Während ich den Startknopf des Kia Sportspace suche, heizen der wachsame Blick vom Beifahrersitz und die Sonne langsam den Innenraum unter dem Panoramaglasdach auf.

Der Sportspace: Noch zu extrem für die Serie

„Bremse, Wählhebel auf P und dann den Knopf drücken“, erklärt die Stimme von nebenan beruhigend. Ich fühle mich wie in der Fahrschule, bin aber froh um jeden Hinweis, der mich vor der potenziellen Privatinsolvenz rettet. Als die ersten Meter hinter uns liegen und der doppelt aufgeladene Diesel des sportlich gezeichneten Viertürers gleichmütig und ruhig vor sich hingrummelt, entspannen sich die Gemüter wieder etwas, und wir beginnen zu plaudern.

„Den Kia Sportspace wird es genau so wohl nicht in Serie geben“, erklärt Göckeritz zu meinem Bedauern. Zu breit, zu extrem sei er. „Allein die Außenspiegel würden eine Zulassung vermutlich unmöglich machen“ – aber dem Design der Studie ließe sich schon viel für die Zukunft abschauen. Was er nicht sagt: Gemeint ist dabei die Zukunft des Kia Optima, den es bislang nur als Limousine gibt und dem besonders für den europäischen Markt eine Kombi-Variante à la Plattformbruder Hyundai i40 sehr gut zu Gesicht stünde.

Dass der Kia Sportspace dazu allemal das Zeug hat, beweisen schon der Blick in den Kofferraum und das pfiffige Ladekonzept samt Technik aus der Luftfahrt. So sind in den Gepäckraumboden 28 drehbare Stahlkugeln eingelassen, auf denen sich schwere Gepäckstücke leicht verschieben lassen und die das Be- und Entladen bequemer machen sollen. Damit die Fracht während der Fahrt an Ort und Stelle bleibt, senken sich die Kugeln automatisch um drei Millimeter ab, sobald der Fahrer den Motor startet.

Das Raumgefühl im Sportspace überzeugt

Gänzlich ohne Fracht drehe ich mittlerweile alleine meine Runden auf dem abgesperrten Messegelände, genieße das Vertrauen von Torsten Göckeritz und fühle mich wohl in den Carbon-Schalensitzen. Wie viel Dampf der Hybrid tatsächlich hat, lässt sich nur erahnen. Mehr als innerstädtische Geschwindigkeiten sind vom Sicherheitspersonal auf dem Messegelände nämlich nicht gern gesehen, und dennoch macht der Kia Sportspace auf Anhieb Spaß. Trotz seiner knapp 4,86 Meter Länge und 1,87 Meter Breite wirkt der Kombi erstaunlich übersichtlich. Nicht zuletzt beeindruckt das luftige Raumgefühl der gerade einmal 1,43 Meter hohen Studie.


Vor allem aber überzeugen die vielen Details. Beispielsweise die Sonnenblenden, die nicht wie üblich unschön oberhalb der Windschutzscheibe abklappen, sondern fast vollständig in deren Rahmen verschwinden. Oder die kräftigen und gleichsam filigran gefrästen Bedienelemente in der Mittelkonsole. Alles liegt in greifbarer Nähe, ohne durch überfrachtete Anordnung zu nerven. Genau so soll es sein.
Derart stark reduziert werde das Bedienkonzept allerdings nicht bleiben können, erklärt Gregory Guillaume, Chefdesigner von Kia Europa, der den Kia Sportspace zusammen mit seinem Team im Frankfurter Designstudio entwickelte.

"Die Raumidee wollen wir aber beibehalten", versichert er und erklärt weiter: "Im Fokus der Entwicklung stand die Kombination aus Sportlichkeit, Raumangebot und Komfort. Der Wagen soll zum Verreisen einladen." Dank zweier Einzelsitze im Fond dürfte das sogar in der hinteren Reihe komfortabel möglich sein. An Beinfreiheit mangelt es nicht, und damit auch der Unterhaltungswert stimmt, lassen sich Tablets an den Rückseiten der Vordersitze befestigen.

Ob es der Kia Sportspace mit diesen Details und als Viersitzer zur Serienreife bringt, ist jedoch fraglich. Anders dagegen der sportliche Auftritt. So zeigten die Koreaner bei der Auto Show in New York im März bereits die neue US-Version der Optima-Limousine, die zwar einen Zentimeter schmaler ist und nicht mehr auf den großen 20-Zöllern steht, der Sportspace-Studie ansonsten aber wie aus dem Gesicht geschnitten ist.

Neuer Optima-Kombi ab 2016

Der Testballon Mittelklasse-Kombi ist Kia fürs Erste geglückt – und mir die Testfahrt ohne ein anschließendes Gespräch mit der Haftpflichtversicherung. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass wir den neuen Optima auch als Kombi in Deutschland bald zu sehen bekommen. Lange soll es nicht mehr dauern: Die Rede ist von Herbst 2016.

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