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Rallye Köln-Ahrweiler 2012
Berlandy Style

Inhalt von

Keiner beherrscht das Driften auf den Pisten bei der Rallye Köln-Ahrweiler so wie Georg Berlandy. Sieben Mal hat er bereits gewonnen - doch der achte Sieg war schwerer als erwartet.

Köln – Ahrweiler, Rennszene
Foto: Hardy Mutschler

Mieses Novemberwetter mit feuchter Kälte, Nieselregen und Nebelschwaden verleitet die meisten Menschen am Wochenende zu gemütlichen Stunden im geheizten Heim. Rallyefahrer dagegen werden bei solchen Bedingungen erst recht aktiv und machen ihre dynamischen Wohnzimmer vor der Winterpause noch einmal flott. Schmierige Straßen, schlechte Sicht, selektive Strecken: Je schwieriger die Bedingungen, umso mehr freuen sich die Teams aus Rallyepilot und Beifahrer in ihren Youngtimer-Geschossen. Schmierig, schwierig, selektiv: Das ist das einfache wie anziehende Rezept der Rallye Köln-Ahrweiler, die seit 1994 die Youngtimer-Saison beschließt. Der Vorläufer für aktuelle Autos ging von 1971 bis 1987 über die Bühne.

Unsere Highlights

Bei der Köln-Ahrweiler wird auf Bestzeit gefahren

Reifferscheid ist eine der Hochburgen der Rallye: Durch das 550-Seelen-Dorf, rund 7 Kilometer von Adenau entfernt und einer der höchstgelegenen Orte der Hocheifel, führen zwei von insgesamt 14 Wertungsprüfungen, die, anders als bei vielen Klassikerrallyes, auf Bestzeit gefahren werden. Reifferscheid bietet für die Fahrer einen der kurzen Schotterabschnitte der Rallye, ein Zuschauermagnet selbst bei den Nebelschwaden, die den Ort wie mit triefenden, dreckigen Wattebäuschen einhüllen.

Es ist die vierte Wertungsprüfung der Rallye, und vor der Durchfahrt der Rallyeautos verliest Streckensprecher Rolf Lambertz die Reihenfolge im Gesamtklassement. "Es führt Anton Werner mit 2,1 Sekunden vor dem siebenmaligen Gesamtsieger Georg Berlandy", vermeldet dieser im gemütlichen rheinischen Erzählton.

Als Lambertz den Zwischenstand verliest, kämpfen Werner im Audi Quattro und Berlandy im Opel Ascona A bereits auf der 9,1 Kilometer langen Prüfung um die Spitze der Rallye. Nach einer langen Bergaufpassage von Lückenbach bis Reifferscheid folgt nach dem Schotterstück ein kurvenreiches, am Ende mit engen Serpentinen gespicktes Bergabstück bis Fuchshofen unten im Ahrtal.

Hecktriebler kann Boden auf Quattro gutmachen

Anton Werner und sein Beifahrer Ralph Edelmann, im Vorjahr mit ihrem rund 300 PS starken Allradler Gesamtdritte, haben zwar Vorteile in der Bergaufpassage, doch auf dem bergab führenden zweiten Teil der Prüfung mit den engen Kurven kann Berlandy mit seinem kompakten Ascona wieder Zeit gutmachen. Im Ziel ist er über 15 Sekunden schneller als Werner: Rekordsieger Berlandy und sein Beifahrer Peter Schaaf übernehmen die Führung. "Solche Strecken sind nichts für unseren Audi mit starrem Durchtrieb - ich muss in den Kehren fast rangieren", sagt Werner. Dahinter hetzen Walter Gromüller und Beifahrer Klaus Brökelmann ihrer Siegeshoffnung hinterher. In der zweiten Wertungsprüfung haben sie bei einem Ausrutscher einen ordentlichen Teil ihres vorderen linken Kotflügels und etliche Sekunden eingebüßt.

"Reifen kalt, Fahrer noch nicht wach", diktiert Gromüller in den Reporterblock und fährt im Stakkato fort: "Auto aus, hat mindestens zehn Sekunden gekostet". Dann dreht er sich weg, um so deftig zu fluchen wie unser Fotograf Hardy Mutschler über den Eifel-Grauschleier. Jahr für Jahr zählt Walter Gromüller zu den Favoriten auf den Gesamtsieg. Doch auch dieses Mal will es mit dem Opel Ascona 400 wieder nicht klappen: Mehr als der dritte Platz ist nach 144 Kilometern auf Bestzeit für den Westfalen nicht drin.

"Es ist ein Geschenk, hier mitfahren zu dürfen"

Dagegen bekommt Mitstreiter Michael Küke das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht: "Es ist ein Geschenk, hier mitfahren zu dürfen", schwärmt der Pilot des Kremer-Porsche 911 RS. Zwar verliert er den Anschluss an das Spitzentrio, doch behauptet der Essener in der Nebelsuppe klar seine Position als bester Porsche-Pilot und jubelt: "Die Rallye bietet alle Bedingungen an einem Tag - klasse." Schmierig, schwierig, selektiv: Das bringt waschechte Rallyefahrer erst richtig in Schwung.

Auch Georg Berlandy ist bestens aufgelegt: Der gerissene Krümmer am 250 PS starken Opel-Vierzylinder bringt ihn ebenso wenig aus dem Rhythmus wie später ein Defekt am Servicefahrzeug seiner Mechaniker. Der 1,92-Meter-Mann ist die Ruhe selbst: "Das Zusammenspiel mit meinem Beifahrer Peter Schaaf wird immer besser", sagt der 42-Jährige, der seit 2012 gemeinsam mit Schaaf mit einem modernen Peugeot 207 S2000 in die Deutsche Rallye-Meisterschaft aufgestiegen ist.

Den umgekehrten Weg hat Matthias Kahle eingeschlagen: Der Deutsche Rekordmeister mit sechs Titeln verfügt mit dem Skoda 130 RS des deutschen Importeurs mittlerweile über einen angemessenen Klassiker für die Bestzeitenjagd. Im 134 PS starken Hecktriebler in den ehemaligen Werksfarben von 1977 feiern Kahle und sein Stammbeifahrer Peter Göbel ihre Premiere bei der Rallye Köln - Ahrweiler. Kahle ist einer von vier ehemaligen Deutschen Meistern am Start neben Reinhard Hainbach, Niki Schelle sowie Stefan Schlesack, der einen Ford Sierra Cosworth im Look von Colin McRae fährt, wie ihn der verstorbene ehemalige Rallyeweltmeister aus Schottland zu Beginn seiner Karriere einsetzte. "Da hat selbst der Scheibenwischermotor mehr Leistung als unser Skoda", witzelt Kahle-Beifahrer Peter Göbel vor dem Start.

Kahle und Göbel mit Klassensieg

Während aber Schlesack und sein Schwager Jörg Ramme nach einem technischen Defekt am Turbo-Youngtimer aufgeben müssen, arbeiten sich Kahle und Göbel sauber ins Ziel und kämpfen sich vom 54. Rang noch auf den 16. Platz vor, Klassensieg inklusive. Zweifach-Champion Hainbach muss seinen spektakulären, 330 PS starken Commodore ebenfalls vorzeitig parken, Niki Schelle kommt im frontgetriebenen Opel Kadett GSI nach Problemen in der siebten Wertungsprüfung noch auf den 28. Platz.

Zurück zur Spitze: Auf der letzten Prüfung, mit weit über 140 km/h Schnitt die schnellste der ganzen Rallye, hängt der Sieg plötzlich am seidenen Faden. Zunächst sorgt ein Serverproblem der Auswertung für Verunsicherung: "Reicht unser Vorsprung oder sind wir zurückgefallen?", will Berlandy von seinem Beifahrer wissen. Aber Peter Schaaf kann auf dem Beifahrersitz nur mit den Schultern zucken: keine Info. Bei strömendem Regen schafft es Berlandy nur dank einer Blitzreaktion, den Opel trotz Aquaplaning noch auf der Straße halten. "Nimm Tempo raus, bloß nicht abfliegen", beschwört er sich selbst.

Bis zum Ziel in Mayschoß herrscht Unklarheit im Cockpit. Als der Opel Ascona auf die Zielrampe rollt, hebt der Sprecher die Stimme: "Achter Gesamtsieg für Georg Berlandy, der fünfte Erfolg für Peter Schaaf."

Ergebnis 19. Rallye Köln – Ahrweiler

Ausgefahren vom 9. bis 11. November 2012 über eine Strecke von 430 Kilometer mit 14 Wertungsprüfungen.

  1. Berlandy/Schaaf (D/D), Opel Ascona A
  2. Werner/Edelmann (D/D), Audi Quattro
  3. Gromüller/Brökelmann (D/D), Opel Ascona 400
  4. Küke/Carl (D/D), Porsche 911 RS
  5. Oberdörster/Heupel (D/D), Porsche 911 Carrera
  6. Lenarz/Rittenbruch (D/D), Opel Kadett C Coupé
  7. Potthast/Pernsch (D/D), Ford Escort RS2000
  8. Munhowen/Pier (L/L), BMW 323i
  9. Jansen/Jansen (D/D), Opel Manta B
  10. Kluth/Kluth (D/D), Lancia Delta Integrale

Gesamtsieger Gold-Cup

Wolvers/Ter Maat (NL/NL), Opel Kadett C Rally

Alle Ergebnisse auch unter: www.r-k-a.de

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