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BMW i3 und i8 im Fahrbericht
Die zwei Werks-Elektriker

Unter der wie von Kinderhand bemalten Tarnbeklebung zeigen BMW i3 und i8 bei einem ersten Fahrtermin einen ersten Hauch ihres Potenzials: So sollen wir in Zukunft BMW fahren.

03/2013, BMW i3 und BMW i8 Prototypen Fahrbericht, Schnee Eis
Foto: BMW

Patrick Müller gibt Gas. Oder Strom, Jedenfalls lässt er per Fahrpedal ein paar Zusatz-Kilowatt an die Hinterachse fließen. Der BMW i3 schlittert über den zugefrorenen Storavan-See in Nordschweden. "Auch wenn der BMW i3 einen Elektromotor hat, fahren muss er wie ein BMW", sagt der Antriebsexperte, schaltet mit einem Knopfdruck die Traktionskontrolle aus und hält mit einer Hand den Elektro-Prototypen im lässigen Drift um die Kreisbahn. 250 Nm aus dem Stand hat der E-Motor zwischen den Hinterräder, das ist mehr als genug, um die schmalen, hohen Rädchen des Prototypen auf der glatten Eisfläche zum Durchdrehen zu bringen.

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"Vorgestern war es noch griffiger" erzählt der BMW-Ingenieur weiter, "wir hatten über Nacht einen 30-Grad-Temperatursprung, von minus 30 auf 0". Fast Tauwetter also. Da ist es gut zu wissen, dass das Eis auf dem 172 Quadratkilometer großen See rund einen Meter dick ist. Auch wenn der BMW i3 gar nicht so schwer ist. Genauere technische Angaben gibt es zwar noch nicht, doch die Lifedrive-Architektur aus einem Leichtmetallrahmen, der Batterie und Antriebstechnik aufnimmt sowie dem Karbonaufbau und der Kunststoff-Karosserie verspricht ein günstiges Leistungsgewicht. Daher sei es, berichtet Müller, wichtig gewesen, mit dem hintenliegenden Antrieb und dem tief im Wagenboden montierten Lithium-Ionen Akkupack für eine ausgewogene Gewichtsverteilung und einen tiefen Schwerpunkt zu sorgen.

BMW i3 mit und ohne Range-Extender

Leise surrend wischt der Elektro-BMW an den Schneewänden vorbei, biegt um die Kurve und schießt auf den eng gesteckten Handling-Parcours. Die Kälteerprobung dient nicht nur der Abstimmung der Fahrdynamik, erfährt der Beifahrer. Ebenso interessant sei das Verhalten der Batterie und der Antriebstechnik bei niedrigen Temperaturen. Schließlich weiß jeder Laternenparker, dass Blei-Säure-Akkus bei Minusgraden gern den Dienst verweigern.

Damit das den Lithium-Ionen-Batterien nicht passieren kann, wird der Energiespeicher von einer Klimaanlage umhegt, die ihn unter allen klimatischen Bedingungen auf Wohlfühlktemepratur hält. Die 25 kWh des Akkus reichen im normalen Fahrbetrieb für 130 bis 180 Kilometer. Wem das nicht reicht, der kann seinen BMW i3 optional mit Range-Extender ordern. Bei dem sorgt dann ein angepasster Zweizylinder aus dem BMW-Roller C 650 dafür, dass es weiter geht.

BMW i8 mit Dreizylinder vor der Hinterachse

Solchen Beistand hat der zweite Prototyp aus der i-Familie, der BMW i8, immer mit an Bord. Als Plugin-Hybrid verfügt er serienmäßig über einen Verbrennungsmotor. Quer vor der Hinterachse fährt ein Dreizylinder-Reihenmotor mit, der je nach gewähltem Fahrprogramm von hinten schiebt, die Batterien auflädt oder bei rein elektrischer Fahrt lediglich etwas Gewicht auf die Hinterräder bringt.

Christian Billig, Fahrdynamik-Experte im Entwickler-Team bittet zum Tanz im BMW i8 auf der Eisfläche. Doch zuerst umrunden wir das Auto. Flach und breit wirkt er mit der Tarnbeklebung, nicht ganz so grazil wie die Designstudie mit voll verglasten Schmetterlingstüren. Dennoch ein Hingucker, und als erster BMW seit über 30 Jahren endlich so etwas wie ein M1-Nachfolger.

Das Einsteigen in den BMW i8 ist etwas schwieriger als in den Mittelmotor-Keil von 1977. Die Türen schwingen nicht sehr weit nach oben und ein breiter Karbonschweller baut sich zwischen Passagier und Beifahrersitz auf wie eine kleine Mauer. Mit etwas Schwung geht es dennoch, die Tür schließt mit einem satten Plopp, der gar nicht nach Prototyp, sondern schon sehr nach solidem Serienbau klingt.

BMW i8 mit beeindruckender Fahrdynamik

Was dann passiert, ist sehr beeindruckend. Dank Allradantrieb – der Elektromotor treibt ausschließlich die Vorderräder an, der Benziner die Hinterräder – knallt der Hybrid-BMW zwischen den Schneewänden durch als säße nicht ein nüchterner Ingenieur, sondern ein finnischer Rallyeprofi hinterm Lenkrad. Billig zupft die Gänge durch, der BMW i8 fliegt quer über den See, der Dreizylinder tönt kernig und laut. "Am Sound arbeiten wir noch", ruft Billig, Die Dynamik dagegen, die passe jetzt schon gut. Allerdings, das sieht selbst aus dem Beifahrerfenster so aus. Das DSC zieht den BMW i8 rechtzeitig vor der nächsten Schneewand wieder gerade. Billig bleibt entspannt. Auch das passt. Sie kann also beginnen, die i-Volution.

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