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Skoda Fabia R5 Combi im Fahrbericht
Ausfahrt in Skodas Rallye-Kombi

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Während der Skoda Fabia R5 auf Rallye-Pisten rumschrubbt, sammelt sein Kombi-Ableger in Neongrün die Likes auf der Showbühne. Wir durften exklusiv hinters Lenkrad des Einzelstücks, den 300-PS-Turbo zwitschern lassen.

Skoda Fabia R5 Combi, Seitenansicht
Foto: Ivo Hercik

Sollen doch die altgedienten Wörthersee-Residents ruhig über die Kommerzialisierung des von Volkswagen unterstützten Superplus-Festivals im Österreichischen lamentierten. Der Vollgastreff lohnt selbst für Auto-Connaisseure, die sich nicht für verchromte Motorblöcke, 150 Dezibel Krawallstereo oder großflächigen Körperschmuck interessieren. Allein wegen des Skoda R5 Combi, den vielleicht schärfsten Skoda aller Zeiten: Schließlich durften die Tschechen ihr Simply-clever-Image in Mladá Boleslav lassen, ihrem Fabia Combi was Scharfes überwerfen und richtig steil gehen. Kein Wunder: Wenn die Motorsporttruppe und das Design die Köpfe zusammenstecken, muss ja etwas Cooles herauskommen. Bloß schade, dass sie das wilde Ding gleich wieder wegsperrten. Kann ja nicht angehen, dachten wir uns und forderten Auslauf für das Teil. Anders als viele andere Messeposer hat der Combi nämlich richtig Muskeln.

Skoda Fabia R5 Combi mit hundertprozentiger Rallye-Technik

Und zwar die Technik des aktuellen Fabia- R5-Werkswagens. 1,6-Liter-Motor, rund 300 PS sowie 420 Newtonmeter, die auf Allradantrieb, mechanische Sperrdifferenziale, ein sequenzielles Fünfganggetriebe sowie 1.240 Kilogramm treffen. Mit diesem knapp vier Meter langen Gerät balgen sich allein bei Skoda drei Teams in unterschiedlichen Rallye-Serien bis hin zur WM. Wer jetzt meint, so ein Apparat sei nur nüchterne Funktion, der irrt, wie Design-Chef Jozef Kaban und Motorsportchef Michal Hrabanek beim Treff auf der Teststrecke erklären. Im Rahmen der technischen Möglichkeiten und des Reglements schaue man schon, dass auch die Optik stimmt. Kaban: "Wenn wir schon ein starkes Auto bauen, dann muss es auch so aussehen." Und doziert en passant über "nervöse Radhäuser", die auffälligen Verbreiterungen und die Linien des Serien-Fabia, die der Rallye-Bruder aufnimmt und verstärkt.

Die Lackierung in den Werksfarben Grün, Weiß und Schwarz zählt ebenfalls zu den Stilmitteln. "Vielleicht bringen wir die grünen Felgen ja irgendwann in die Serie", orakelt Hrabanek und erläutert: "Abmessungen und Bauteile wie Scheinwerfer, Kühlergrill und mehr müssen per Reglement aus der Serie stammen, wir dürfen nur klar definierte Bereiche verändern. Der Vorgänger war reine Vorschriftenerfüllung, der Neue soll sich schon optisch Respekt erarbeiten." Und da die Truppe das beim Standard-R5 so gut hinbekam, war der Weg zum scharfen Combi kurz. Etwas Erfahrung haben die Tschechen bereits, schließlich kamen sie ja schon mit einem RS 2000 Cabrio und einem Citigo Rallye – wenn auch nur als Show-Cars – ums Eck.

Ums Eck, gutes Stichwort. Schreibblock weg und rein in die knalleng geschnittene, in Bodennähe montierte Beifahrerschale des R5. Mit ihm demonstriert Rallye-Meister Jan Kopecky, wie eng die R5 verwandt sind – was beiden überzeugend gelingt. So pfeilt der Fabia schwindelerregend fix um den Kurs des Motorlands Bela nahe Mladá Boleslav. Mit trockenen Bewegungen kommandiert Kopecky den Schaltstock des sequenziellen Fünfganggetriebes, lässt den R5 geschmeidig per Zug an der Handbremse samt Gasstoß um die Hindernisse wedeln. Gern mal quer, immer aber sehr flüssig und homogen, von den harten Bremsmanövern abgesehen, die einem zeigen, warum es negative Beschleunigung heißt.

