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Bentley Continental GT V8 (2019)
Die schnellste Couch der Welt

Nach Top-Modell Continental GT W12 lässt Bentley nun das „Basismodel“ mit 550 PS starkem V8 auf die Straße. Wir sind ihn gefahren – Komfortabler kann man kaum mit mehr als 300 km/h unterwegs sein.

Bentley Continental GT V8
Foto: jameslipman.com

Auch im Continetal GT V8 hat der Kunde erstmal die Dach-Wahl: Blech oder Stoff. Das gilt grundsätzlich auch für die Probefahrt. Also: k urzer Blick nach oben. Blauer Himmel. Gefühlte 25 Grad. Wer da auf einem Coupé besteht, verbringt auch den Sommer am Mittelmeer in der klimatisierten Shopping-Mall. Also, Tür auf, auf der kühl- und beheizbaren Couch namens Fahrersitz Platz nehmen und den V8 unter der traumhaft geschwungenen Motorhaube zum Leben erwecken.

Unsere Highlights

Vier Zylinder und zwei Liter Hubraum weniger machen aus dem V8 kein Spar-Brötchen: Die Preisliste für das 550 PS und 770 Newtonmeter starke Coupé startet bei 191.709 Euro für das Coupé und bei 212.177 Euro für das Cabrio. Dass es nie bei diesen Einstiegspreisen bleibt, dürfte klar sein. Es ist also nicht verkehrt, von einem 200.000 Euro-Kfz zu sprechen.

Bentley Continental GT V8
jameslipman.com
Die Schalt(er)-Zentrale im neuen Bentley Continental GT V8.

4,0 Liter und eine Anschnall-Hilfe

Zurück zum fahrbereiten Cabrio im sonnigen Kalifornien. Der Grund, weshalb das per Knopf Starten des Achtzylinders noch vor dem Anschnallen erfolgt, hat durchaus medizinische Gründe. Denn parallel zum ersten Aufgrollen des 4,0 Liter großen Aggregats gleiten die Anschnall-Hilfen aus ihrem Versteck, so dass nur Unwissende ihrer Wirbelsäule eine unnötige Torsionen antun müssen. Coole Kenner greifen nur lässig über ihre Schulter.

Auch nach dem Anschnallvorgang fällt das Finden der korrekten Sitz- und Lenkradeinstellungen dank elektrischer Bedieneinheiten leicht. Leider wird an dieser Stelle schnell klar, dass der von Bentley erwartete Kunde offensichtlich kleiner als 1,90 Meter ist. Anders ist die etwas eingeschränkte Sicht nach vorn nicht zu erklären. Allerdings werden auch groß gewachsene Piloten dieses bis zu 315 Kilometer pro Stunde schnellen Luxuscabriolets nach den ersten Beschleunigungsmanövern derart in die Sitze gepresst, dass es spätestens dann mit der Sicht keine Probleme mehr gibt. Meist grinst man ein wenig aus dem Continental heraus, wenn die digitale Tachonadel innerhalb von vier Sekunden aus ihrer Ruheposition über die 100 km/h-Marke wischt.

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CabrioCoupé

Eine Seefahrt, die ist lustig...

Nach den ersten, rasant durchfahrenden Kurven kommt der Fahrer kaum noch aus dem Lachen heraus. Weil die Beschleunigung die Mundwinkel eh nach hinten zieht, ist Fröhlichkeit einfach. Außerdem weichen vorausfahrende Autofahrerwie von Geisterhand geführt in engste Parkbuchten aus, nur um den gewaltigen Grill des Bentley aus ihrem Rückspiegel zu bekommen – und das, ohne dass der Fahrer einen angemessenen Mindestabstand unterschritten hätte.

Leider nimmt die Gesichtsfarbe des Mitfahrers recht bald eine grünliche Färbung an. Im Comfort-Modus, der das Fahrzeug deutlich spürbar sanfter über Unebenheiten gleiten lässt, weist der Zweitonner deutliche Karosseriebewegungen zu – und das trotz Wankstabilisierung. Im Sportmodus bleibt der Brite hingegen signifikant stabiler im Lot und bietet so weniger Potential für eine aufkommende Reiskrankheit. Der Kompromiss beider Fahrmodi hört auf den Namen B-Modus. Wer einen schwachen Magen hat, kommt jedoch am härteren Sportmodus nicht vorbei. Auf langen Autobahnpassagen, ohne ständige Richtungswechsel, ist der Comfort-Modus hingegen die wesentlich angenehmere Wahl.

Den Fahrer des luxuriösen Dickschiffs stört weder das Eine noch das Andere. Der Sportmodus kommt ihm gelegen, da das Getriebe des V8 dann endlich aufhört, ständig den ökologisch effektivsten Gang einzulegen. Wer jetzt hofft, dass die Lenkung im Sportmodus ebenfalls das Prädikat sportlich verdient, irrt allerdings. Hier dürfte Bentley noch ein wenig nachschärfen. Die Bremse lässt sich hingegen äußerst präzise dosieren und die Tatsache, dass ein ordentlicher Gasstoß erst mit leichter Verzögerung an alle vier angetriebenen Räder weitergeleitet wird, ist wohl dem hohen Leergewicht anzukreiden.

1:0 für das Cabrio

Bei so viel Dynamik und Luxus ist die große Frage, die sich potenzielle Bentley Continental GT V8-Kunden stellen dürften, die nach Coupé oder Cabrio. Was darf es sein? Die Antwort ist einfach: Das Cabrio sollte es nicht nur, sondern muss es sogar sein. Auch dann, wenn abzusehen ist, dass kaum offen gefahren wird. Warum? Der Sound ist besser. Während der Coupéfahrer schon ordentlich aufs Gas treten muss, um auch nur ein wenig Motor- beziehungsweise Auspuffsound zu hören, reicht beim Cabriofahrer das gemütliche Cruisen. Nein, er ist keineswegs laut und schon gar nicht aufdringlich. Doch schon leichte Bewegungnen mit dem rechten Fuß reichen, lassen einen die Hifi-Anlage mit ihren gewaltigen Lautsprechern im Käsereibe-Design vergessen.

Wer jetzt glaubt, in teuren Autos gibt's nix zu meckern, sollte sich mit dem Navigationssystem beschäftigen. Dessen Rechen-Geschwindigkeit steht in auffälligem Kontrast zum möglichen Fahrzeugtempo. Gut möglich, dass in Zukunft schicke Bentleys mit hässlichen Handyhaltern in der Windschutzscheibe zu sehen sind – jede Navigationsapp auf dem Smartphone ist um Welten schneller und besser.

Wer über dieses Haar in der Continental-Suppe und die Tatsache, dass nicht einmal zwei Überseekoffer in den übersichtlich gestalteten Kofferraum passen, hinwegschauen kann, dürfte keinerlei Probleme mit dem Continental haben. Erst recht dann, wenn die beiden Notsitze des 2+2-Sitzers mit den Personen besetzt sind, die dort hinpassen. Denn die „Beinfreiheit“ schränkt die Wahl der hinteren Mitfahrer auf zwei Zielgruppen ein: Kinder und junge Damen mit Modellmaßen.

Fazit

Mit dem Einstiegs-GT dürfte das Warten der bislang zögernden Continental-Kunden ein Ende haben. Denn wer braucht schon einen schweren W12, wenn es auch ein V8 tut? Navigationssystem, enger Fond, knapper Kofferraum – wen stört`s? Weder an Fahrleistungen noch an Komfort oder Design gibt es was auszusetzen. Die Verarbeitung ist zudem über alle Zweifel erhaben.

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