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Reise Montenegro im VW Tiguan
Die Entdeckung der Langsamkeit

Morgens einen Zweitausender besteigen, mittags eine Raftingtour, abends ein Bad in der Adria? Das kleine Montenegro macht’s möglich. Doch nur wer einen Gang zurückschaltet und sich Zeit lässt, entdeckt die wahre Größe des Landes der Schwarzen Berge.

Reise Montenegro VW Tiguan
Foto: Gerhard Eisenschink

Wenige Kilometer hinter Nikšic trifft der Blick auf eine riesige, von Zweitausendern umgebene Hochfläche. Ein Gletschersee hier, ein Bachlauf dort, dazwischen eine unbefestigte Straße, auf der kein einziges Fahrzeug auszumachen ist. Das Gefühl von Freiheit und Abenteuer kommt auf, verbunden mit der Frage: "Ist das hier tatsächlich Europa?" 

Im VW Tiguan durch die Dolomitberge

Die Reifen des VW Tiguan knirschen eine Weile über Schotter. Dann ist plötzlich der Belag weg, und die Fahrspur lässt sich nur noch durch die Farbnuance von der sie umgebenden Grasfläche unterscheiden. Die gezackten Dolomitberge rücken näher. An ihren Flanken sind Gletscherspuren zu erkennen, die aussehen wie in den Fels geritzte Hieroglyphen. Zerzauste Gräser wiegen sich im Wind - die Montenegriner nennen sie "Feenhaar". Eine märchenhafte Landschaft. Der geheimnisvolle Name dieses Landes hat es prophezeit: Montenegro - das Land der Schwarzen Berge. Erst 2006 ist die ehemalige Teilrepublik Jugoslawiens als unabhängiger Staat auf der Landkarte aufgetaucht. Ein paar Täler und Bergketten, ein Streifen Küste. Flächenmäßig ist Montenegro fünfmal kleiner als Bayern - bei einer Einwohnerzahl, die gerade mal der von Nürnberg und Erlangen entspricht. Umso erstaunlicher, dass dieser Zwerg von einem Staatsgebilde seine Besucher lehren kann, was Weite ist. Ein Bauernhaus taucht auf, ein paar Schafe, Ziegen, Gemüsebeete und Kuhweiden, die hier mit spitz zulaufenden Zäunen gegen Wölfe geschützt werden. Erst wenn ein Gebäude im Rückspiegel verschwunden ist, sieht man das nächste.

Gastfreundschaft statt McDonald’s

Nachbarschaft erhält so für Touristen aus der Großstadt eine völlig neue Bedeutung: gegenseitige Hilfe statt ADAC, Gastfreundschaft statt McDonald’s. „Fünfzehn Familien leben in der Umgebung”, sagt Zorica Minic, die am Rande des Kapelanovo-Gletschersees einen kleinen Lebensmittelladen betreibt. Doch nur in den schneefreien Monaten, denn die Winter sind lang und hart, es gibt keinen Strom und wenig Abwechslung. In diesem auf das Wesentliche reduzierten Lebensraum wird ein Tiguan schnell zum Superstar. Die Piste – ob Gras oder Schotter – gerät so zum Laufsteg, auf dem der Allradler die Blicke von Kindern und Erwachsenen auf sich zieht. Gestern wäre ihm das nicht passiert, denn da zogen 85 an der "Montenegro Trophy Offroad Rally" teilnehmende Geländewagen über die Hochebene. Nicht etwa blitzschnell und von einer alles verhüllenden Staubwolke umgeben, sondern schön langsam. Weshalb die vorbeiflanierenden Fahrzeuge der Marken Mitsubishi, Toyota, Suzuki und Co. gestochen scharf zu erkennen waren. Die jährlich in unterschiedlichen Regionen Montenegros stattfindende Geschicklichkeits-Rallye zeichnet sich durch Geschwindigkeiten zwischen 10 und 60 km/h aus. Und durch viele Pausen, in denen die Teilnehmer auch mal ein Schwätzchen mit den Ziegenhirten halten können.

Gen Norden: Šavnik und Durmitor-Nationalpark

Die Spur der Rallye führt über Šavnik gen Norden in den von markanten Zweitausendern gesäumten Durmitor-Nationalpark. Nach Süden hin wäre es nur ein Katzensprung bis zu den malerischen Stränden an der Adriaküste, die auf gerade mal 73 Kilometern ein verblüffend umfangreiches Sport-, Wellness- und Kulturangebot präsentieren. Abenteuer hier, Luxus dort. Es ist ein unverkennbarer Trumpf des kleinen Landes, dass sich jeder Standort von jeder Ecke aus in wenigen Stunden erreichen lässt. "Aber das ist kein Muss", meint Tane Minic, einer der Organisatoren. Keiner der Teilnehmer, erläutert der Berufspilot und leidenschaftliche Offroad- Fahrer, wolle das Land von einer Ecke zur anderen im Schnelldurchgang durchmessen. Im Gegenteil: Bei der nach Roadbook durchgeführten Geschicklichkeitsrallye entdecken sie auf kaum befahrenen Routen die Langsamkeit. Nur knapp ein Drittel nimmt am Wettbewerb teil. Der Rest folgt entspannt dem Roadbook und genießt es, eine bislang unbekannte, spannende Region des Landes zu entdecken. Dass manche mit der kompletten Familie anreisen, ist unverkennbar: Roadbook lesende Frau auf dem Beifahrersitz, Kinder und Stofftiere auf dem Rücksitz. Dazwischen tummeln sich Abenteurer und Tüftler. Während Tane Minic seinen Toyota Pickup mit Traktor-Reifen bestückt, röhrt eine Art Sphinx auf vier Rädern vorbei: Land Rover TDi als Basis, Karosserie vom Fiat Campagnola, Getriebe vom Lada Niva, Cockpit vom Fiat Tipo, Konsole mit Höhenmesser, Neigungsmesser und Kompass vom Mitsubishi Pajero. Das Ganze habe er in zwei Monaten zusammengebaut, strahlt der stolze Besitzer. Tourstart der heutigen Tagesetappe ist das von Zweitausendern umgebene Zentrum des Durmitor-Nationalparks: Žabljak. Der Tiguan, soeben nach einer schier endlosen Kurvenetappe über Šavnik eingetroffen, schließt sich eine Weile an. Mit Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Durmitor-Massivs geht es hinunter in die Tara-Schlucht. Die Superlative lassen nicht lange auf sich warten.

Europas längste und tiefste Schlucht

Im Durmitor-Nationalpark durchbricht die höchste Erhebung des Landes, der Bobotov Kuk, die 2.500-Meter-Marke. Zwei Ecken weiter befindet sich die längste und tiefste Schlucht Europas. Dort gräbt sich der Fluss Tara auf einer Länge von 78 Kilometern bis zu 1.300 Meter tief ins Gestein. Das schaffen nur wenige Flüsse weltweit - etwa der Colorado in den USA. In dieser dreidimensional verschachtelten Landschaft kann man ideal Bergwandern, Mountainbiken und Rafting-Touren unternehmen. Oder - abseits befestigter Wege - erstklassiges Offroad-Feeling erleben. Doch zunächst wickeln sich asphaltierte Serpentinen über rund tausend Höhenmeter zur Tara hinab. Ein gerades Straßenstück scheint hier nur die Brücke zu bieten, die den karibisch grünen Fluss auf knapp 150 Metern überwindet. Auf der anderen Seite der Schlucht geht es in nahezu spiegelbildlichen Serpentinen wieder bergan.

Der VW Tiguan wühlt sich über grob geschotterte Pisten

Irgendwann verlässt die Route den Asphalt, und der Tiguan wühlt sich über grob geschotterte Pisten. Gewaltige Kiefern schälen sich aus der Landschaft. Hier trabt ein einsamer Reiter über eine schier endlose Hochebene. Dort kreuzt eine Schafherde gemächlich den Weg. Immer wieder zwirbelt sich die Wegstrecke an den Wänden des Canyons entlang. Mitunter sind die Kehren so eng, dass sich der Wagen trotz elektrisch unterstützter Servolenkung nicht auf Anhieb herumdirigieren lässt. Dann heißt es vor- und zurücksetzen, ohne dabei den Bezug zu dem vom Roadbook vorgegebenen Zeitrahmen zu verlieren: Abzweig nach rechts bei Gesamtkilometer 38,33; Etappenkilometer: 7,57; vorgegebene akkumulierte Zeit: eine Stunde, zwei Minuten; Zeit pro Etappe: 18 Minuten. Die an der Wertung teilnehmenden Rallye-Fahrer geraten ins Schwitzen.

Gemeinsames Mittagessen in Mojkovac

Erfahrungsaustausch, Cordon Bleu, Gesangsduo, Hammond-Orgel, Synthesizer mit Turbo-Verstärkung. Als sich die Rallye-Teilnehmer schließlich auf die letzten Teiletappen zurück in Richtung Žabljak begeben, steuert der Tiguan über Kolašin und Andrijevica eine dem Nationalpark Durmitor entgegengesetzte Ecke an: das im Osten des Landes gelegene Prokletije-Massiv. Ein - so Tane Minic - noch wenig bekanntes Offroad-Paradies, das er bereits für die nächste Veranstaltung vorgemerkt hat. Und tatsächlich: In der an der Grenze zum Kosovo und Albanien gelegenen Gebirgsregion entfaltet sich ein ganzer Kranz aus unbefestigten Wegen, auf denen der Kraxler von VW ungestört über Schotter knirschen, Staub aufwirbeln und um enge Kehren zirkeln kann. Für den besonderen Kick des touristisch noch kaum entdeckten Gebietes sorgt die von sägeblattartig gezackten Zweitausendern dominierte Landschaft - sie verbreitet Orient-Romantik. Die Ali-Pascha-Quellen bei Gusinje machen den Anfang, gefolgt vom Supermarkt "Almedina" und den von Minaretten und Halbmond bestückten Kuppeln alter und neuer Moscheen in Plav, die in ihrer Formenvielfalt mit den umliegenden Bergen zu konkurrieren scheinen.

Wenn sich am Abend der Mond in der Wasseroberfläche des Plav-Sees spiegelt und der Gesang des Muezzin das Konzert der Frösche unterbricht, fühlt sich der Reisende in die Boom-Zeiten der alten Karawanenrouten zurückversetzt. Wie lange die Reisenden im 14. Jahrhundert gebraucht haben, um von der Karawanserei Plav über die - von Konstantinopel kommende - kleine Seidenstraße nach Kotor zu gelangen, ist spontan nicht herauszufinden. Doch eines steht fest: Der VW Tiguan zirkelt auf dem Weg dorthin Stunde um Stunde durch die wilden Schluchten des Balkan. Ruhig und rhythmisch. Schnell kann man es nicht nennen. Aber schön.

Unsere Highlights

Gewinnspiel

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