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Fahrbericht Citroen Survolt
Rennwagen mit Elektroantrieb

Allein das teure Carbonkleid spricht gegen eine Serienfertigung des Citroën Survolt, die aufwendige Antriebstechnik sowieso. Nach einer Probefahrt bleiben allerdings nur noch Argumente für einen sofortigen Produktionsstart.

 Fahrbericht, Citroen Survolt
Foto: Hans-Dieter Seufert

Fahren Elektroautos eigentlich selbstständig zu Bio-Läden, Waldkindergärten und Castor-Demos? Zumindest erwecken die von selbsternannten Umweltaposteln geführten Diskussionen um die Volt-lastige Mobilität diesen Eindruck.

Vermutlich würden sie in eine barmherzige Ohnmacht fallen, wenn ihnen der wild bespoilerte Citroën Survolt mit seiner dicken Chromnase ans Schienbein stupst. Die Franzosen sind nämlich davon überzeugt, dass sich mit dem Elektro-Flitzer wunderbar der politisch unkorrektesten Fortbewegungsart von allen frönen ließe – dem Motorsport.

Im Citroën Survolt wirkt es noch etwas improvisiert

Deswegen wartet der Citroën Survolt mit seinem nur unwesentlich einen Fiat 500 überragenden Abmessungen auf einer privaten, nördlich von Paris gelegenen Rennstrecke auf neue Testfahrer. Geführte Runden? Geschwindigkeitslimits? Beides sieht das Protokoll nicht vor. Allerdings setzen kalte Luft und nasse Fahrbahn die Haftgrenze der 19 Zoll großen Michelin-Sportreifen am Citroën Survolt bereits vor dem Start bedrohlich herab. Ohnehin schlängeln sich noch mehrere Kabel von einer etwas improvisiert aussehenden Ladestation durch die geöffnete Flügeltür in das puristische Cockpit des Citroën Survolt. Die beiden je 140 Kilogramm schweren Lithium-Ionen-Akkus müssen noch gefüttert werden, damit die beiden Elektromotoren aus der vollen Kapazität von insgesamt 31 Kilowattstunden schöpfen können. Zusammen leisten die Triebwerke – umgerechnet in die althergebrachte, zwischen Curbs und Boxengasse adäquate Einheit – 300 PS und liefern ein Drehmoment an den Rädern von absurden 2.000 Nm.

Einstieg mit der Eleganz einer Seekuh

Die Kontrolle über den Antriebsstrang des Citroën Survolt liegt in der Hand des Fahrers, denn die gesamte Steuerelektronik steckt im Formel 1-ähnlichen Lenkrad-Fragment. Es lässt sich für einen leichteren Einstieg abnehmen, doch selbst dann mogeln sich Fahrer über 1,70 Meter Körpergröße bestenfalls mit der Eleganz einer Seekuh in den engen Schalensitz. Danach wird das Steuer eingeklickt, was sich für den Citroën Survolt-Neuling als leichteste Aufgabe entpuppt.
 
Citroën Survolt-Projektmanager Bertrand Dantec rutscht gekonnt auf den Beifahrersitz, übernimmt die restliche Startprozedur. Es folgt so etwas wie ein Begrüßungsritual zwischen der Maschine und ihrem Schöpfer. Erst eine wirre Abfolge umgelegter Kippschalter und gedrückter Tasten erweckt den Citroën Survolt zum Leben. Überraschend homogen startet der 1.150 Kilogramm leichte Zweisitzer durch, das Fahrpedal leistet erstaunlich viel Widerstand. „So lässt sich die hohe Leistung besser kontrollieren“, erklärt Dantec.

Irrlichterndes Kreischen droht dem Citroën Survolt

Abgesehen vom fehlenden Ruck beschleunigt der Citroën Survolt im Rahmen unseres Fahrberichts jedoch mit der Vehemenz eines im perfekten Wind dahinströmenden Kitesurfers. In weniger als fünf Sekunden soll der Sprint von null auf 100 km/h absolviert werden, 260 km/h Höchstgeschwindigkeit traut Citroën seinem Survolt-Showcar zu. Dabei droht ein an Hendrix-Gitarren-Soli und tollwütige Straßenbahnen erinnerndes, irrlichterndes Kreischen das üppig verglaste Cockpit zum Bersten zu bringen. Die im fünfstelligen Bereich drehenden Motoren und vor allem das geradeverzahnte Untersetzungsgetriebe verursachen diesen Höllenlärm, der an der Konzentration des Piloten nagt.

Dabei erfordert der Citroën Survolt durchaus jenes Maß an Wachsamkeit, wie es eben echte Rennwagen tun. Die erheblichen Bedienkräfte muss alleine der Fahrer aufbringen, für die Federung sind ausschließlich seine Bandscheiben zuständig. Bereits dem Gedanken ans Einlenken folgt unmittelbar die Richtungsänderung – millimetergenau und immer mit unbestechlicher Rückmeldung vom Asphalt. Ebenso motorsport-typisch: ein winziger Lenkwinkel, der sich kaum mit einem handelsüblichen Geodreieck ausmessen lässt. Dafür informiert der Citroën Survolt mit einer ganzen Flut von Daten, präsentiert sie auf einem Display in der Lenkradmitte und einem rechts vom Instrumententräger angebrachten Monitor.

30 Minuten Bolzerei, dann macht der Akku schlapp

Zeit zum Studium der Zahlen bleibt indes kaum, solange Batterien und Beifahrer den Geschwindigkeitsrausch tolerieren und der millionenschwere Citroën Survolt nicht in der Leitplanke zerbröseln soll. Dantec fordert sogar zum Linksbremsen auf: „Dann kannst du nicht mit dem rechten Fuß an der Lenksäule hängen bleiben.“ Um mit der Fuhre nicht doch im nächsten Fangzaun zu landen, sorgt viel Muskelkraft zusammen mit mächtigen Scheibenbremsen und der Rekuperation für eine erdrückende Verzögerung. Beim Herausbeschleunigen des Citroën Survolt hindert eine sensibel regelnde Traktionskontrolle das Heck daran, zu früh und zu weit in den Scheitelpunkt zu kiebitzen.
 
Rund 30 Minuten darf die Bolzerei weitergehen, dann machen die Akkus des Citroën Survolt schlapp und müssen für zwei Stunden an die Schnellladevorrichtung – plus eine gefühlte Ewigkeit, bis sich der Fahrer aus dem Citroën Survolt herausgepellt hat. Mit dem Gedanken, dass Elektroautos künftig auch den Weg zur Rennstrecke finden, hat er sich längst angefreundet.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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