Schloss Dyck-Stiftung: Der Kindheitstraum

Classic Days Schloß Dyck - Der Verein Classic Days e.V.
Der Kindheitstraum - Schloss Dyck-Stiftung

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Veröffentlicht am 16.07.2010

Es ist beinahe wie in der Werthers Echte-Reklame vor vielen Jahren oder bei der Sinalco Limonade - auch die Classic Days haben mit einer Kindheitserinnerung heute erwachsener Menschen zu tun. Die Bilder aus alten Tagen - warm, golden, in schönen Farben -, erscheinen leicht verklärt: Weichzeichner-Gedanken, verträumter Blick, zusammengekniffene Augen und Wohlbefinden.

Besuch im Park der Grafenfamilie

Nicht wenige der freiwilligen Helfer der Classic Days kennen "ihr" Schloss Dyck noch aus Kinderzeiten. Man ging mit den Eltern im gräflichen Park spazieren, kam mit dem Blick kaum über das Kassenbrett am Eingangshäuschen, schnupperte am alten Obstverkauf den Duft von Boskop, Jona Gold oder Cox Orange. Damals erlaubte die Grafenfamilie - weil es so schon ganz lange Tradition war - den Besuch im Schlosspark gegen einen kleinen Obulus.

In den Ferien fuhren die Steppkes vorzugsweise zur mächtigen Bergahorn-Allee, weil sich dort direkt neben einem Entwässerungsgraben aus dem Schlosspark ein verschwiegenes Loch im Zaun auftat. Flugs hineingeschlüpft und - ob der Graf es wusste oder nicht - einen langen Sommertag mit dem Papiertütchen voller Süßigkeiten aus dem Büdchen von Oma Janßen und mit Lupe und Taschenmesser bewaffnet im Park verbracht.

Erst Landesgartenschau dann Klassikerszene

Manche Beziehungen zu Schloss Dyck währen ewig. Schließlich werden die Lausbuben groß, tauschen ihre Fahrräder gegen Mofa, Mokick und Kleinkraftrad und diese gegen Ford, Opel oder VW, starten in Ausbildung und Beruf und werden, warum auch immer, Klassiker-begeistert. Das altehrwürdige Schloss verändert sich ebenfalls: Eine Stiftung übernimmt den Erhalt, die Gestaltung und Verwaltung.

Die Grafenfamilie Metternich beteiligt sich an der Stiftung und bringt das Schloss ein; der Landschaftsverband Rheinland und Rhein, Kreis Neuss, sowie die Sparkassenstiftung und schließlich auch RWE steuern Kapital bei. Die Stiftung Schloss Dyck entsteht. Die Lausbuben von damals fahren Rallyes, besuchen die Mille Miglia, einige beginnen zu sammeln. Andere genießen still weiter den Spaziergang im Park. Das Schloss wird Schauplatz einer Europäischen Landesgartenschau, in deren Vorbereitung die Orangerie-Halbinsel und Teile des im 18. Jahrhundert vom schottischen Landschaftsarchitekten Thomas Blaikie angelegten historischen Park restauriert werden.

Nach der Landesgartenschau wird es wieder ruhig um Schloss Dyck. Engagierte Bürger arbeiten mit der Stiftung zusammen und organisieren kulturelle Veranstaltungen am Schloss. Mit fast 70 Hektar Schlosspark, einer Burganlage mit Grundsteinen aus dem Jahr 1094 und mit mehreren Vorburgen und Innenhöfen ist die Gesamtanlage viel zu schön, um erneut in einen Dornröschenschlaf zu fallen. Denkmalbehörden, Landschaftsverband und Bauminister bewilligen öffentliche Mittel in zweistelliger Millionenhöhe.

