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Dacia Sandero gegen Nissan Pixo
Zwei günstige Autos im Fahrbericht

Dacia Sandero und Nissan Pixo sind die billigsten Autos auf dem deutschen Markt. Wie viel Vollwertigkeit man bei Grundpreisen von rund 8.000 Euro erwarten kann, klärt der Vergleich zwischen dem Dacia Sandero 1.2 16V und dem Nissan Pixo 1.0.

Dacia Sandero, Nissan Pixo
Foto: Hans-Dieter Seufert

Nach ein paar Stunden Fahrt, als die Autos beim Kaffeestopp auf dem Parkplatz leise knisternd abkühlen, stellt sich die Erkenntnis ein, dass es keine fixe Relation gibt zwischen dem Preis eines Autos und der Freude, die es auslöst. Nun gelten Dacia Sandero und Nissan Pixo ebensowenig wie ihre Herstellungsnationen Rumänien und Indien als brillant oder von den Konkurrenten gefürchtet. 

Dacia Sandero ist günstiger als ein VW Golf III

Vordergründig bescheiden sich beide damit, das Automobilitätsminimum abzudecken – fahren, wohin man will, und dabei nicht nass werden. Doch erinnern sie daran, dass der Unterschied zwischen Kein-Auto-haben und dem Besitz selbst des billigsten Kraftwagens überhaupt viel größer ist als die Kluft zwischen einem Dacia und einem Maybach. Die Eckdaten des Dacia Sandero – 4,02 Meter lang, 75 PS, 320 bis 1.200 Liter Kofferraumvolumen – entsprechen fast denen eines VW Golf III, des millionenfachen Familienautos. Der kostete vor 15 Jahren als 1.6 mit 75 PS, vier Türen, ABS, Fensterhebern vorn und Zentralverriegelung übrigens umgerechnet 15.300 Euro und damit 70 Prozent mehr als der Dacia Sandero heute in der höchsten Ausstattungslinie Lauréate, in der er all die aufgezählten Extras serienmäßig mitbringt. Und nicht wirklich trister oder weniger solide wirkt als ein Dreier-Golf.

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Im Innenraum eher zweckmäßig

Innen ist der Dacia Sandero eher Billigexport als Premium, doch Dacia zimmert den Kompaktwagen Sandero solide zusammen und richtet ihn zweckmäßig ein. Bis auf die Hupbetätigung im Blinkerhebel und die in der Mittelkonsole untergebrachten Fensterhebertasten passt es mit der Bedienung und Übersichtlichkeit des Cockpits – was schon darin gründet, dass es so viel ja gar nicht zu bedienen oder zu überblicken gibt. Aber immerhin mehr als im Nissan Pixo, der selbst auf Wasserthermometer, Bordcomputer und Drehzahlmesser verzichtet.

Erheblicher als die noch offensichtlichere Sparsamkeit, mit der die Innenraummaterialien im Nissan Pixo ausgewählt wurden, stört der beißende Geruch, welchen die Hartplastikmelange ausdünstet. Bis auf das plärrige Radio und die Fensterheber – auch hier muss der Fahrer, will er die rechte Scheibe herunterfahren, die Taste auf der Beifahrerseite nutzen – bietet nur die Fernentriegelung von Tank- und Heckklappe der Besatzung bescheidene Möglichkeiten zur Zerstreuung.

Nissan Pixo geht bestenfalls als 2+2-Sitzer durch

Im Fond eröffnet der Nissan Pixo im Fahrbericht zwei Erwachsenen dagegen die Chance, sich eine mittelschwere Klaustrophobie einzuhandeln: Die Knie drücken sich in die Vordersitzlehnen, der Kopf schubbert am niedrigen Dach. Dass der Nissan Pixo bestenfalls als 2+2-Sitzer durchgeht, zeigt sich auch beim Ladevolumen. Hinter der kleinen Kofferraumklappe bunkert der Nissan Pixo nur 129 Liter, bei umgeklappten Rücksitzlehnen maximal 774. Nicht eine, gleich zwei Klassen geräumiger ist der als Fünfsitzer zugelassene Dacia Sandero. Die bescheidene Güte des schwach ausgeformten und dürr gepolsterten Sitzmobiliars gleicht das üppigere Platzangebot aus. Fahrer und Beifahrer sitzen hoch, aber ungedrängt. Im Fond des Dacia Sandero reisen Erwachsene selbst über längere Strecken schadlos. Für die qualifiziert sich der Dacia Sandero zudem durch seinen deutlich besseren Federungskomfort.

Sein weich abgestimmtes Fahrwerk steckt herbe Stöße sauber weg. Mit Kurvendynamik hat es der Dacia Sandero dagegen nicht. Er liegt mit seiner breiteren Spur und dem längeren Radstand im Fahrbericht zwar satter auf der Fahrbahn, doch mit trägem Handling und der zu giftig ansprechenden, rückmeldungsarmen hydraulischen Servolenkung kurvt er unambitioniert um Biegungen. Großes Manko: Das unspektakuläre Fahrverhalten des Sandero überwacht nicht einmal gegen Aufpreis ein ESP.

Kurven? Der Nissan Pixo wirft sich rein, mit dem Gebrüll seines trommeligen Dreizylinder-Motors. Seine Durchzugslethargie macht das quirlige Triebwerk durch ausgeprägte, animierende Drehgier wett. Am Berg im zweiten bis 95 km/h, dann schnell den dritten Gang der kurzwegigen, aber knochigen Fünfgangbox einwerfen, und weiter gehts. So fühlt sich der Nissan Pixo im Fahrbericht immer schneller an, als er ist.

Nissan Pixo ohne Federungskomfort und mit schwachen Bremsen

Fahrspaß mit 68 PS? Oh ja! Flottes Fahren unterstützt im Nissan Pixo zudem die sensibler ansprechende und detailliert rückmeldende E-Servolenkung. Im Gegensatz zum Dacia Sandero sichert zumindest der Nissan Pixo sein agiles Fahrverhalten gegen Aufpreis mit ESP ab – im Paket mit seitlichen Kopfairbags vorn für 590 Euro. Dagegen verzichtet der Nissan Pixo weitgehend auf Federungskomfort, rumpelt über Querfugen und kommt auch wegen seines kurzen Radstands selbst auf ordentlichen Straßen kaum zur Ruhe. Erhebliche Schwächen zeigt der Nissan Pixo zudem bei den Verzögerungswerten. Voll beladen braucht er aus Tempo 100 fast 46 Meter Bremsweg – noch mal drei Meter mehr als der keinesfalls vorbildliche Dacia Sandero.

Fast identisch fallen dagegen die Fahrleistungen der beiden Kontrahenten aus, obwohl der Dacia Sandero weniger schwungvoll wirkt. Sein 1,2 Liter großer Vierzylinder dröhnte schon im Kangoo I, zählt weder zu den Kultiviertesten noch zu den Drehfreudigsten oder Sparsamsten. Wobei die 1,3 L/100 km Mehrverbrauch zum Nissan Pixo auch darin gründen, dass der Vierventiler sich im Alltag ranhalten muss, um dem nur sieben PS schwächeren, aber 185 Kilogramm leichteren Nissan Pixo hinterherzukommen. Was ebenso wenig wie die hakelige und zu kurz übersetzte Fünfgangschaltung etwas daran ändert, dass der 1.2 16V der beste Motor für den Dacia Sandero ist. Für den Nissan Pixo gibt es lediglich eine Antriebsvariante und auch sonst nur wenig.

Für beide Fahrzeuge gibt es kaum Sicherheitsextras

Wie der Dacia Sandero hat der Nissan Pixo eine unzureichende Unfallvorsorge – sein baugleiches Schwestermodell, der Suzuki Alto, erreichte im Euro NCAP-Crashtest zudem nur drei Sterne. Statt weiterer Sicherheitsextras nennt die Preisliste nur Entbehrlichkeiten wie Metallic-Lack, Rennstreifen und – es gibt sie noch – Schmutzlappen. Ähnlich übersichtlich gelang die Preisinformation des Dacia Sandero. Auch bei ihm liegt der Sicherheitsstand auf dem Niveau der neunziger Jahre. Und weil es da nicht einmal gegen Aufpreis etwas zu verbessern gibt, sind das 850 Euro teure Paket aus Klimaanlage und CD-Radio sowie die auf sechs Jahre oder 120.000 Kilometer erweiterbare Werksgarantie (550 Euro) die einzig erstrebenswerten Extraposten.

Der Nissan Pixo mag ein fröhlicher, wuseliger und temperamentvoller Kleinwagen sein, fordert mit seinem geringen Platzangebot, dem schwachen Fahrkomfort und den inakzeptabel schwachen Bremsen jedoch zu viele Kompromisse, um die Rolle des Erst- und Einzigautos zu übernehmen. Mit dem Dacia Sandero klappt das bei ein paar Zugeständnissen an Komfort und Sicherheit vollwertig. Er ist einer der seltenen, erfreulichen Fälle, in denen ein Auto selbst weiß, dass zu viel zu viel und wann genug genug ist. Das kleine, stolze Neuwagenglück für 8.000 Euro – es heißt Dacia Sandero.

Technische Daten
Dacia Sandero 1.2 16V 75 LauréateNissan Pixo 1.0 Visia
Grundpreis8.990 €8.490 €
Außenmaße4057 x 1733 x 1523 mm3565 x 1600 x 1470 mm
Kofferraumvolumen320 bis 1200 l129 bis 774 l
Hubraum / Motor1149 cm³ / 4-Zylinder996 cm³ / 3-Zylinder
Leistung55 kW / 75 PS bei 5500 U/min50 kW / 68 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit162 km/h155 km/h
Verbrauch5,8 l/100 km4,3 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten