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Solitude Revival 2013
Die Solitude lebt wieder

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Es gab in der Vergangenheit schon mehrere Versuche, den Mythos der Natur-Rennstrecke Solitude zwischen Stuttgart und Leonberg wieder zu beleben. Diesmal hat es geklappt.

Solitude Revival 2013
Foto: Hans-Dieter Seufert

Wer von Stuttgart aus über das so genannte Mahdental ins benachbarte Leonberg fährt, hat meist keine Ahnung, dass er auf einer einst bedeutenden Rennstrecke unterwegs ist: der Solitude. Deren Tradition reicht zurück bis ins Jahr 1903, als erstmals vom Stuttgarter Westbahnhof aus hinauf zum Schloss Solitude um die Wette gefahren wurde. Die große Zeit der Solitude aber begann nach dem Krieg, als die Rennen auf einem 11,71 Kilometer langen Dreieckskurs ausgetragen wurden, bei dem das Mahdental eine Dreiecksseite bildet.

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Schnelle und schwierige Strecke

Insgesamt war die  Solitude sechs Mal Schauplatz für den Grossen Preis von Deutschland für Motorräder, von 1961 bis 1964 gab es zudem vier nicht zur Weltmeisterschaft zählende Formel 1-Läufe. Jim Clark zementierte dabei 1963 im Lotus den heute noch gültigen Streckenrekord von 3.49,1 Minuten, das entspricht einem Schnitt von 179,4 km/h. Schneller war niemand mehr, 1965 war das letzte aktive Rennjahr der Solitude.
 
Zu den besten Zeiten säumten bis zu 300.000 Zuschauer die Strecke, in den 50ern wurde gar zeitweise die Autobahn gesperrt, um Parkraum zu schaffen. Wer damals die Rennen live und in Farbe erlebt hat, trägt diese Bilder in seinem Herzen. Und so ist es kein Wunder, dass einige Mitglieder des Verein Solitude Revival, die als Kinder dabei waren, heute alles daran setzen, den Mythos wieder zu beleben. "1963, vor genau 50 Jahren, stand ich im Start-Ziel-Turm und habe mir die Rennen angeschaut – und 50 Jahre später fahre ich nun mit meinem Triumph TR6 mit", freut sich Thomas Mehne, einer der Mitglieder des Vereins und bekannt als rühriger Händler von Oldtimer-Literatur. "Wenn der ADAC nicht mitgemacht hätte, hätte es nicht geklappt", ergänzt der 61-Jährige.
 
Der ADAC nämlich ist Eigner des Fahrsicherheitszentrums hinter dem Zielturm, das jetzt als großes Fahrerlager für die Rennwagen dient. Dazu gibt es ein zweites Fahrerlager bei der Boxengasse sowie einen großen Bereich für Motorräder und Gespanne am Glemseck.

Über 400 Teilnehmer

Insgesamt sind an den beiden Tagen gut 300 Automobile sowie rund 130 Motorräder und Gespanne unterwegs, und die Qualität der Starterfelder braucht sich vor anderen deutschen Grossveranstaltungen nicht verstecken. Besonders schön: Es sind viele originale Teilnehmerfahrzeuge von einst am Start, die am Vorabend des Rennwochenendes zusätzlich geehrt wurden. "Es gab eine Medaille und eine Urkunde, das hat mich schon sehr berührt", freut sich der Schweizer Axel Marx, dessen wunderschöne Alfa Romeo Giulietta SVZ mit Zagato-Karosserie damals  auf der Solitude von Herbert Schultze pilotiert wurde.
 
Großen Einsatz zeigte auch das Haus Porsche, das zur Solitude ohnehin eine besondere Beziehung hat: Zahlreiche Siege gingen in den 50ern und 60ern an die Zuffenhausener, 1962 gewann zudem Dan Gurney den Formel 1-Lauf auf der Solitude im Porsche F1-804 vor seinem Teamkollegen Joakim Bonnier – eine Woche übrigens, nachdem Gurney mit dem 804 im französischen Rouen ganz oben auf dem Treppchen stand.

Porsche-Chef im Formel 2

Der 804 von damals ist derzeit leider verhindert, dafür hat das Porsche-Museum den Formel 2 im Gepäck. Gefahren wird der F2-718 von Werksfahrer Marc Lieb – bis zum Sonntagnachmittag, da läßt es sich Porsche-Chef Matthias Müller nicht nehmen, selbst einige der knapp 12 Kilometer langen Runden in dem Monoposto zu drehen.
 
Neben dem Formel 2 hat das Museum noch einen Abarth-Carrera, den 2000 GS-GT, Spitzname Dreikantschaber, einen RS 60 und einen 356 Carrera GT dabei – und die entsprechenden Fahrer am Start: Hans Herrmann, Herbert Linge, Peter Falk, Kurt Ahrens und Eberhard Mahle wechseln sich an den Lenkrädern ab. Und zeigen dabei, dass sie nichts verlernt haben: Hans Herrmann etwa bewegt den RS 60 so ruhig, gelassen und dabei unwahrscheinlich zügig, dass das Zuschauen die reine Freude ist. Herbert Linge, zeitweise zusammen mit dem ehemaligen Rennleiter Peter Falk in einem 1967er Porsche 911 unterwegs, treibt den frühen Elfer auf dessen schmalen 165er Reifen derart flott durchs Mahdental, dass kein Auge trocken bleibt. "Nicht schlecht für einen 85-jährigen Fahrer", grinst er anschließend.

25.000 Zuschauer

Von Ausfällen oder gar Unfällen blieb die Veranstaltung zum Glück verschont, manche der geschätzt 25.000 Zuschauer und einige Fahrer werden sich bei Temperaturen über 30 Grad einen Sonnenbrand geholt haben. Wenn es nach dem Willen der Veranstalter geht, soll das Solitude Revival künftig alle zwei Jahre stattfinden. Die Chancen stehen gut, nicht zuletzt steht auch die Politik hinter der Sache: Bernhard Schuler, Oberbürgermeister von Leonberg, ist ein ausgewiesener Freund der Solitude und würde die Rennstrecke, so wird grinsend gemunkelt, am liebsten zum Weltkulturerbe erklären lassen. Recht hat er.

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