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Fahrbericht Ford Kuga und VW Tiguan
Der Neue fordert den Klassenprimus heraus

Der neue Ford Kuga will es allen zeigen: Als kräftiger Allradler tritt er im umkämpften SUV-Markt an. Ob er das kann, klärt ein Doppel-Fahrbericht mit seinem Konkurrenten und Klassenprimus VW Tiguan.

Ford Kuga 2.0 TDCi 4x4, VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion, Frontansicht
Foto: Wolfgang Groeger-Meier

„Ein Europäer erobert die Welt.“ Was für ein Satz, was für eine Verkündung. Wer denkt da nicht an Kolumbus oder Vasco da Gama? Nun – in diesem Fall sind es die Ford-Werke Köln, die auf große Tour gehen wollen. Mit dem neuen Kuga. 100 von 193 UN-Ländern soll er erobern – zusammen mit seinem baugleichen US-Bruder, dem Escape, der bereits seit Mai verkauft und in Louisville, Kentucky, produziert wird. Der ab März erhältliche Ford Kuga rollt dagegen in Valencia vom Band.

Mit seinem bis zuletzt sehr erfolgreichen Vorgänger (28 Prozent Zuwachs im Jahr 2012) hat der neue Ford Kuga allerdings wenig gemein. Er ist nicht nur acht Zentimeter länger, sondern auch flacher und schmaler – bei einem unveränderten Radstand von 2,7 Meter. So tritt der Ford Kuga nun deutlich schnittiger und dynamischer auf, verliert aber an Eigenständigkeit. Auch der Kofferraum hat von 410 auf 481 Liter (je nach Lehnenstellung) und maximal 1.653 Liter zugelegt.

Ford Kuga mit Allradantrieb und aktiver Radlastverteilung

Zum Marktstart in Europa tritt der viertürige Ford Kuga wahlweise in den bekannten Ausstattungslinien Trend und Titanium mit zwei 1,6 Liter großen Ecoboost-Benzinern (150 und 182 PS) sowie zwei 2.0 TDCi mit 140 oder 163 PS an. Die starken Aggregate des Ford Kuga sind serienmäßig gekoppelt an einen optimierten Allradantrieb inklusive aktiver Radlastverteilung. Zusätzlich lassen sich die beiden Selbstzünder mit einem Doppelkupplungsgetriebe bestellen (1.750 Euro). Kostenpunkt für den hier gefahrenen 2.0 TDCi 4x4 Titanium mit 163 PS: 31.500 Euro.

Um zu erkunden, wie viel Eroberungspotenzial tatsächlich im Ford Kuga steckt, haben wir uns mit dem meistverkauften Kompakt-SUV, einem VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion (140 PS) zu einem Ausflug verabredet. Mit ähnlich üppiger Ausstattung wie Klimaautomatik und lederner Sitzwange wären für ihn über 33.000 Euro zu berappen. Den Ford Kuga gibt es damit günstiger.

Mehr Platz im Kuga, besseres Navi im Tiguan

Also weiter. Türen auf. Bitte einsteigen zum Innenraumcheck. Und siehe da – der in Wolfsburg produzierte Allradler ist zwar neun Zentimeter kürzer als der Ford Kuga, bietet aber ein ähnlich großzügiges Platzangebot und ordentlich Laderaum (470 Liter). In beiden SUV können die Fondinsassen ihre Lehnenstellung variieren, eine zweigeteilt längsverstellbare Rücksitzbank bringt aber nur der Tiguan mit. Bei der Umklapperei fällt auf: Ford hat seine Kinematik kräftig überarbeitet – mit einem Zug an einem großen Hebel klappen die Sitzelemente nun zu einer ebenen Ladeflächen um. Im Tiguan gibt es hingegen eine störende Stufe sowie 143 Liter weniger Stauraum.

Und wie sieht es vorne aus? Tja. Das komplett neu gestaltete Cockpit des Ford Kuga präsentiert sich zwar deutlich hochwertiger als zuvor, doch das übersichtliche Touchscreen-Bediensystem inklusive intelligent platzierter Tasten und einem großen Monitor musste der Anlage aus dem Focus weichen – mit allzu vielen Tasten und einer kleineren Kartendarstellung. Hier ergeben sich klare Vorteile für den Tiguan. Sein altbekanntes Navi RNS 510 brilliert zwar nicht mit Schnelligkeit, ist aber verständlicher zu bedienen und verfügt über einen größeren Monitor. Ebenbürtig sind sich die beiden hingegen in ihrer soliden Verarbeitungsqualität und in der Übersichtlichkeit. Beide Hauben sind für den Fahrer gut einsehbar und die C-Säulen nicht allzu massiv.

Nicht mithalten kann der Tiguan, wenn es um die Sicherheit seiner Insassen geht. Sowohl ein adaptiver Tempomat als auch ein automatisches Notbremssystem für die Innenstadt sind nicht lieferbar. Die typischen Spurhalte- und Einparkassistenten offerieren beide Hersteller.

Gutes Handling und wenig Geräusche beim Ford Kuga

Alle Türen zu. Diesel an. Mal gucken, ob der neue Ford Kuga so ein Kurvenheld ist wie sein Vorgänger. Schließlich kümmert sich nun eine elektrische Servolenkung um Richtungsänderungen. Nach den ersten Kilometern oberhalb von Nizza können wir schon konstatieren: Sie macht ihren Job ziemlich gut. Mit einer angenehmen Schwergängigkeit setzt sie Lenkbefehle direkt um, gibt genügend Rückmeldung und ermöglicht so präzise, schnelle Kurvenmanöver.

Ähnlich dem Vorgänger verzichtet der 1,7 Meter hohe Ford Kuga hierbei auf heftige Aufbaubewegungen und hält gelassen die Spur. Derweil logieren die Passagiere auf sportlich konturierten Sitzen mit viel Seitenhalt und müssen sich nicht an Windgeräuschen stören. Der Ford ist deutlich leiser geworden. Freudig-flotte Landpartien bleiben damit weiterhin eine Lieblingsaufgabe des Ford Kuga – zumal das Fahrwerk grobe Querfugen und kurze Bodenwellen trotz großer 18-Zoll-Bereifung immer noch erfreulich gut austariert.

Rauer Kuga-Motor wirkt zugeschnürt

Der dank adaptiven Dämpfern (1.100 Euro Aufpreis) etwas komfortablere VW Tiguan lässt sich dennoch nicht abschütteln. Seine Lenkung ist zwar nicht ganz so präzise und die Wankbewegungen etwas ausgeprägter, dafür schiebt sein Diesel aus den engen Kehren der Seealpen druckvoller an. 320 Newtonmeter hält der bekannt kultivierte Zweiliter-Diesel ab 1.750 Touren parat. Der deutlich rauer laufende 2.0 TDCi des Ford Kuga ist mit 340 Nm ab 2.000/min und 163 PS nominell zwar stärker, kann seine Kraft aber nicht ausspielen. Auf Autobahnsteigungen wirkt er kraftloser. Am bloßen Gewicht dürfte es nicht liegen – der Ford Kuga ist laut Datenblatt mit 1.692 Kilo nur 27 Kilo schwerer als der VW. In den Unterlagen steht aber auch, dass der Ford im Spurt auf 100 km/h mit 9,9 Sekunden nur 0,3 Sekunden schneller als der Tiguan ist. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt zehn km/h höher.

Ob wir den Ford Kuga also einfach an einem schlechten Tag erwischt haben, wird sich in den folgenden Tests zeigen. Im Alltag relevanter dürfte sowieso das Konsumverhalten sein, wo die Kontrahenten mit NEFZ-Angaben knapp unter sechs Litern nahe beieinander liegen. Da nur der Tiguan in der Bluemotion-Technology-Ausführung an der Ampel brav seinen Diesel stilllegt, könnte der VW am Ende sparsamer sein. Ford rüstet bislang nur den frontgetriebenen Basisbenziner (150 PS) mit einer Start-Stopp-Automatik aus. Um wirklich die Welt erobern zu können, sollte Ford noch einmal die Rechner anwerfen.

Technische Daten
VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion Trend & FunFord Kuga 2.0 TDCi 4x4 Titanium
Grundpreis32.800 €32.500 €
Außenmaße4426 x 1809 x 1703 mm4524 x 1838 x 1701 mm
Kofferraumvolumen470 bis 1510 l456 bis 1653 l
Hubraum / Motor1968 cm³ / 4-Zylinder1997 cm³ / 4-Zylinder
Leistung103 kW / 140 PS bei 4200 U/min120 kW / 163 PS bei 3750 U/min
Höchstgeschwindigkeit188 km/h198 km/h
Verbrauch6,2 l/100 km5,9 l/100 km
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Erscheinungsdatum 20.06.2024

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