Als Auto-Enthusiast ist es nicht leicht den Porsche Cayenne cool zu finden. Ein zwei Tonnen schweres Schiff aus der Feder eines Herstellers, der ursprünglich mal für ganz andere Markenwerte stand. Heckmotor, Sechszylinder-Boxer, Sportwagen – keines dieser Attribute trifft auf den größten Zuffenhausener zu. Kauft man sich einen Cayenne heutzutage also, weil man einen Porsche will, oder weil man einen SUV will, der zufällig ein Porsche ist? Wir waren mit dem kleinsten Modell der größten Baureihe unterwegs – dem Basis-Cayenne mit 340 PS. Und so viel schon mal vorab: Eigentlich ist die Einstiegsvariante die coolste Art, Porsche-SUV zu fahren.
![Porsche Cayenne Basismodell Fahrbericht 2019](https://imgr1.auto-motor-und-sport.de/Porsche-Cayenne-Basismodell-Fahrbericht-2019-169Inline-6073094-1548544.jpg)
Unser Testwagen kommt trotz seines Gesamtpreises von knapp über 99.000 Euro mit relativ spärlicher Ausstattung daher. Zumindest hat es beim Blick ins Cockpit den Anschein. Die prominente Uhr auf dem Armaturenbrett fehlt, entsprechend auch der Fahrmodus-Drehschalter am Lenkrad. Einen adaptiven Abstandstempomaten gibt es nicht und das einzige moderne Assistenzsystem an Bord ist der Totwinkel-Warner. Das fühlt sich in einem Auto für fast 100.000 Euro ziemlich seltsam an. Besonders, wenn es sich um einen Porsche handelt. Irgendwo hier muss sich allerdings Sonderausstattung im Wert von rund 25.000 Euro versteckt haben. Bevor wir klären, was es davon braucht und was nicht, drehen wir doch mal eine schnelle Runde.
Agile und präzise Lenkung
So, was haben wir hier? Eine Sport-Taste und zweifach verstellbare Dämpfer. Unter uns arbeitet die adaptive Luftfederung inklusive Porsche Active Suspension Management (PASM). Das sorgt für drei gut gespreizte Stufen von Komfort über Sport bis Sport Plus. Zusammen mit der Porsche Dynamic Chassis Control (PDCC) sorgt das für ein Einlenkverhalten, das den Piloten fast das Fahrzeug-Segment vergessen lässt. Die Wankstabilisierung radiert in den Kurven so viel Neigung aus dem Cayenne, das man sich kaum in einem SUV wähnt. Kauern die Dämpfer in der straffsten Stufe, folgt die Nase präzise bereits minimalsten Lenkbefehlen. Da kommt wirklich Freude auf, und man schaut sich ein bisschen verschämt um, ob irgendein anderer Verkehrsteilnehmer bemerkt, dass man gerade große fahrdynamische Glücksgefühle hat – in einem großen SUV.
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Was fehlt, um die Euphorie komplett zu machen, ist der entsprechende Sound. Nicht, dass der V6-Turbo dazu nicht in der Lage wäre, aber dem Testwagen wurde keine Sportabgasanlage verpasst. Während die Geräuschkulisse also etwas dünn bleibt, lässt sich über den Vortrieb an und für sich nicht mäkeln. Nach einer kurzen Gedenksekunde, die im Sport-Modus etwas kürzer ausfällt, schiebt sich der korpulente Zuffenhausener druckvoll aus Biegungen oder über Geraden. Die 450 Newtonmeter Drehmoment liegen bereits bei circa 1.400 Umdrehungen an, bis sechseinhalb klettert das Aggregat freudig mit. Übrigens, und hier wird die Herkunft des Cayenne spürbar, schaltet die Achtgang-Automatik nicht selbstständig hoch, wenn man sich im manuellen Modus befindet. Da ist dann schon der Fahrer gefordert. In 5,7 Sekunden lässt sich der SUV auf 100 km/h schleudern. Für die kleinste Maschine mit nur einem Turbolader keine üble Performance.
Während im Stadt- und Überland-Verkehr massiv Kraftreserven zur Verfügung stehen, stellen Kritiker meist die Frage nach der Autobahn-Tauglichkeit. Keine Angst, Sie müssen keinen Verweis von der linken Spur befürchten, denn auch hier zieht der Cayenne souverän mit und marschiert bis 245 km/h, ohne eine Verschnaufpause zu fordern. Dabei bleibt der Wagen angenehm ruhig und stabil. Selbst mit nachgestrafften Dämpfern dringen kaum Vibrationen nach innen. Insgesamt macht das adaptive Luftfahrwerk einen sehr guten Job. Dass es auch diverse Offroad-Fahrmodi bereithält ist zwar nett, aber vermutlich am Großteil der Kunden vorbei. Obwohl manch einem ja das Gefühl genügt, man könne, wenn man denn wollte. Für alle anderen reicht das PASM aus, das es für 1.547 Euro gibt.
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Sinnvolle Extras für den Cayenne
Dass die Aufpreispolitik in Zuffenhausen dem geneigten Sparfuchs Depressionen beschert, ist hinlänglich bekannt. Dass Design-Aspekte nur höchst subjektiv zu bewerten sind, ebenfalls. Fast 4.000 Euro für eine Bi-Color-Lederausstattung in Mojavebeige und Schwarz hinzulegen, ist eine Entscheidung, die jeder für sich selbst hinterfragen muss. Als Teilleder-Ausstattung kostet diese Farbkombination zum Beispiel nur 357 Euro. Gleiches gilt für Farbe und Felgen. Wer mit der Serienausführung (schwarz oder weiß, mit 19-Zoll-Rädern) glücklich ist, spart im Vergleich zu unserem Wagen (Biskayablau Metallic und 20-Zoll Cayenne-Sport-Räder) rund 3.000 Euro.
Ein Zugewinn sind die Sportsitze mit Memory-Funktion, die den Spagat zwischen bequem und eng anliegend sehr gut hinbekommen. Gibt es für 1.980 Euro, aber nur in Verbindung mit einer Sitzheizung (vorne) für weitere 434 Euro. Dass der Cayenne auch in der Basisversion reichlich Fahrspaß mitbringt, haben wir ja bereits festgestellt. Wer dennoch Geld in Optionen verstecken möchte, dem sei das Sport Chrono Paket inklusive Mode-Schalter (1.095 Euro) und eine Sportabgasanlage (2.845 Euro) ans Herz gelegt.
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Fazit
Wer sich das Basismodell zulegt, kauf sich das Auto vermutlich mit einem nutzwertigen Hintergedanken. Ein Auto für den Alltag. Also für ein Umfeld, das die Mehrleistung des Turbo-Modells weitestgehend obsolet macht. Zudem schmeißt der Vierliter-V8 im Turbo 200 Extra-Kilo auf die Waage, die kein Mensch gebrauchen kann. Die durch den Verzicht gewonnene Agilität spürt man besonders in flotten Kurvenfahrten. Wenn Sie statt Design-Extravaganzen das Sport Chrono Paket und eine Sportabgasanlage zubuchen, dann haben Sie beides: Einen guten SUV und einen fahraktiven Posche.
Porsche Cayenne | |
Grundpreis | 93.024 € |
Außenmaße | 4930 x 1983 x 1698 mm |
Kofferraumvolumen | 772 bis 1708 l |
Hubraum / Motor | 2995 cm³ / 6-Zylinder |
Leistung | 260 kW / 353 PS bei 5400 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 248 km/h |
Verbrauch | 9,4 l/100 km |