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Ford Expedition King Ranch EL 4x4 (2017) Fahrbericht
Wir gleiten durch die USA im Riesen-SUV

Der Ford Expedition gehört zu den größten Serien-SUV unseres Planeten. Wir haben uns für den Fahrbericht die extralange Variante namens EL in der King-Ranch-Ausstattung geschnappt. Was der Wagen kann, lesen Sie hier.

Ford Expedition King Ranch
Foto: Gregor Hebermehl

Der Brocken ist 5,61 Meter lang – und dafür sieht er gar nicht schlecht aus. Die optionalen 22-Zoll-Felgen (Serie: 20 Zoll) wirken unter dem Ford Expedition wie 16-Zöller an einem VW Golf: ganz normal. Dabei würden allein die Felgen den Kofferraum des einen oder anderen Kleinwagens überfordern. Am Expedition ist alles groß, schließlich ist insbesondere die verlängerte EL-Version als Nachfolger für den bis 2006 gebauten Excursion gedacht, der es auf 5,76 Meter brachte.

Unsere Highlights

Unser Testwagen ist in der zweitbesten Ausstattung „King Ranch“ konfiguriert, darüber rangiert nur noch „Platinum“. Die King Ranch ist Texas‘ größte Farm – ein Stück Land, größer als der kleinste US-Bundesstaat Rhode Island. Das Zeichen der King Ranch ist das sogenannte „Running W“. Dieses schlangenförmige W soll entweder ein Hinweis auf die häufig auf der Farm anzutreffenden Klapperschlangen (Western diamondback rattlesnake/Crotalus atrox) oder das Schwingen der Hörner eines Texas-Longhorn-Rindes sein. Und das Running W ziert die Felgen des Expedition King Ranch, sitzt als fettes Logo rechts und links auf den vorderen Kotflügeln und als farblich abgesetzte Schlangenlinie im Leder der breiten Mittelkonsole.

Enormes Platzangebot, gute Übersichtlichkeit

Die mit robustem Leder bezogenen King-Ranch-Sitze sind auch nach stundenlangem Highway-Cruisen noch nicht unbequem und die erwähnte Mittelkonsole wirkt breit wie das ganze Land, der Beifahrer dementsprechend weit weg. Beim Blick nach hinten dauert es eine Weile, ehe Du bei der Heckscheibe angekommen bist und was im Nahbereich dahinter stattfindet, zeigt die serienmäßige Rückfahrkamera. Allerdings ist die Übersichtlichkeit wegen der rundum gerade abfallenden Außenbleche und der recht großen Fensterscheiben gar nicht schlecht. Lustig: In der zweiten Reihe hast Du bei weit nach hinten geschobenen Vordersitzen weniger Beinfreiheit als in Reihe drei. Um in die dritte Reihe zu gelangen, muss der entsprechende Sitz der zweiten Reihe nach vorne gewickelt werden, was sich mühelos erledigen lässt. Der Zustieg ist dann noch großzügiger als beispielsweise beim neuen VW Atlas oder beim ebenso neuen Land Rover Discovery.

Mächtig ist der Kofferraum des langen Expedition: 1.207 Liter passen schon hinter Reihe drei, 2.422 Liter hinter Reihe zwei und enorme 3.704 Liter hinter Reihe eins. In Sachen Platzbedarf dürfte das große SUV also selbst amerikanische Ansprüche locker erfüllen. Und in Sachen Verarbeitung auch: Alles ist irgendwie okay, eine fanatische Sucht nach Perfektion scheint nicht ganz oben auf dem Zettel der Produktionsplaner gestanden zu haben. Locker gehandhabte Spaltmaße und günstig wirkende Kunststoffoberflächen: Viele amerikanische Kunden sind damit zufrieden. Was sie wiederum richtig mögen, sind die beim Türöffnen automatisch ausfahrenden Trittbretter, die auf Grund ihrer Größe ihrem Namen alle Ehre machen. Wer sie nicht benutzt, den stören die breiten Planken ein bisschen beim Ein- und Aussteigen. Allen andern helfen sie, einfacher in den hohen Wagen zu kommen – schließlich schaust Du als Fahrer des Expedition beinahe in alles, was da sonst noch auf der Straße kreucht und fleucht, von oben – nur höhergelegte Pick-ups vom Schlage eines Ford F-150 oder Chevrolet Silverado können mit Deiner Blickhöhe mithalten.

Dieses US-SUV schwankt, wie ein Schiff

Lenken lässt sich der Expedition unspektakulär – das winzige Spiel in der Mittellage ist perfekt zum Highway-Cruisen und Kurven lassen sich präzise ansteuern. Aber Kurven fahren heißt beim Expedition auch wanken – die Fuhre gibt sich keine Mühe, in der Waagerechten zu bleiben. Bei Straßenunebenheiten bestrafen die gigantischen Felgen die Insassen: Rumpeln und Poltern gehört hier zum Geschäft. Zudem sind die über 2.760 Kilogramm beim Bremsen deutlich zu spüren – und die Verzögerung ist an einen Eintauchvorgang mit viel Hub gekoppelt. Fahrkomfort bekommt beim Expedition also, wer es ruhig angehen lässt.

Ford Expedition King Ranch
Salton
Hinter Reihe zwei ist Platz für 2.422 Liter Gepäck.

Der Motor wäre hingegen für mehr Dynamik gut. Einen kultig blubbernden V8-Sauger sucht man in der Expedition-Ausstattungsliste allerdings vergebens: Als einzig verfügbares Aggregat steht ein 3,5-Liter-V6 in der Tabelle – aber er hat Turboaufladung. Der Ecoboost-Motor leistet manierliche 358 PS und wirft bei 2.250/min 569 Newtonmeter an die Kurbelwelle. Die Gasannahme erfolgt ultradirekt, der fette Brocken will heftig von der Kreuzung losspringen. Genau so mögen es US-Kunden: Volle Lotte anfahren und dann in den Cruising-Trott verfallen. Nach 6,4 Sekunden sind 97 km/h (60 Meilen pro Stunde) erreicht. Ein guter Wert, der auch durch den optionalen Allradantrieb erreicht wird. Ist der verbaut, lässt er sich per Drehschalter zum spritsparenden Hinterrad-Antrieb degradieren, auf automatische Zuschaltung oder eine permanente Arbeitsweise einstellen oder per Untersetzung besonders geländegängig machen.

Maximal ist der lange allradgetriebene Expedition 182 km/h schnell – was sich in den USA kaum ausprobieren lässt. Der Motor knurrt nur beim Beschleunigen, während des Gleitens auf dem High- oder Freeway hörst Du ihn nicht. Dafür rollen die großen Reifen laut ab und die Windgeräusche an den oberen vorderen Dach-Ecken sind so laut, dass Du permanent nach dem Fenster suchst, das nicht richtig geschlossen ist.

Große Anhängelast, hoher Verbrauch

Und was schluckt der Kasten? Nach amerikanischem Verbrauchszyklus sind im Schnitt 14,7 Liter pro 100 Kilometer fällig, außerorts 12,4 und in der Stadt 15,7 Liter. Finanziell ist das für den US-Amerikaner aktuell gut zu stemmen: 59 Euro-Cent kostet ein Liter Super. Und bei einem 127-Liter-Tank stimmt auch die Reichweite.

Ford Expedition King Ranch
Salton
"Sein raumgreifender Charakter, sein Bezug auf die King-Ranch, seine So-lala-Verarbeitung und seine Zugfähigkeiten: Der Ford Expedition ist ein echtes Stück Amerika.", so Redakteur Gregor Hebermehl zu dem gigantischen SUV.

Um die Schaltarbeit kümmert sich unmerklich eine Sechsstufen-Automatik. Kein Ruckeln beim Schaltvorgang, kein hilfloses Suchen nach dem richtigen Gang – die Schaltung ist perfekt auf den 3,5-Liter-Benziner abgestimmt. Und sie funktioniert auch, wenn am Expedition viel Gewicht hängt: Drei Tonnen Anhängelast sind Serie, 4,1 Tonnen sind mit dem optionalen Anhängepaket drin. In den USA ist das wichtig: SUV-Käufer ziehen hier beispielsweise gerne Boote über weite Strecke bis zu einem See – der Weg und das Ziel sind das Ziel. Je größer das Auto, desto größer der Anhänger – eine Limousine mit Anhängerkupplungs-Adapter wird man in Amerika kaum finden, große SUVs ohne sind ebenso selten.

In Sachen Kosten gibt sich der Expedition zurückhaltend: Umgerechnet zirka 41.566 Euro werden aktuell für den kurzen XLT fällig, 56.281 Euro für den proper ausgestatteten langen King Ranch und 59.309 Euro für das Topmodell Platinum EL. In Deutschland ist der große Wagen nicht im Angebot und selbst US-Car-Spezialisten haben ihn nicht auf Lager. Wer sich einen Ford Expedition herholt, muss natürlich einen ordentlichen Aufschlag für den Transport des in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky gebauten SUV und für die Umrüstung auf deutsche Vorschriften einrechnen. Allerdings wird in Deutschland von Ford-Konkurrent GM mit dem Cadillac Escalade ESV ein SUV angeboten, das den Expedition EL in der Länge noch um neun Zentimeter übertrifft. Den Escalade ESV gibt es nur mit einem 426 PS leistenden V8, 104.900 Euro berechnet GMs Nobelmarke für den Wagen.

Fazit

Sein raumgreifender Charakter, sein Bezug auf die King-Ranch, seine So-lala-Verarbeitung und seine Zugfähigkeiten: Der Ford Expedition ist ein echtes Stück Amerika – dort passt er prima hin, eignet sich als unaufhaltsames Reisegerät für die große Familie. In Europa dürfte der Expedition gut im ländlichen Raum zurechtkommen, in der Stadt wäre es von Vorteil, wenn Du ein wenig Erfahrung mit Lieferwagen hast: Ein Mercedes Sprinter ist 36 Zentimeter kürzer als ein Ford Expedition EL.

Technische Daten
Ford Expedition King Ranch EL 4x4
Außenmaße5608 x 2002 x 1974 mm
Kofferraumvolumen1207 bis 3704 l
Leistung263 kW / 358 PS bei 5000 U/min
Höchstgeschwindigkeit182 km/h
Verbrauch14,7 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
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Erscheinungsdatum 12.09.2024

148 Seiten