Für die Veranstalter der ersten Techno-Classica muss der 4. März 1989 ein ebenso emotionaler Tag gewesen sein, wie es gut 20 Jahre zuvor der 21. Juli 1969 für den US-Astronauten Neil Armstrong war. Mit den Worten "Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit" betrat der Kommandant des Apollo 11-Raumschiffs als erster Mensch den Mond. Und als die SIHA (Stiftung Internationale Historische Automobile) der Familien Franssen und Eck an jenem 4. März 1989 mit der Techno-Classica die erste große internationale Klassik-Messe eröffnete, betraten auch sie völlig unerforschtes Neuland - Ausgang ungewiss.
Schon zur Premiere kommen 30.000 Besucher
Damals galten die Klassiker-Enthusiasten noch als Sektierer, die auf Teilemärkten in unübersichtlichen Schrott-Vorkommen wühlten und viel Geld in alte Autos steckten. Doch es gab schon Pioniere auf dem Weg zur gesellschaftlichen Anerkennung des Oldtimer-Hobbys: Günther Krön etwa setzte mit der Neuauflage der "2000 km durch Deutschland" für klassische Automobile erstmals Zeichen, die zum Trend des anspruchsvollen Oldtimer-Tourismus führten. Eine ernst zu nehmende Klassiker-Messe in stilvollem Ambiente gab es damals jedoch noch nicht. Die Techno-Classica schuf Abhilfe.
Die SIHA indes wagte das Abenteuer, in zunächst sechs Messehallen in Essen eine kleine, aber feine Klassiker-Messe zu starten. 250 Aussteller konnte die Firma zur Premiere der Techno-Classica zusammenscharen - Erfahrungswerte hatte die SIHA bis dahin lediglich seit 1982 mit der Organisation des Oldtimer-Bereichs der jährlich im Dezember stattfindenden Essen Motor Show gesammelt. Doch ihr Mut wurde belohnt: Die Oldtimer-Fans goutierten diese erste Klassik-Messe und bescherten den Veranstaltern mit 30.000 Gästen doppelt so viele Besucher wie erwartet.
Die Zeit war Ende der 80er Jahre offenbar reif für eine solche Klassik-Messe, reif für die Techno-Classica. Die gängige öffentliche Meinung über Oldtimer-Besitzer wandelte sich rasch: Besitzer und Sammler historischer Automobile galten Außenstehenden fortan nicht mehr als sektiererische Spinner, sondern als Bewahrer technischen Kulturgutes.
Nach 10 Jahren ist die Techno-Classica die größte Klassikermesse der Welt
Bereits bei der 2. Techno-Classica hatte die SIHA auf den Erfolg reagiert und drei Messetage angesetzt: Aussteller- und Besucherzahlen verdoppelten sich gleichermaßen. Der Rest ist eine Erfolgsstory, die auf Fleiß, harter Arbeit, tiefen Wurzeln in die Klassiker-Szene und einem daraus sprießenden, weitreichenden Netzwerk fußt: 1994 konnte die Techno-Classica mit 16 belegten Hallen der Messe Essen den Titel "größte Oldtimershow Europas" für sich beanspruchen - und 1995 verlängerten die Veranstalter die Ausstellungsdauer auf vier Tage.
1999, zehn Jahre nach der Premiere, nannte sich die internationale Messe bereits "The World's Greatest Classic Car Show". Regelmäßig musste die Ausstellungsfläche der Techno-Classica vergrößert werden, um dem Platzbedarf der ebenfalls steigenden Ausstellerzahlen gerecht zu werden.
Ab dem Jahr 2001 trug die im Insider-Jargon nur als "Techno" bezeichnete Show den Titel "Oldtimer-Weltmesse", 770 Aussteller aus 17 Nationen brachten ein hochklassiges Angebot in die Hallen am Grugapark und belegten 19 Messehallen. Und da die Qualität der angebotenen Sammler- und Liebhaber-Fahrzeuge sich längst mit den Pretiosen internationaler Concours d'Elégance messen konnte, veranstaltete die SIHA während der Techno-Classica die Sonderschau "Concours d'Elégance Welt-Tour" mit 30 Gewinnern internationaler Schönheitswettbewerbe.
Auch innerhalb der Techno-Classica schrieb der Veranstalter einen Concours aus: Eine internationale Experten-Jury kürte unter den von professionellen Händlern angebotenen Klassikern den "Best of Show". Ein Jahr später verlängerte die SIHA die Weltmesse um den "Vorschau-, Presse- und Fachbesuchertag" am Messe-Mittwoch.
Zuletzt kamen 180.000 Besucher nach Essen
Der Untertitel der Techno-Classica - "Weltmesse für Oldtimer, Classic- und Prestige-Automobile, Motorsport, Motorräder, Ersatzteile und Restaurierung, Welt-Clubtreff" - macht es deutlich: Die Messe spiegelt alle Facetten des Hobbys, der Leidenschaft und des professionellen Handels wider. Und sie reflektiert mit ihrem Erfolg auch das krisenunabhängige Wachstum des Wirtschaftszweigs "Oldtimer & Youngtimer", der 2005 einen Umsatz von 5,5 Milliarden Euro allein in Deutschland machte.
Dabei fungierte die Essener Messe nicht nur als Momentaufnahme - sie zeigte ähnliche Wachstumsraten wie die Szene. Ein paar Eckwerte illustrieren die überaus gesunde Entwicklung: Schon 2004 war die Ausstellungsfläche auf 110.000 qm gewachsen, belegt von 850 Ausstellern aus 15 Nationen. 2005 präsentierten bei der Techno-Classica erstmals über 1.000 Aussteller ihre Angebote vor 141.000 Besuchern, nachdem die 100.000er-Schwelle schon 1992 überschritten war.
Grenzen des Wachstums setzten allenfalls die Hallenflächen. 2006 waren alle 120.000 Quadratmeter der Hallen und Freigelände am Grugapark völlig ausgebucht, erstmals strömten über 150.000 zahlende Gäste zur Techno-Classica. Bei der 20. Ausgabe der Messe im Jahr 2008 registrierte der Veranstalter 165.000 Besucher, und im Jahr 2011 - zum Jubiläum "125 Jahre Automobil" - wetteiferten 1.150 Anbieter um die Gunst von 178.300 Enthusiasten.
Zeichen stehen weiter auf Wachstum
Auch in diesem Jahr stehen die Zeichen auf Wachstum: Die Zahl der Fahrzeug-Hersteller, die sich in Essen auf der Techno-Classica präsentieren, war mit 25 noch nie so hoch. Mit rund 2.500 zum Verkauf stehenden Klassikern ist eine Rekordmarke gesetzt, und auch die Zahl der auftretenden Clubs übertrifft mit 250 alles bisher Dagewesene. Von einem solchen Erfolg wagte die SIHA 1989 trotz aller Euphorie nicht einmal zu träumen. Damals erschien ihnen die Veranstaltung der ersten echten Klassiker-Messe wie eine Reise zum Mond - mit ungewissem Ausgang.
Höhepunkte der Techno-Classica
- Mercedes-Benz: Historie der S-Klasse
- Porsche: 50 Jahre Porsche 911
- BMW: 90 Jahre BMW-Motorrad
- Volkswagen: 7 Generationen Golf
- Autostadt: Kontraste der Automobilgeschichte
- 50 Jahre Lamborghini
- 100 Jahre Aston Martin
- Außerdem: Sonderschau "Automobile Masterpieces" - die Haute Couture des Automobilbaus