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BMW X2 M35i im Fahrbericht
Flinkes Wedeln im kleinen Mops

Jetzt ist die Topmotorisierung des BMW X2 da – wir haben mit dem SUV die Umgebung von München unter die Räder genommen.

BMW X2 M35i
Foto: Wolfgang Groeger-Meier

Auch wenn der BMW X2 M35i als Topversion der Baureihe beim Vorbeifahren nicht für verdrehte Hälse sorgt, unterscheidet er sich doch von seinen Modellgeschwistern. Die Umrandungen der vorderen Lufteinlässe und der Kühlergrill-Niere sind genauso in einem matten metallischen Grau-Look gehalten wie die Kappen der Außenspiegel und die Zehn-Zentimeter-Endrohrblenden. Zudem blitzen hinter den Speichen der Leichtmetallfelgen blau lackierte Bremssättel hervor.

Unsere Highlights
BMW X2 M35i
Wolfgang Groeger-Meier
Das Cockpit X2 M35i mit griffigem M-Lenkrad.

An den vorn wie hinten guten Platzverhältnissen im Innenraum ändert sich natürlich nichts, aber die Ausstattung ist teilweise bemerkenswert anders. So warten vorn erstmals echte M-Sitze mit integrierten Kopfstützen auf die Insassen. Die Lehnen und Wangen packen des Fahrers Rumpf mit super Seitenhalt und auch nach stundenlangen Rumgekurve klagt keiner über Ermüdungserscheinungen. Weitere Unterscheidungsmerkmale zu allen anderen X2 sind M-Einstiegsleisten, eine metallisch glänzende M-Fußraste, das dicke griffige M-Lederlenkrad und die 300 Euro teuren, weil mit einer Längsnaht in den M-Farben bestickten Sicherheitsgurte.

BMW X2 M35i
Wolfgang Groeger-Meier
Gegen einen Aufpreis in Höhe von 300 Euro gibt es Sicherheitsgurte mit eingestickter M-Naht.

Fahrwerk mit deutlicher Spreizung

Der X2 M35i ist mit einem adaptiven Fahrwerk ausgerüstet, optional gibt es ein M-Sportfahrwerk. Aber das „normale“ Adaptiv-Fahrwerk reicht für eine sportlich ambitionierte Sause vollkommen aus: Es stemmt sich kräftig gegen Wanken und sorgt für noch mehr Kurvengier – schließlich sind die etwas entspannter motorisierten Artgenossen des Crossover-SUV auch schon als Kurvenkönner bekannt. Bei der Hatz hilft das serienmäßig an der Vorderachse verbaute mechanische Sperrdifferential – die anderen X2 bekommen das nicht mal gegen Aufpreis. Und den X2 M35i gibt es ausschließlich mit Allradantrieb, was nicht nur in der Biege die Traktion enorm steigert. Flinkes Wedeln ist mit dem kleinen Mops eine wahre Freude, so vorbehaltlos wirft er sich in jede noch so enge Kurve. Auf der Autobahn liegt der stärkste X2 dann richtig satt und spurstabil. Im Sportmodus ist das Fahrwerk straff – wie erwartet. Die Spreizung zu „Normal“ ist deutlich zu spüren, jetzt nimmt der X2 den Untergrund im Stile eines ganz normalen 3ers, also immer noch mit einer leicht sportlichen Attitüde. Bei Eco pro kommt beinahe schon so etwas wie Sanftheit in die Kombination aus Federn und Dämpfern, wobei alle Modi kurze Querrillen weiterleiten.

Die Lenkung arbeitet präzise und direkt, aber BMWs unbedingter Wunsch nach einem sehr sportlichen Auftritt geht ein bisschen zulasten der Rückmeldung: Besonders im Sportmodus sind die Gegenkräfte derart stark, dass sie die Rückmeldung von der Straße etwas dämpfen. Über angemessene Verzögerungswerte muss sich der X2-M35i-Fahrer keine Sorgen machen: Die Stopper mit ihren 36-Zentimeter-Scheiben vorn greifen derart beherzt zu, dass sensible Zeitgenossen beim Abbremsen aus langsamer Fahrt vielleicht von „zu bissig“ reden würden – und bei der Notbremsung aus hohen Geschwindigkeiten dann froh sind über die kräftigen technischen Helfer.

BMW X2 M35i
Wolfgang Groeger-Meier
306 PS leistet der 2,0-Liter-Vierzylinder des BMW X2 M35i.

Motor viel kräftiger als bei den anderen X2

Der Motor des X2 M35i hat zwar nur zwei Liter Hubraum, leistet aber trotzdem 306 PS. Noch beeindruckender ist das maximale Drehmoment in Höhe von 450 Newtonmetern, das auf dem breiten Drehzahlband von 1.750 bis 4.500/min anliegt. Um auf diese Werte zu kommen, mussten die Ingenieure viel neu konstruieren. So gibt es größere Hauptlager, die Luft gelangt über einen neuen Ansaugtrakt in die Brennräume, der Ladedruck des die Abgasimpulse trennenden Twin-Scroll-Turboladers ist auf 2,7 bis 2,9 bar gestiegen und der Abgasgegendruck fällt geringer aus. Dafür entwickelten die Spezialisten einen neuen Abgasstrang, der bauraumbedingt wiederum neue Hinterachsträger erforderte. Die Abgasanlage enthält eine Klappensteuerung, deren Klappe, wiederum bauraumbedingt, im linken der beiden Endrohre sitzt – bei den meisten anderen BMW-Klappensteuerungen sitzt sie rechts.

Zahlen sich die umfangreichen Umbauarbeiten aus? Klar: Sehr willig hängt der Motor am Gas, sorgt für ein ungeahnt leichtfüßiges Losspurten des immerhin fast 1,7 Tonnen schweren X2. Der Beschleunigungswert spricht Bände: In 4,9 Sekunden ist der Referenzsprint abgehakt, Nächstbester ist der xDrive20i mit viel langsameren 7,6 Sekunden. Bei der Höchstgeschwindigkeit ist der M35i der Einzige, der 250 km/h erreicht, hier kommt der sDrive20i mit 227 km/h am nächsten. Bei der Performance helfen auch die 950 Euro kostenden High-Performance-Reifen in der Dimension 19 Zoll. Es gibt zwar auch 20-Zöller, aber die Pirelli-Sportreifen für beste Performance sind nur in 19 Zoll verfügbar.

Segeltour mit Eco Pro

Die überbordende Leistung des M35i ist zwar immer präsent, aber es gibt einen Fahrmodus, der ihn ganz gut verhandelt. Während Sport ein Fest aus bissigem Ansprechen und permanentem Auf-der-Lauer-Liegen ist, und es bei „Comfort“ immer noch ordentlich spritzig zugeht, sorgt Eco Pro unter anderem für vollkommen handzahmes Segeln. Im Stadtverkehr hilft die Abstimmung nicht nur bei der unaufgeregten Herangehensweise des Antriebsstranges, sondern auch bei einem gesellschaftskompatiblen Klang. Schließlich röhrt und knurrt das Aggregat im Sportmodus, als hätte es sechs anstelle von vier Zylindern. Da ist viel künstlicher Klang mit drin: akzeptabel, wenn man nicht ständig an die reale Zahl der Zylinder denkt. Solch markante Triebwerkstöne passen inzwischen ohnehin eher auf Landstraße und Autobahn, in der Stadt könnte das Geboller ein bisschen unzeitgemäß wirken. Eco pro schafft hier mit flüsterleisem Gleiten Abhilfe.

Knackige Automatik mit echtem Handschalt-Modus

Für die Schaltung ist im X2 M35i immer eine Achtgang-Automatik zuständig. Auch diese haben die Ingenieure mit Ehrgeiz aufs sportliche Gesamtkonzept abgestimmt. Im Sportmodus knallt sie fühl- und hörbar die Gänge rein – enorm zackig und präzise. Im Comfortmodus verläuft die Schaltarbeit erwartungsgemäß gepflegter und bei Eco pro findet sie beinahe unmerklich statt. Befindet sich der Wahlhebel in der Stellung „D“, kann der Fahrer jederzeit über die Paddles den von ihm gewünschten Gang einlegen. Merkt das System anhand von beispielsweise einer konstanten Gasfußstellung, dass die Lust am Selberschalten vergangen ist, fällt es in den Automatikmodus zurück. Anders beim Schieben des Hebels in die Stellung „M“: Jetzt gibt es echtes Handschalt-Feeling, der gerade eingelegte Gang bleibt unerbittlich solange eingelegt, bis sich der Fahrer für den nächsten Gang oder wieder für den Automatikmodus entscheidet.

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Fazit

Zwei Eigenschaften stechen am neuen X2 M35i hervor. Er ist zum einen in seiner Modellreihe die absolute Ausnahme – sämtliche anderen Motorisierungen kommen nicht mal ansatzweise an seine Fahrleistungen heran. Zum anderen führen die Fahrmodi zu deutlich unterschiedlichen Charakteren. Der sportliche Heizer bekommt genauso wie der stadtzahme Unauffälligkeits-Fahrer, was er will. Ein Knopfdruck, und es öffnet sich eine komplett andere Fortbewegungswelt. So kann kaum jemand vom Top-X2 enttäuscht sein. Trotzdem ist das SUV eher etwas für diejenigen, die deshalb Auto fahren, weil sie gern auch mal etwas Dynamik spüren möchten.

Technische Daten
BMW X2 M35i M35
Grundpreis54.491 €
Außenmaße4360 x 1824 x 1526 mm
Kofferraumvolumen470 bis 1355 l
Hubraum / Motor1998 cm³ / 4-Zylinder
Leistung225 kW / 306 PS bei 5000 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Verbrauch6,8 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten