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Bentley Bentayga 6.0 W12 4x4 Fahrbericht
Unterwegs im Briten-Brocken mit 608 PS

Hier kommt der Gegenentwurf zu Kompakt-SUVs – XXXL statt Full-Size: Zwölf Zylinder, gut 600 PS, 900 Newtonmeter, 5,14 Meter Länge, 2,4 Tonnen Gewicht. Und wir am Steuer. Am Steuer des neuen Bentley Bentayga.

Bentley Bentayga
Foto: Bentley

Sicher, die oben aufgeführten Eckdaten wirken beeindruckend, mindestens, vielleicht sogar verstörend. Sollte letzteres der Fall sein: Bitte nicht weiterlesen. Allen anderen sei gesagt: Es ist vor allem der völlig stressfreie Auftritt des Bentley Bentayga, der begeistert.

Bentley Bentayga: Souveräner W12

Natürlich mag es sein, dass er in 4,1 Sekunden von null auf 100 km/h tobt und bis zu 301 km/h schnell wird. Doch vorrangig wirkt der Riesen-SUV eher wie ein sehr schneller Massage-Sessel in einem Ruheraum. Das mächtige W12-Triebwerk beispielsweise macht vorwiegend mit seiner unglaublichen Kraft auf sich aufmerksam, nicht mit einem kitzeligen Klang. Okay, im Sport-Modus darf es ein bisschen bassen, aber die Queen setzt ja auch irgendwann mal den Hut ab.

Selbst das Ansprechverhalten des mit kombinierter Saugrohr- und Direkteinspritzung ausgerüsteten Aggregats bleibt zurückhaltend, es wird nie giftig. Wenn allerdings der Fuß fällt, wuchtet sich der Bentayga wie besessen nach vorne, der Motor rauscht nun deutlicher, die schnöde Außenwelt zoomt vorbei.

Bentley Bentayga: Schwebefahrwerk serienmäßig

Ganz nebenbei stampft sein mit adaptiven Dämpfern und Luftfederung bestücktes Fahrwerk wirklich jede Bodenunebenheit bis zur Unkenntlichkeit ein, was unter zwei herrschenden Voraussetzungen besonders beeindruckend wirkt: Erstens sind 21-Zoll-Rädern montiert und zweitens befinden die Landstraßen hier im Nordwesten Englands in einem ausgesprochen fürchterlichen Pflegezustand.

Doch das Fahrwerk arbeitet so zuverlässig, dass ihm noch nicht einmal die üppig gepolsterten, seitenhaltstarken Sitze beispringen müssen. Also kann sich der Fahrer auf die wunderbar analogen Instrumente vor ihm konzentrieren, die sanft schaltende Achtstufen-Automatik gerne sich selbst überlassen (sie verfällt selbst im Sport-Modus nicht in operative Hektik, wozu auch, bei der Leistung) und sich von der 1.950 Watt-Audioanlage berieseln lassen. Die Lenkung arbeitet in jedem der drei programmierten Modi mit der gleichen, gelassen-präzisen Kennlinie, kann aber bei Bedarf im Custom-Modus angepasst werden, schwer- oder leichtgängiger eben.

Das Trumm kann auch handlich

Wenn sich dann doch mal der Übermut Bahn bricht und nahende Kurven nicht als lästig, sondern als herausfordernd angesehen werden, grätscht die elektromechanische Wankstabilisierung ein. Sie egalisiert bis zu einer Querbeschleunigung von 0,8g die Seitenneigung, ermöglicht so ein weitgehend neutrales Kurvenverhalten. Als hätte er ein paar hundert Kilogramm über Bord geworfen, lenkt der Bentayga flink ein, benötigt keine Korrekturen am angenehm kleinen Dreispeichenlenkrad, wirkt geradezu wild entschlossen. Und kurz bevor du dir denkst, das es noch ein bisschen schneller geht, geben die montierten Ganzjahresreifen auf. Schade.

Aber wie gesagt, es ist sowie so eher die Lässigkeit des Bentayga, die beeindruckt. Und zu wissen, dass er könnte, wenn man nur will. Ebenso beeindruckend: Das Preisniveau, natürlich. Zum Grundpreis von etwa 200.000 Euro ließe sich übrigens noch ein nettes Extra bestellen. Nein, nicht der belederte Sitz für die Heckklappenöffnung. Sondern eine mechanische Uhr, aus massivem Gold, mit Diamanten besetzt und eingebautem Uhrenbeweger – falls der Bentayga mal länger steht. Kostenpunkt: 150.000 Euro. Das finden sie eher verstörend als beeindruckend? Ich habe doch schon eingangs gesagt, dass sie dann lieber nicht weiterlesen sollten.

Technische Daten
Bentley Bentayga W12
Grundpreis213.962 €
Außenmaße5140 x 1998 x 1742 mm
Kofferraumvolumen430 l
Hubraum / Motor5950 cm³ / 12-Zylinder
Leistung447 kW / 608 PS bei 5000 U/min
Höchstgeschwindigkeit301 km/h
Verbrauch13,1 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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