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Alpina B3 S Biturbo Limousine im Fahrbericht
BMW 3er mit 400 Biturbo-PS: Doppelt gut

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Im neuen BMW Alpina B3 S Biturbo bringt es der viel gerühmten Sechszylinder-Reihenmotor mit Biturboaufladung auf 400 PS. Wir fahren die Limousine mit dem Aggregat, das BMW in Rente geschickt hat und durch einen Single-Turbo mit TwinScroll-Aufladung ersetzt. Nur im Z4 und im Siebener greift das alte Triebwerk noch an.

Alpina B3 S Biturbo
Foto: Frank Herzog

Verengungen der Atemwege beeinträchtigen das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit erheblich. Davon wissen nicht nur chronisch Bronchialkranke und Asthmatiker ein Lied zu singen. Schon bei einem stärkeren Schnupfen gilt: Wer keine oder zu wenig Luft bekommt, kann nicht oder nur schlecht rennen.

Eine Binsenweisheit, die auch der Automobilindustrie alles andere als fremd ist. Allein: Wer aus Kostengründen versuchen muss, ein Package in möglichst vielen Baureihen unterzubringen, muss Kompromisse eingehen. Ergo wird Motoren nicht immer jenes Quantum Luft zugestanden, das für eine maximale Leistungsausbeute erforderlich wäre. Schließlich muss das Gesamtkunstwerk aus Triebwerk, Luftzuführung und Abgasstrang auch in der kleinsten Hütte passen, wenn die Modellpolitik eines alle Nischen besetzenden Großserienherstellers dies so vorsieht.

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Kleinserienhersteller Alpina modifiziert BMW 3er, 5er, 6er und 7er

Kleinserienhersteller wie BMW Alpina haben es da leichter. Wer nicht auf jeder Hochzeit tanzen will, sondern sich wie die Buchloer auf wenige Baureihen beschränkt – das blau-rote Alpina-Emblem ziert bislang ausschließlich Dreier-, Fünfer-, Sechser- und Siebener-BMW – kann in Sachen Motorperipherie deutlich freier aufspielen. Vorausgesetzt er nennt eine kopfstarke Entwicklungsabteilung sein Eigen und ist willens, es nicht bei der zugegebenermaßen deutlich einfacheren Modulation der Software bewenden zu lassen. Aber „weil das schließlich jeder Tuner kann“, und Alpina bekanntlich kein solcher ist, greifen die Entwicklungsingenieure im Allgäu weit tiefer in die Trickkiste der Motorentechnik.

Luftdurchsatz des Serien-Biturbo-Reihensechszylinders wurde optimiert

Um die Leistungsausbeute des auf dem alten Serien-Biturbo-Reihensechszylinders basierenden B3-Motors noch zu erhöhen, wurden alle Bauteile der Frischluft- und Abgasführung auf einen größeren Luftdurchsatz hin optimiert. Gleich einem Asthmakranken, der seine Bronchien durch den Einsatz eines Cortisonsprays weitet, galt es auch beim Alpina B3 S dafür zu sorgen, dass die für den Betrieb der beiden Turbolader erforderliche Frischluft möglichst ungehindert fließen kann. Zu diesem Zweck wurde der Durchmesser der den Ladern Luft zufächelnden Einlassrohre deutlich vergrößert.

Die Serienrohre passen nun locker hinein. Zudem wurde deren Form geglättet. Auch das kommt dem freien Spiel der Kräfte entgegen. Auf der Auslassseite gingen die Alpina-Ingenieure in ähnlicher Weise vor. Selbst entwickelte, leistungsfähigere Katalysatoren an den Krümmern machen die werksseitig zusätzlichen montierten Unterflur-Katalysatoren entbehrlich. In der Folge sinkt der Abgasgegendruck, weshalb die Luft sich im Alpina B3 S nun auch ungehinderter verabschieden kann. Trotzdem erfüllt das den bisherigen, 360 PS starken B3 Biturbo ablösende Modell mit S-Kennung jetzt sogar die strengere Euro 5-Norm. 70 bis 75 Prozent der Mehrleistung führen die Entwickler allein auf die Hardware-Maßnahmen zurück. Die restlichen zehn der insgesamt 40 Mehr-PS werden durch die Anpassung der Motorsteuerung an die neuen Gegebenheiten erzielt. Das Datenblatt notiert in der Folge 400 PS bei 6.000/min und 540 Newtonmeter maximales Drehmoment bei 4.500 Touren, wo das Vorgängermodell sich noch mit 360 PS bei 5.500/min und bei 3.800 Kurbelwellenrotationen anliegenden 500 Newtonmetern Drehmoment begnügen musste. Das Ganze gibt‘s für einen vergleichsweise moderaten Preisaufschlag von rund 2.500 Euro gegenüber dem B3.

Alpina-Tugenden: Abroll- und Federungskomfort, Ergonomie, Qualitätsanmutung, niedriges Geräuschniveau

Bei der ersten Ausfahrt überzeugt der so gerüstete Newcomer mit einem noch beeindruckenderen Antritts- und Durchzugsvermögen. Die klassischen Alpina-Tugenden – als da wären: tadelloser Abroll- und Federungskomfort, beste Ergonomie, sehr hochwertige Qualitätsanmutung und ein niedriges Geräuschniveau im äußerst kommoden Innenraum bleiben davon unbeschadet. Trotz einer Literleistung von stolzen 134 PS und einem maximalen Ladedruck von 1,3 bar gibt die B3 S Limousine keineswegs den ungezügelten Kraftmeier. Wer kann der will, aber müssen tut man nicht an Bord eines BMW Alpina – dieser Wahlspruch gilt auch an Bord des B3 S uneingeschränkt. Über den jeweiligen Fahrbahnzustand wird der Pilot nur insofern informiert, als dies für eine dynamische Fortbewegungsweise auch wirklich notwendig ist. Alle darüber hinausgehende Unbillen hält das sportlich-komfortabel abgestimmte Fahrwerk von den Insassen fern.

Zum Glück machen die Allgäuer nicht jeden Trend mit

Die serienmäßig an Bord befindliche ZF-Sport-Automatic, die in Buchloe traditionell die Bezeichnung Switch-Tronic trägt, arbeitet tadellos und nahezu verzögerungsfrei. Einzig die hinter den Querspeichen des Volants verborgenen, zur besseren Übersicht aber mit plus (links) und minus (rechts) markierten, mit Leder überzogenen Schaltknöpfe sind Geschmacksache. Metallene Schaltpaddel finden sich zwar überall, muten aber alles in allem eine Spur zeitgemäßer an. Andererseits: Irgendwie sind wir ja auch froh, dass die Allgäuer bei ihrem wahlweise als Coupé, Cabrio, Limousine oder Touring zu habenden S-Modell nicht jeden Trend mitmachen. Sonst hätte der neue B3 vielleicht auch auf einen Turbolader verzichten müssen. Und das wäre nun wiederum wirklich ein Grund zum Greinen gewesen.

Technische Daten
Alpina B3 S Coupé Biturbo
Grundpreis63.300 €
Außenmaße4623 x 1782 x 1395 mm
Kofferraumvolumen430 l
Hubraum / Motor2979 cm³ / 6-Zylinder
Leistung294 kW / 400 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit300 km/h
Verbrauch9,6 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten