Techno-Classica - Highlights von Kai Klauder: Das Auto von einer anderen Welt

Techno-Classica - Highlights von Kai Klauder
Boliden und das Auto von einer anderen Welt

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Veröffentlicht am 12.04.2013

Gepanzerte S-Klasse fürs BKA

So wie bei dem Mercedes 420 SEL auf dem Freigelände 1 der Techno-Classica. Er fällt schon aus hunderten Metern Entfernung auf. Diese grün-weiße S-Klasse stand einst im Dienst der deutschen Sicherheitsbehörden. Nicht etwa als Streifenwagen oder Chauffeurslimousine für irgendeinen Polizeipräsidenten, sondern als Begleitfahrzeug von Geldtransporten und Staatsgästen. 265.000 km sorgte sie für Schutz und ein sicheres Gefühl. Das tut sie immer noch. Dank Panzerung und höchster Sicherheitsstufe fühlt man sich in ihr geborgen wie in Abrahams Schoss.

Etwas beängstigend sind höchstens die integrierten MG-Halter in den Türverkleidungen. Die komplette Dokumentation ist bei dem einst über 700.000 Mark teuren Fahrzeug dabei. Da mutet der Techno-Classica-Preis von 39.900 Euro fast günstig an.

Rostige BMW-Ruine zum Sonderangebot

Der BMW 327 zwischen Halle 5 und Halle 10 der Techno-Classica ist für mich ein Highlight, weil er mich an den BMW AM4 erinnert, den mein Vater als Teileträger kaufte, als ich etwa 12 Jahre alt war. Der Zustand des 327 ist allerdings noch deutlich besser. Die Löcher sind maximal faustgroß und die Schweller sind noch als solche erkennbar.

Der auf der Techno-Classica geforderte Preis von 59.000 Euro ist in diesem Zustand kaum erzielbar, doch für 150.000 Euro gibt es das jetzige Wrack komplett restauriert mit Garantie. Ich hoffe, der Verkäufer weiß, was er da tut. Wenn man einen Stundenlohn von 80 Euro ansetzt, sollen die Arbeiten nur 1.875 Stunden dauern. Das wird  meiner Meinung nach kaum reichen.

Kleiner Rabauke mit 400 PS und Allradantrieb

Weiter in Halle 8.1 der Techno-Classica zu einem der Helden meiner Kindheit. Hier steht doch tatsächlich ein MG Metro Gruppe 4/Gruppe B zum Verkauf. Der Rallyewagen von 1986 kommt aus England nach Essen zur Techno Classica gereist. Das winzige Auto wird von einem im Heck montierten Dreiliter-V6 mit unglaublichen 400 PS angetrieben. In weniger als 3 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, dank Allradantrieb gibt es auch nur geringe Traktionsprobleme. Nur der Preis von 120.000 Euro zerstört meinen Traum - denn einen Platz würde ich bestimmt noch finden.

Minimalistischer Retro-Volvo

Gleich nebenan von unserem Motor Klassik-Stand in Halle 3 der Techno-Classica finde ich ein weiteres Highlight, den Volvo Hotrod Jakob Woody aus dem Jahr 2009. Der Hot Rod ist zwar nicht neu, schon vor mehreren Jahren habe ich über ihn geschrieben. Doch in natura habe ich ihn noch nie gesehen. Und - was schon die Bilder andeuteten - ich habe mich wieder in ihn verliebt. So minimalistisch, so schön, so edel - wenn dieser Wagen in Serie gefertigt und zu einem günstigen Preis angeboten würde, wäre Volvo seine größten Probleme los.

Das Auto aus der Zukunft

Nochmals zurück in Halle 8.1 der Techno-Classica - da war doch noch was. ja, genau: der Desoto Airflow. Ein Traumwagen, dem man sein Alter von 77 Jahren überhaupt nicht ansieht. So elegant wie die Karosserie gezeichnet ist und so modern das aerodynamische Konzept, das es damals allerdings kaum gegeben haben dürfte ist kaum ein Wagen seiner Zeit gewesen. Zu haben ist der Airflow in sehr gutem Zustand für 45.000 Euro.

Zum Niederknien schön

Bekanntermaßen ist das Bessere der Feind des Guten. Und so komme ich in Halle 6 der Techno-Classica zu meinem absoluten Favoriten der Techno-Classica 2013. Es ist ein Delahaye 135 MS Coupé mit einer atemberaubend schönen Karosserie von Pourtout. Der Wagen wurde 1946 auf der Pariser Motor Show gezeigt, ist allerdings im Stile der Vorkriegs-Coupés gezeichnet. Das Automobil wirkt so dramatisch wie die Geschichte von Georges Paulin. Auf seinen Entwürfen basiert die Karosserie. Der Delahaye-Mitarbeiter wurde als britischer Geheimagent 1940 von den Nationalsozialisten ermordet. Was hätte er noch alles für Traumwagen verwirklichen können.

Ein Tipp: Nehmen Sie sich Zeit auf der Techno-Classica und knien sie vor dem Pourtout-135 nieder. Aus jeder Perspektive wirkt der Wagen wie von einer anderen, viel schöneren Autowelt.