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Jeep Grand Cherokee SRT Fahrbericht
Porsche-Schreck aus Übersee

Es kommen harte Zeiten für Cayenne-Piloten: Der Jeep Grand Cherokee SRT ist da. Wir waren mit dem 468-PS-Gerät auf Probeflug.

Jeep Grand Cherokee SRT8 2012 erster Test
Foto: Jeep

Turbolader, Kompressor, Downsizing? Sollen sie nur machen, die Europäer. Bei Street & Racing Technology (SRT), der Chrysler-Abteilung für alles, was auf der Straße Spaß macht, setzt man auf handfestere Werte: Ein frei saugender Hemi-V8, dem mit der ganz großen Kelle vom Hubraum ausgeschenkt wurde, ist das Herz des neuen Ballermanns aus dem Hause Jeep. 6,4 Liter Hubraum, 468 PS, 625 Newtonmeter.

Männer-Maschine mit erlesener Technik

Das muss man bei der ersten Begegnung erst einmal auf sich wirken lassen. Verpackt ist die Männer-Maschine in einem dezent, aber effektiv versportlichten Gehäuse. Die Unterschiede zum Serien-Grand Cherokee sind umfangreich: eine neue Aluminium-Motorhaube dient mit zwei fetten Nüstern der Hitzeabfuhr, die Spoiler-Schürze vorne enthält große Luftkanäle zur Bremsen-Kühlung. Die Radhäuser sind mit neuen Verbreiterungen bestückt, am Heck thront oben ein Spoiler und unten eine mächtige Schürze mit Doppelrohr-Abgasanlage. Die geschmiedeten 20-Zoll-Räder geben den Blick auf die Brembo-Bremsanlage frei. Sechskolben-Sättel nehmen vorne 380mm-Scheiben in die Zange, hinten beißen Vierkolben-Sättel in 350mm messende Scheiben.
 
Nicht zu sehen ist allerdings eine der wichtigsten Zutaten, die SRT dem stärksten Serien-Jeep aller Zeiten mit auf den Weg gibt: das Sportfahrwerk. Die adaptiven Bilstein-Dämpfer und die neu abgestimmten Schraubenfedern sind neben dem Bullen-Motor die wichtigste Zutat, um den Jeep Grand Cherokee SRT zum echten Porsche-Schreck mutieren zu lassen. Dabei bleibt die Silhouette des großen Offroaders kaum verändert – die gegenüber der Serie dezente Tieferlegung um 20 Millimeter vorne und 30 Millimeter hinten fällt kaum auf, der Grand Cherokee SRT bleibt eine imposante Erscheinung.

Jeep Grand Cherokee SRT mit adaptivem Fahrwerk

Die Optik verspricht nicht zuviel. Mit sattem Bass erwacht der Hemi-V8 per Startknopf zum Leben. Los geht es zunächst in der Automatik-Einstellung des Selec-Track-Wählreglers. Mit überraschend gutmütigem Federungskomfort, der deutlich von brettharter Rennstrecken-Abstimmung entfernt ist, setzt sich der SRT in Bewegung. Schon jetzt fällt die neu abgestimmte, straffe Lenkung auf, mit der sich der große Jeep präziser dirigieren lässt als seine braven Serienbrüder. Fahrwerk und Getriebesteuerung der Automatik reagieren auf die Fahrweise: wird gemütlicher Alltag signalisiert, schaltet der Grand Cherokee früh und setzt die Dämpfer auf softe Kennlinie. Dann gibt es bei verhaltener Fahrweise (ja, das geht!) auch die Spezialität des neuen Hemi-V8 zu erleben, die Zylinderabschaltung. Beim ruhigen surfen ohne großen Kraftbedarf werden vier der acht Zylinder vom Vortrieb beurlaubt und ein Klappensystem in der Auspuffanlage betätigt. Das führt nicht nur zur Kraftstoff-Ersparnis, sondern auch zu dem kuriosem Umstand, dass der dann als V4 arbeitende Hemi fast noch sonorer und satter klingt als mit acht an der Arbeit beteiligten Kolben.

Jeep Grand Cherokee SRT mit dem Schub eines Jets

Ein richtiges Konzert gibt es allerdings naturgemäß beim Befehl „Volle Kraft voraus“. Fünf Sekunden für die Nullhundert-Prüfung vermeldet das Datenblatt. Die beim SRT in den Bordcomputer integrierte automatische Stoppuhr bestätigt uns auf der Testfahrt diesen furiosen Wert. Wir hätten es allerdings auch ohne diese Meldung geglaubt: ohne die abrupte Leistungsexplosion eines kleinen, zwangsbeatmeten Motors schiebt der große V8 praktisch ab Leerlaufdrehzahl mit einer Macht an, die vom Gefühl her einem startenden Jet nicht unähnlich ist. Das Spiel kann man in jeder Lebenslage betreiben: unabhängig von der Geschwindigkeit wird jeder Gaspedalbefehl in unbarmherzigen Schub umgesetzt. Beendet wird das Spektakel für den, der es wirklich wissen will, bei 257 km/h, wenn der Fahrtwind die Höchstgeschwindigkeit per cw-Wert begrenzt.

Schnell nach vorne konnten kraftstrotzende US-V8 schon immer, doch nach wie vor hält sich an deutschen Stammtischen das Vorurteil der weichen „Ami-Schaukeln“. Wie mag das dann erst bei einem so großen SUV sein? Um eine Antwort ist der Jeep Grand Cherokee SRT nicht verlegen: es geht, und zwar radikal. Ganz besonders, wenn der Selec-Track-Wählschalter in die sportlichste der fünf Positionen gedreht wird. Dann spannt der Jeep die Muskeln, das Fahrwerk verhärtet spürbar, das Getriebe geht in Angriffsmodus, die Kraftverteilung des permanenten Allrads wird auf 35:65 hecklastig umgestellt und das ESP weitgehend in Rente geschickt. Obwohl man da einen bereits leer rund 2,4 Tonnen schweren Brocken unter sich hat, ist das Ergebnis außergewöhnlich. Ohne erkennbare Seitenneigung krallt der Jeep Grand Cherokee SRT mit einer bemerkenswerten Haftung in die Kurven, erlaubt ein messerscharfes Handling mit exaktem Feedback der neu abgestimmten Sport-Lenkung. Dass man kurvige Strecken hart am Gas volley nehmen kann, ist auch ein Verdienst der brachial zupackenden Bremsanlage – die scheint über jeden Zweifel erhaben. 35 Meter, verspricht Jeep, reichen aus 100 km/h, um den Jeep Grand Cherokee SRT aus 100 km/h zum Stillstand zu bringen. Um das in Relation zu setzen: der Messwert von Auto, Motor und Sport für den Porsche 911 Carrera GTS liegt bei 33,8 Metern, der des Land Rover Defender bei 48,2.

Unbeschränkt alltagstauglich

Weil man nicht ständig auf Rennstrecken unterwegs ist und der Gesetzgeber lästige Dinge wie Tempolimits erfunden hat, hat sich der Jeep Grand Cherokee SRT glücklicherweise ein hohes Maß an Alltagstauglichkeit bewahrt. Der Federungskomfort bleibt bei ruhiger Fahrweise hoch, lediglich kleine Stöße etwa von Querfugen lassen das Sportfahrwerk leicht fremdeln. Sogar als Zugfahrzeug taugt der Neue: während beim Vorgänger der mittig endende Sportauspuff die Montage eine Zugkupplung vereitelte, soll das mit dem Neuen nun möglich sein. 2,2 Tonnen darf er ziehen.

Nicht billig, aber günstig

Bei der Ausstattung war Jeep großzügig. Während man beispielsweise beim 91.500 Euro teuren Mercedes ML 63 AMG noch eine muntere Rallye durch die Aufpreisliste vor sich hat, ist beim Jeep Grand Cherokee SRT für 74.200 Euro alles an Bord, was der Hersteller an Technik zu bieten hat. Klimatisierte Nappaleder-Sportsitze, Navigationssystem, Harmann-Kardon-Anlage mit 825 Watt, Abstands-Tempomat, Schiebedach – die Liste ist lang und es gibt keine Aufpreis-Extras. So summiert sich der ausstattungsbereinigte Preisvorteil des Jeep Grand Cherokee SRT gegenüber der süddeutschen Konkurrenz dieser Leistungsklasse schnell auf 30-40.000 Euro. Das honoriert offensichtlich auch die Kundschaft: bereits jetzt sind 300 Jeep Grand Cherokee SRT in Deutschland geordert.


Fazit:

Bereits der gleichnamige Vorgänger des Jeep Grand Cherokee SRT war ein heißes Eisen. Doch mit dem um Welten besseren Fahrwerk, der feinen Bremsanlage und dem bei Bedarf brutal anpackenden Hemi-V8 ist aus dem stärksten Jeep aller Zeiten ein Sportgerät geworden, das der Konkurrenz auf Augenhöhe begegnen kann – ohne dabei an Alltagstauglichkeit einzubüßen.

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Fazit

Bereits der gleichnamige Vorgänger des Jeep Grand Cherokee SRT8 war ein heißes Eisen. Doch mit dem um Welten besseren Fahrwerk, der feinen Bremsanlage und dem bei Bedarf brutal anpackenden Hemi-V8 ist aus dem stärksten Jeep aller Zeiten ein Sportgerät geworden, das der Konkurrenz auf Augenhöhe begegnen kann – ohne dabei an Alltagstauglichkeit einzubüßen.

Technische Daten
Jeep Grand Cherokee 6.4 V8 Hemi 4x4 SRT
Grundpreis83.900 €
Außenmaße4846 x 1954 x 1749 mm
Kofferraumvolumen782 bis 1554 l
Hubraum / Motor6417 cm³ / 8-Zylinder
Leistung344 kW / 468 PS bei 6250 U/min
Höchstgeschwindigkeit257 km/h
Verbrauch13,5 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten