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Jaguar F-Type S im Fahrbericht
Neue Katze kann wirklich wild

Good Morning England: Der neue Jaguar-Roadster F-Type S bringt ziemlich frischen Wind in die Porsche-Liga. Wir fuhren alle drei Motorvarianten.

Jaguar F-Type S, Frontansicht, Alexander Bloch
Foto: Hans-Dieter Seufert

Wissen Sie, was echter englischer Sportsgeist ist? Wenn der weltweite Jaguar-Markenmanager die Vorstellung des brandneuen Sportmodells mit einer tiefen „Benchmark“-Verbeugung vor dem deutschen Konkurrenten beginnt. Nun, dann dürfen die Briten auch gern ein Kistchen feinsten uralten Malt Whiskys zum fünfzigsten Geburtstag des Porsche 911 schicken. So lange schon herrscht der Heckmotor-Renner fast konkurrenzlos im Segment und lässt damit eine breite Lücke für Alternativen.

Jaguar F-Type nimmt es mit vielen Gegnern auf

Moment, Elfer? Ist der neue Jaguar F-Type als reiner Zweisitzer nicht eher Boxster-Gegner? Jaaa, das hat die Cat-Crew aus Gaydon clever eingefädelt, damit sie munter in beiden Revieren wildern kann. Preislich prescht der Jaguar F-Type Roadster mit 73.400 Euro genau zwischen die beiden offenen Schwaben. Der Radstand ist mit 2,62 m länger als der des 991 und die Außenlänge zwei Zentimeter kürzer.

Leistungsmäßig geht der Jaguar F-Type dann zwischen Cayman S und 911 Turbo in Stellung: Mit 340 (V6), 380 (V6 S) oder 495 PS (V8 S) wartet der von Ian Callum gezeichnete Zweisitzer auf seinen Bändiger. Dementsprechend bunt ist die Auswahl für die erste Ausfahrt. Wir entscheiden uns für den Orangefarbenen mit den vier Auspuffrohren. Ganz zufällig der Jaguar F-Type V8. Zum Dank bellt das Biest beim Start erst mal die Nachbarschaft zusammen – auch drei Blocks weiter.

Noch freuen sich jedoch alle über den frischen Klang in dieser Sparte. Ein Zug nach hinten am neuen Gangwahl-Joystick, und schon geht es mit einem Gebrabbel und Sprotzen gen Horizont, dass es einem ganz warm ums Petrol-Herz wird. Jedoch ist es eine Schande, dass Jaguar einen so prächtigen Motor unter einem schnöden schwarzen Plastikdeckel versteckt, der übrigens über alle drei Motorvarianten im Jaguar F-Type immer gleich aussieht. Gut, spätestens nach dem Druck aufs Gaspedal weiß der Fahrer, wo die Kraft sitzt, und alle anderen Verkehrsteilnehmer ebenso. Der neue Jaguar F-Type ist nämlich ein zutiefst sozialer Entertainer. Bei geschlossenem Verdeck gönnt er seiner Umwelt mehr Soundspektakel als dem Fahrer.

Vom Design gar nicht zu reden, von dem Callum sagt: „Zu viele Linien verwirren die Leute.“ Beim Jaguar F-Type sitzt jede von gespannter Dynamik zeugende Linie am rechten Fleck. Spätestens seit dem XF ist sowieso Schluss mit dem Retro-Gedöns bei Jaguar. Lässig und modern soll die Katze daherkommen – und leicht. So besteht die komplette Karosse des Jaguar F-Type aus Aluminium und bringt 261 Kilogramm auf die Waage. Ein faltbares Metalldach kam nie in Frage. Ian Callum: „Es bringt nur zuviel Gewicht an der falschen Stelle.“ Und besser sieht es meist eh nicht aus. Richtig leicht ist der Jaguar F-Type trotzdem nicht, und Roadster-Nerds werden an der weit nach innen gezogenen Frontscheibe zu mäkeln haben.

Jaguar F-Type mit leckerem Motorenangebot

Also spielt der fünf Liter große V8 mitsamt Kompressor gegen 1.665 kg Jaguar F-Type, was beim scharfen Anfahren mit Hinterradantrieb unweigerlich Schlupf, Gummistriche und ein retardierendes Moment bringt. Doch dann jagt Firesand – gestatten, die Farbe – wie ein Spannschuss von Wayne Rooney nach vorne. Blitzschnell knallt die Drehzahlnadel an die 7.000er, und der Achtgang-Automat lädt zügig, aber ohne ordinäres Rucken einen Gang nach dem anderen nach. Die nächste Kurve naht, die Bremse im Jaguar F-Type beißt amtlich, und ZF 8 HP zählt den Gang-Countdown von scharfen Zwischengas-Stößen untermalt nach unten. Das Ganze offen lässt bei Traumwetter Euphorie im um Objektivität bemühten Fahrer aufkommen.

Der Jaguar F-Type verbläst den letzten Rest angestaubten Landadel-Muffs unter dem Katzen-Logo. Noch schöner ist höchstens der Ritt auf der 625-Nm-Drehmoment-Woge. Nur 2,5 s sollen beim Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h vergehen. Der selbst untertourig vorhandene Biss in der Ansprache zieht sich durch alle Aggregate. Jaguar bleibt beim dafür prädestinierten Kompressor, selbst wenn er leichte Verbrauchsnachteile (Schleppverluste) mit sich bringt.

Nur beim 340-PS-V6 im Jaguar F-Type trübt das nicht optimale Zusammenspiel zwischen Automat und Motor den großen Spaß. Er ist schon durch die fehlenden Auspuffklappen benachteiligt, und wenn dann noch ein etwas nölender Wandlerton die leicht gestresst wirkenden Beschleunigungen begleitet, bleibt nur der Griff zur S-Version des Jaguar F-Type. Die tönt wilder und liefert das fehlende Quäntchen an Druck. Mit dabei sind Auspuffklappen (ab 3.000/min öffnet ein Bypass-Ventil beim Endtopf), das adaptive Fahrwerk und ein mechanisches Sperrdifferenzial.

Das ist wichtig, denn bei allem Verständnis für Fahrsicherheit, Neutralität und ESP lieben wir doch Übersteuern – dieses entzückende Gefühl, wenn das Heck breit wie ein Brite nach einer Pub-Nacht ausschwenkt. Dabei hilft das Sperrdiff – und das ist auch gut so. Im V8-Modell wird das Ausgleichsgetriebe sogar elektronisch kontrolliert.

Der paritätisch austarierte Jaguar F-Type (dafür musste wie bei BMW die Batterie nach hinten) lässt butterweiche, rauchende Drifts zu – cool kontrollierbar durch Gegenlenken an der besten Jaguar-Lenkung aller Zeiten. Die direkte Hydraulik ist ein großer Schritt weg von der schwammigen XK-Steuerung, aber was Präzision und Rückmeldung angeht, noch nicht beim Elfer mit neuer E-Lenkung.

Bis auf das hölzerne Ansprechen des Doppelquerlenker-Fahrwerks bei kurzen Wellen liefert das ab dem S serienmäßige adaptive Fahrwerk im Jaguar F-Type angenehmen Komfort.

Freilich lässt sich das alles im hübschen und bis auf das grauenhafte Infotainmentsystem sehr funktionalen Cockpit über ein frei konfigurierbares Dynamik-Programm anpassen. So lebt es sich klasse mit der Open-Air-Katze, selbst wenn sie einfach nur lässig durch die Landschaft streunt. Sie darf dabei ruhig schnurren, denn der Jaguar F-Type ist eine hervorragende Alternative – egal für wen.

Jaguar F-Type V6 S und Porsche 911 Carrera Cabrio im Vergleich

Ja, auch in elitären Sportfahrer-Kreisen muss das Geld erst verdient werden. Daher sind über 10.000 Euro Preisvorteil für einen Jaguar F-Type S zum 911 Cabrio ein Wort. Dass der Jag dafür sogar 30 PS mehr bietet, ist nebensächlich, wirklich besser geht er nicht. Denn trotz aller Leichtbau-Anstrengungen und einer Vollaluminium-Karosse wiegt der F-Type S mit 1,6 Tonnen über einen Zentner mehr als der Elfer. Der ist überdies in Jahrzehnten gereift. Aus einer früher fast unfahrbaren Heckmotor-Schleuder wurde ein fahrdynamischer Musterschüler. Das kann der junge Jaguar F-Type auch werden, seine Anlagen sind hervorragend. Vielleicht spendiert ihm Jaguar auch noch ein Handschaltgetriebe – der Emotion zuliebe.

Fazit

Jaguar stiftet sicherlich Verwirrungmit der Positionierung des F-Type zwischen Boxster und 911. Egal ober jetzt ein ziemlich günstiger Elfer-Konkurrent oder ein sehr kräftiger Boxster-Gegner ist, der erste Modellaufschlag ist jedenfalls rassig, dynamisch und gelungen.

Technische Daten
Jaguar F-Type S Cabrio S
Grundpreis86.500 €
Außenmaße4470 x 1923 x 1308 mm
Kofferraumvolumen196 l
Hubraum / Motor2995 cm³ / 6-Zylinder
Leistung280 kW / 380 PS bei 6500 U/min
Höchstgeschwindigkeit275 km/h
Verbrauch8,6 l/100 km
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