BAIC BJ30 im Fahrbericht

BAIC BJ30 (2025)
Der Preis ist heiß - oder nicht?

Veröffentlicht am 12.01.2025

Rund sechs Monate nach seiner Premiere in Peking rollt der neue BAIC BJ30 auch bei uns auf die Straße. Der neue SUV aus China startet als Vollhybrid mit Allradantrieb.

Optisch differenziert sich die BJ-Familie innerhalb des BAIC-Modellprogramms von den X-Modellen wie X55 und X75. Die Gestaltung des BJ30 orientiert sich stärker am klassischen Geländewagen-Design, wenngleich er – im Gegensatz zum größeren BJ60 – ein typischer SUV mit selbsttragender Karosserie ist.

Großer SUV mit viel Platz

Das geradlinige Design mischt Zitate klassischer Offroader wie Land Rover Defender und Mercedes G mit modernen Elementen, darunter die LED-Lichtleisten unter einer transparenten Abdeckung an der Front. Der BAIC BJ30 ist 4.730 mm lang, 1.910 mm breit und stolze 1.790 mm hoch. Kein kleines Auto also, sondern ein Mitbewerber in der SUV-Mittelklasse um Modelle wie Honda CR-V, Hyundai Santa Fe oder Skoda Kodiaq.

Die üppigen Abmessungen sorgen für einen großzügig geschnittenen Innenraum. In beiden Reihen bietet der BJ30 viel Platz, auch für große Menschen. Die Sitze für Fahrer und Beifahrer lassen sich serienmäßig nicht nur elektrisch verstellen (wobei dem Co-Piloten eine Höheneinstellung verwehrt bleibt), sondern auch beheizen und lüften. Bei der Variabilität punktet der Chinese vorklappbaren Sitzflächen im Fond zusätzlich zu den Teilen der im Verhältnis 40:60 geteilten Lehne. Somit entsteht ein komplett ebener Ladeboden beim Transport sperriger Güter unter einem maximal 1.496 Liter großen Gepäckabteil. Bei aufgestellten Rücksitzelementen bietet der BJ30 einen 450 Liter großen Kofferraum. Beides sind nur durchschnittliche Zahlenwerte. Mit ihrer guten Nutzbarkeit wirkt die Raumfülle im Heck aber größer. Die fest Gepäckraumabdeckung lässt sich herausnehmen und dank anschraubbarer Beine als Camping-Tisch verwenden. An ihm muss man jedoch knien oder auf dem Boden sitzen, da die Tischplatte nur rund 20 Zentimeter über dem Boden ist.

1/2025, BAIC BJ30 2025
Bernd Conrad

Weiter vorne blickt der Fahrer hinter dem großen Lenkrad auf digitale Instrumente mit klarer Darstellung aller Informationen zu Geschwindigkeit, Bordcomputer-Berechnungen und Fahrassistenz. Auf der Mittelkonsole thront ein großer Touchscreen. Er ist das zentrale Bedienelement im weitestgehend knopflosen Cockpit. Auch hier gefallen Auflösung und Grafiken, das Display reagiert meist schnell auf Berührungen mit der Fingerkuppe. Viele teils kleine Icons lenken jedoch ab. Zur Einstellung von Klimafunktionen oder der Energie-Rekuperation muss man genau treffen. Einfacher lässt sich einer der vielen Fahrmodi, darunter auch Programme zum Offroad-Fahren, per Drehregler auf der Mittelkonsole auswählen.

Hybrid mit drei Motoren

Der Hybrid-Antrieb des BAIC BJ30 kombiniert einen 154 PS starken Vierzylinder-Benziner mit zwei Elektromotoren. Die Maschine an der Vorderachse leistet 130 kW (177 PS), die hintere 55 kW (75 PS). Als Systemleistung gibt der Hersteller 206 kW / 280 PS an. Strom für die E-Motoren kommt aus einem 1,67 kWh großen Akku, der unterwegs durch Rekuperation und beim Bremsen geladen wird. Außerdem wird der Verbrennungsmotor in bestimmten Situationen als Energie-Lieferant genutzt. In diesem Fall spricht man von einem seriellen Hybrid-Modus.

Bei höherem Leistungsabruf wechselt die Software in den parallelen Hybridmodus, dann treiben Benziner und Elektromotor die Vorderachse an, bei Bedarf kommt die Heck-Maschine und damit der elektrische Allradantrieb hinzu. Vom Zusammenspiel der Hybrid-Elemente bekommt man während der Fahrt nur dann wirklich etwas mit, wenn man die Energiefluss-Anzeige im Kombiinstrument betrachtet. Die Abstimmung des Antriebs ist den Ingenieuren gut gelungen. Das Zu- und Abschalten des Benzinmotors ist nicht spürbar, zudem arbeitet der Vierzylinder bei niedrigen und mittleren Drehzahlen hinter einer guten Lärmdämmung.

Der rund 1.850 kg schwere BJ30 ist ausreichend flott unterwegs, wenngleich ein Hybrid-SUV natürlich keinen Sportwagen-Ersatz darstellt. Verbesserungswürdig erscheint die Effizienz. Nach mehrstündigen Testfahrten meldet der Bordcomputer einen Benzinverbrauch von 8,6 Litern für 100 Kilometer – der Normwert liegt bei 6,7 Litern.

Das Fahrwerk ist grundsätzlich komfortbetont ausgelegt. Bei Querfugen und höheren Kanten im Asphalt bekommt man aber eine deutliche Rückmeldung vom Untergrund – ohne dass dies den allgemeinen guten Reisecharakter des Autos massiv stört.

Über einen der drei Lenkstockhebel lässt sich die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage aktivieren. Sie hält das Tempo und den Abstand zum Vordermann mit entspannten Eingriffen. Dazu passt der Spurhalteassistent, der den BAIC mittig zwischen den Begrenzungsstreifen hält, ohne eine Zick-Zack-Linie zu beschreiben. Außerdem sind eine Totwinkelüberwachung und eine 360-Grad-Kamera-Rundumsicht serienmäßig an Bord.

(Fast) alles drin für 35.995 Euro

Zum Preis von 35.995 Euro bringt der BAIC BJ30 zudem den Panorama-Glasschiebedach, eine Smartphone-Ablage mit induktiver Ladefunktion und eine elektrische Heckklappe mit. Optionen gibt es nicht, auch die Wahl der Lackfarbe beeinflusst den Preis nicht.

Trotz der langen Ausstattungsliste fehlen Elemente, die man von einem modernen Auto erwartet, darunter eine anständige Integration von Smartphone-Inhalten via Apple CarPlay oder Android Auto. Das Infotainment-System im BAIC bietet die Verbindung über eine App namens Carbit, mit der das Display des Telefons zwar gespiegelt werden kann, sich aber die Bedienung von Apps nicht fahrsicher gestalten lässt.

Der deutsche Importeur Indimo Automotive hat rund 200 Händler unter Vertrag, die sich um Vertrieb und Service kümmern. Dort sollten interessierte Kunden auch zum Thema Kfz-Versicherung nachfragen. Als Kleinserien-Zulassung fehlt dem BJ30 die nötige Schlüsselnummer zur Kalkulation einer Police. Die Neuwagen-Garantie gilt für den Zeitraum von drei Jahren ab Erstzulassung ohne Kilometerbegrenzung.