Halbgas langweilt den Fabia R5

Wie sagte Jozef Kaban vor der Fahrt: "Beeindruckend, wie nah man im Rallye-Wagen dem Tod ist." Zumindest scheinbar. Nun, so weit treibt es Herr Kopecky nicht. Schließlich fahren wir gleich noch Combi. Und tauschen da die Plätze. Edelfahrlehrer für den Novizen, der sich erst mal mit der Sinterkupplung anfreunden muss. Hart und trocken der Einrückpunkt. Zu wenig Gas – und plopp, steht der schwungmassenarme Einssechser. Nach kurzem Fremdeln klappt es, der Combi schiebt an. Ein Vollgastier, das sich beim Rumrollen langweilt, unwirsch ruckelt. "Gib es mir!", scheint uns der Motor zuzurufen, "reiß mich durch", heult das Getriebe, während auf dem Gang-Display eine Eins leuchtet. Hilft nix, das Teil soll noch heil auf der IAA antreten, deswegen bleibt der Gasfuß leicht. Kopecky ermuntert trotzdem, hochzuschalten. Ohne Kupplung, mit präzisem Rasten macht das einen Mordsspaß, das Getriebe singt fröhlich, auch der 1,6-Liter röhrt zufrieden.

Kenner mögen sich fragen, was das für einer ist: Die Basis ist der EA888, das 1,8-Liter-Universaltalent im VW-Konzern. Hubraumreduziert und etwas schwerer als die aufgebohrte 1,4-Liter-Alternative, aber standfester, so Hrabanek. Auch die Lichtmaschine vom VW Touran und der Turbolader vom Audi S3 helfen, das Budget überschaubar zu halten. An so einem Fabia R5 klebt übrigens ein 180.000-Euro-Preisschild.

Dafür liefert er – wie auch der Combi – 1-a-Motorsportästhetik. Die reicht vom kunstvoll geschweißten Rohrkäfig über Carbon-Türpaneele, die jedem Super-Car Ehre machten, bis zur Lüfterbox im Dach – ebenfalls aus Carbon. Und erst das wildlederbezogene Lenkrad. Rund, griffig und abnehmbar. Selbst der Nadelfilzbezug des Ex- Armaturenbretts fügt sich ins hochwertige Ensemble. Der Rohrkäfig sowie der Tank im Boden des Fonds sind übrigens der Grund, warum es keinen viersitzigen Rallye-Combi gibt. Den hätte man schon gern gehabt, etwa um Gäste mal richtig durchzuschütteln – gestehen Kaban und Hrabanek mit diebischem Grinsen und funkelnden Augen.

Rallye-Einsatz des Fabia R5 Combi wäre möglich

Aber am Ende siegt der Pragmatismus, schließlich sei es wichtig, dass der Combi nicht bloß so aussieht, sondern auch wirklich fährt wie ein Rallye-Auto. Und da sei ein Tank hinter der Hinterachse nun mal kontraproduktiv. Ein Rallye-Einsatz wäre theoretisch möglich, Chassis und Motor von Hatchback und Combi sind identisch, nur das Set-up ist unterschiedlich, überdies entwickelt das Team den Rallye-Wagen während der Saison kontinuierlich weiter.

Wir können also nur ahnen, zu was der Combi mit seinen technischen Anlagen fähig wäre. Zackiges Handling, feinfühlige Federung, höllische Bremse, Traktion wie die Pest. Unglaublich, wie leichtfüßig der 1,2-Tonner fährt, wie brutal er sich zusammenstauchen lässt, wie federleicht und skalpellpräzise er der Wunschlinie folgt. Und wie großartig es in einem Auto ohne nennenswerte Schalldämmung klingt, wenn die Getriebe, Differenziale, Motor, Auspuff und Turbolader ein Kammerkonzert im vergitterten Blechkasten geben. Das allerdings blieb den Wörthersee-Residents vorenthalten, in Prag spielte der Combi exklusiv für uns. Applaus dafür.

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Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten