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Reifentest Pirelli P7 Corsa
Schwarz-Fahrer auf Lancia Stratos und Co.

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Das schwarze Gold liegt in Mailands Viale Sarca in der Schublade. Jetzt wird der historische Schatz Stück für Stück gehoben: Pirelli bringt zunächst den Reifenklassiker P7 Corsa für Rallyeautos wieder auf den Markt.

Lancia Stratos und Lancia Rally 037
Foto: Pirelli

Doch bevor der klassische Reifen, der ab 1973 zahlreiche Rallyeteams zu internationalen Rallyeerfolgen beförderte, allen Privatteams zur Verfügung steht, wird er in verschiedenen Größen auf unterschiedlichen Rallyeautos getestet. Dazu versammelt der italienische Reifen-Bäcker den vierfachen Rallye-Weltmeister Juha Kankkunen, Markku Alén sowie den aktuellen Testfahrer Paolo Andreucci: Den Rallyeassen steht eine Fahrzeugflotte vom Lancia Stratos bis zum Peugeot 206 Super 2000 zur Verfügung.

Unsere Highlights

Weltmeister fährt viele Testkilometer

„Der Reifen entspricht von der Konstruktion und von der Mischung D5 dem originalen Pirelli P7 Corsa“, erklärt Terenzio Testoni, der in der Motorsportabteilung für die Entwicklung verantwortlich ist. Insgesamt 2.000 Testkilometer hat Paolo Andreucci in einem Lancia 037, einem Ex-Einsatzauto des italienischen Jolly Club-Teams zurückgelegt. „Unser Ziel war es, den Reifen so zu entwickeln, dass er sofort den nötigen Grip sowohl im Trockenen als auch bei Nässe bietet und dem Fahrer eine gutes Fahrgefühl vermittelt“, beschreibt der mehrfache italienischen Rallyemeister  Andreucci die Vorgaben.

Reifentest auf einem Lancia Stratos

Als Erster startet Markku Alén im Lancia Stratos: Alle Augen am Serviceplatz in San Bernardo di Conio, 986 Meter über dem Meeresspiegel hoch in den ligurischen Alpen gelegen, schauen auf das Heck des ikonenhaften Rallyeautos mit dem knusprigen Klang des Ferrari V6, das gerade hinter der ersten Linksbiegung verschwindet. Die Strecke gehört zu einer der selektiven Prüfungen der Rallye San Remo. 1978 gewann Alén diese damals als Weltmeisterschaftslauf ausgetragene Rallye in einem Stratos, mit dem der heute 61-jährige Finne zum ersten Mal den neuen Reifen-Klassiker testet. Als ob Aléns Comeback noch dramatischer gestaltet werden müsste, schlängelt eine Nebelwolke über den Bergkamm oberhalb der Asphaltpiste.

Markku Alén ist zufrieden

Der Stratos röhrt zurück auf den Serviceplatz. Ein Mechaniker öffnet die Tür und Kapitän Alén berichtet aus der Cockpitkanzel: „Obwohl es noch kalt ist, scheint er eine gute Haftung zu haben. Sehr gut!“. Testfahrer Paolo Andreucci grinst stolz und Paul Hembery, der Motorsportdirektor von Pirelli, strahlt zufrieden über das ganze Gesicht. Auch wenn er die Versorgung der Formel-1-Teams leitet, so ist er im Herzen ein Rallyefan. „Als ich zehn Jahre alt war, habe ich Markku Alén mit dem Stratos in den wallischen Wäldern gesehen: Das habe ich nie vergessen.“

Authentischer Reifen für viele Rallyeautos

Der Engländer, der seit 20 Jahren beim italienischen Reifenhersteller arbeitet, hatte vor ein paar Jahren die Idee, den Pirelli P7 Corsa wieder aufzulegen. „Die Fahrer solcher Autos, welche wir hier dabei haben, mussten bislang auf Reifen zurückgreifen, die nicht richtig zu dem Auto passten“, sagt Hembery, der als Direktor natürlich auch ein guter Geschäftsmann ist. 2.500 Reifen sollen in diesem Jahr verkauft werden, maximal kann Pirelli pro Jahr .5000 Reifen liefern - Preis je Satz: 1.600 Euro. „Geld werden wir damit aber nicht verdienen“, schränkt sein Mitarbeiter Testoni ein.

Jugenderlebnis 2.0 bei Reifen-Testfahrten

„Für uns ist es wichtig, unsere eigene Geschichte zu pflegen“, meint Hembery, während er sich selbst einen Helm aufsetzt. Zum ersten Mal fährt er an der Seite seines Jugendhelden Markku Alén im Lancia Stratos, erlebt die Onboardperspektive seines ersten Rallyeerlebnisses. „Das wird der schönste Tage in meinem Motorsportleben“, wird er nachher sagen. Den Kopf hat er schon voll mit weiteren Plänen, um den Autos die Reifen zurückzubringen, die in ihrer aktuellen Zeit auf dem schwarzen Gold von Pirelli Erfolge feierten: zum Beispiel den italienischen Grand-Prix-Wagen aus den 50er Jahren.

Urteil eines vierfachen Weltmeisters

Dann zündet Juha Kankkunen den Lancia 037. Mit diesem Modell fuhr Tester Andreucci alle Tests, jetzt folgt das Urteil des vierfachen Weltmeisters, der es von seiner Wahlheimat Monaco bis zur Teststrecke im Hinterland von San Remo nicht weit hat. Kankkunen trat 1983 als Toyota-Entdeckung bei seinen ersten WM-Starts gegen die Lancia an. Jetzt jagt er die schwarze Rallyeflunder über die kurvige Bergstraße, als hätte er schon vor 29 Jahren in dem Auto seine Gegner wie Markku Alén oder Walter Röhrl gehetzt. „Ein echter Gentleman-Reifen“, urteilt Kankkunen während er sich, zurück am Service, genüsslich einen Zigarillo anzündet. „Das sind echte finnische, die rauche ich seit 20 Jahren“, sagt der Finne und lacht. Was sich in der Vergangenheit bewährt hat, sollte man fortführen.

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