Der Zeitplan ist von der strammen Sorte: acht Wochen haben sich die elf Abenteurer um Organisator Andreas Wiese als Limit gesetzt. Länger darf es nicht dauern, sonst fängt die Fußball-WM in Südafrika ohne den Hamburger und seine Freunde an. Denn Wiese und sein Team sind mit dem Auto dort hin unterwegs, auf dem Landweg.
Drei neue Kia Sorento dienen als Transportmitel, vor der Tour wurden sie mit Seilwinde, hochgelegter Luftansaugung und Dachträger für den langen Weg nach Süden fit gemacht. Ob das reicht? Wiese ist zuversichtlich, rechtzeitig zum Anpfiff am 11. Juni 2010 in Johannesburg zu sein. Los ging es Mitte April in Deutschland über Spanien nach Marokko, wo das eigentliche Abenteuer begann. Ausgerüstet mit Diesel-Kanistern, Wasservorräten und neuen Geländereifen machte sich das Team auf den Weg Richtung Mauretanien.
Mit lokalen Scouts als Sicherheit
Für viele normale Geländewagen-Touristen wäre die Reise hier bereits zu Ende gewesen, denn weder das marokkanisch-mauretanische Grenzgebiet noch die Republik Mali sind Individualreisenden derzeit wirklich zu empfehlen - die unsichere Lage in dieser Region sorgte auch dafür, dass die Rallye Dakar im vergangenen Jahr von Afrika nach Südamerika umzog.
Wiese sieht das alles gelassen: "Ich habe keine Sicherheitsbedenken", erklärt der sympathische Marketing-Berater beim Interview in Burkina Faso, wo der Kia-Konvoi nach der problemlosen Durchquerung Malis kurz Station macht. Sein Trick für die Tour: In den etwas heikleren Gegenden des schwarzen Kontinents hat sich das Team der Hilfe einheimischer Scouts versichert. Die reisen jeweils mit, kennen die örtlichen Gepflogenheiten, wissen sichere Übernachtungsmöglichkeiten und übernehmen auch schon mal die Verhandlungen mit den Ordnungshütern.
Über ein halbes Jahr Planungszeit vor der Tour
Geboren wurde die Idee im Sommer 2006, als "die Welt zu Gast bei Freunden" war, Deutschland die Fußball-WM ausrichtete. Angesteckt von der landesweiten Begeisterung fasste Wiese den Plan, diesen Enthusiasmus nach Afrika zu tragen. Mit WM-Sponsor Kia, der dem schnell gewachsenen Fankreis um Organisator Wiese schließlich drei Sorento zur Verfügung stellte, war der entscheidende Schritt getan und die Planung begann. Länderinfos sammeln, Adressen besorgen, Route festlegen. Die heiße Phase vor der Transafrika-Expedition startete vor sechs Monaten mit dem Papierkrieg. Zahlreiche Visa waren vorab zu besorgen, vorgeschriebene Impfungen zu absolvieren.
Dass man Afrika nicht einfach so im Schnelldurchlauf unter die Räder nimmt, war von vorneherein klar. Das Team besucht auf der Tour zahlreiche örtliche Kinderhilfseinrichtungen, führt Sachspenden mit und bringt die örtlichen Hilfsprojekte in den Fokus der Berichterstattung. Dass bei alledem der Fußball die entscheidende Rolle für diese Mammut-Tour spielte, war am 21. April zu sehen. Wieses Team trat in einem hochdramatischen Länderspiel gegen eine Dorfauswahl aus Burkina Faso an. Die Verhältnisse auf dem geröllbedeckten Bolzplatz waren eher suboptimal, die Einheimischen kamen mit den 40 Grad im Schatten (welcher Schatten?) auch etwas besser zurecht als die bleichen Nordlichter. Das Ziel, nur einstellig zu verlieren, wurde mit einer ruhmreichen 1:3-Niederlage voll erfüllt.
In Nordafrika war die Hitze das größte Problem
Die Hitze war auch das größte Problem auf dem ersten Tour-Drittel. Durchgängig über 40 Grad ließen besonders die Nächte zur Tortur werden. Um so mehr freuten sich die Südafrika-Fahrer, als sie am 26. April in Elfenbeinküste das Meer erreichten und die lange ersehnte Abkühlung genießen können. Auf dem Weg dort hin gab es allerdings auch die ersten Erfahrungen mit Afrika jenseits der Reiseführer-Romantik. Alle 20 Kilometer standen Straßensperren von Rebellen mit umgehängter Maschinenpistole, die den Teamfahrern Geld und Geschenke abknöpften. Wiese nahm es gelassen, feilschte und fuhr unbehelligt weiter.
Der kernigste Teil der Tour folgt ohnehin in den ersten beiden Mai-Wochen. Mitten in der Regenzeit wird der kleine Konvoi Nigeria, Kamerun und Kongo durchqueren. Viele Straßen im eigentlichen Sinne gibt es dort keine, die Lehmpisten werden im Dauerregen zu bodenlosen Schlammstrecken. Am 27. Mai schließlich wollen die Reisenden Namibia erreichen, dann ist das Gröbste geschafft. Bis dahin ist allerdings noch ein weiter Weg auf der "Road to South Africa."
Wie es weitergeht, kann auch auf der Seite der Abenteurer nachgelesen werden: http://www.road-to-south-africa.de/