Aus 14 Vereinsmitgliedern werden rach mehr als 80

Jede Hilfe ist der Stiftung willkommen. So formiert sich aus den interessierten Ehrenamtlern, die sich für das Schloss einbringen und Gutes tun wollen, im Jahr 2006 eine kleine Gruppe Automobilbegeisterter und hebt die Classic Days am Schloss Dyck aus dem öligen Taufbecken. Ein Verein wird gegründet. Er wächst schnell von 14 Mitgliedern auf über 80. Im Gründungsfahr finden erstmals die Classic Days statt. Anstatt der erwarteten 5.000 Besucher kommen 22.000, die Fahrerfelder sind prall gefüllt mit Bugatti, Bentley und mächtigen Mercedes SSK. Die Klassikerszene entdeckt Schloss Dyck.

Alle Einnahmen kommen Schloss Dyck zu Gute

Das Konzept - erdacht von Besitzern klassischer Automobile für die Freunde, Bekannten, Automobilmuseen und alle die Menschen, die sich fragen, warum es ein verrücktes Motorfestival mit unvergleichlicher Stimmung nur im Südwesten Englands geben soll - geht auf und wird behutsam ergänzt. Die Classic Days entwickeln sich vom Geheimtipp zu einer Bewegung in der Szene. Im Jahr 2007 sehen 26.000 Besucher die Veranstaltung, 2008 sind es 34.000, und im vergangenen Jahr kommen 39.800 Besucher. Sie feiern "Nostalgie & Charity" als große Gartenparty mit Jazz, Picknick, Motorenlärm bei den Racing Legends auf der Rundstrecke und den Jewels in the Park, dem FIVA-A-Concours mit Schwerpunkt Couch Building. Classic Days e. V. als Verein ist ideeller Träger der Veranstaltung.

Die Stiftung Schloss Dyck und der Rheinkreis Neuss sowie die Gemeinde Jüchen unterstützen die gemeinnützige Arbeit. Eine 2007 gegründete GmbH hat heute die bloße Funktion, die wirtschaftliche Abwicklung der Veranstaltung zu gewährleisten. Die Gesellschafter der GmbH sind viele Vereinsmitglieder, die sich nicht lange bitten ließen, das Stammkapital als Gesellschafter-Einlage zusammenzubringen, und auch der Verein selbst hat einen großen Anteil an der Gesellschaft.

Alle Einnahmen aus den Classic Days kommen - sei es Verein oder vorgeschaltete GmbH - wie schon beim Gründungsgedanken in der Satzung verankert, ausschließlich und ohne Abzüge von Verwaltungs- oder sonstigen Kosten der Stiftung Schloss Dyck zugute. Zudem werden alle Einnahmen aus den Eintrittsgeldern direkt von der Stiftung des Schlosses abgerechnet und fließen dieser zu. So konnte der Verein Classic Days dafür sorgen, dass in vier Jahren beinahe 600.000 Euro an Ticketeinnahmen von der Stiftung realisiert wurden.

Wenn Freude nach Benzin riecht

Der Verein und die GmbH zahlen keine Gehälter, bewilligen keine Aufwandsentschädigungen. Sie organisieren aber Grillfeste für die Anwohner, durch deren Vorgärten gefahren wird. Oder sie treffen sich regelmäßig mit den über 220 Helfern, die in der Veranstaltung allesamt freiwillig das Organisationsteam verstärken und unterstützen. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Unterstützung der Stiftung bei Erhalt, Pflege und Restaurierung von Schloss Dyck und seines Landschaftsparks.

Und immer wieder, beispielsweise wenn jetzt am Schloss umfangreiche Sanierungsarbeiten fortschreiten, der Südflügel hergerichtet, der Dachstuhl erneuert und neu eingedeckt werden, ist es wieder da - ein Lächeln auf den Gesichtern der freiwilligen Dyck-Boys aus dem Verein Classic Days. Ein verschmitzter Gesichtsausdruck, zusammengekniffene Augen, die auf restaurierte Schlossareale blicken. Aber sie sehen auch Abschnitte, die noch Arbeit benötigen - und oft sieht man Stolz und Freude. Kann Freude eigentlich nach Benzin riechen? Hier tut sie es.