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Ennstal Classic 2013
In der Hitze des Ennstals

Inhalt von

Durchschnittlich 27°Celsius im Schatten und 75°Celsius im Cockpit. Das ist die Kurzzusammenfassung der diesjährigen Ennstal Classic.  Der österreichische Klassiker gehört zu den heißesten Erlebnissen, die man als Liebhaber historischer Automobile haben kann. Vor allem, wenn man in einem BMW 328 Mille Miglia Roadster von 1940 teilnehmen kann.

Ennstal Classic 2013, Marcus-Görig-Geschichte, BMW 328 MM
Foto: Ennstal Classic/Marcus Kucera

Als vor einigen Wochen die Einladung von  Dr. Ralf Rodepeter, dem Leiter des BMW Museums kam, mit ihm zusammen an der Ennstal Classic teilzunehmen, war die Entscheidung in Sekunden gefallen. "Welches Auto?" "328 Mille Miglia Roadster von 1940"! Mir stockte der Atem!

Mona Lisa fürs Wohnzimmer

Das ist ungefähr so, als bekäme man als Kunsthistoriker ein Wochenende lang Leonardos Mona Lisa für das eigene Wohnzimmer geliehen, denn der BMW 328 Mille Miglia Roadster ist eine der Ikonen der Automobilgeschichte.  Bislang hörte ich nur von den fabelhaften Fahreigenschaften der BMW 328 Modelle, aber gefahren bin ich ihn noch nie. Bestimmt bretthart, unter 3.000/min unfahrbar mit anstrengender Kupplung und zuverlässig wie……… .

Unsere Highlights

Begegnung mit unserem Rennwagen

Am frühen Morgen des ersten Rallyetages hatte die Luft bereits weit über 20° Celsius,  als wir zum BMW Group Classic Trailer kamen; da stand er unser Rennwagen. Man kennt das; schon tausendmal gehört, auf Bildern gesehen, und plötzlich steht man vor dem Original und niemand hinter Ihnen raunzt: "Bitte Abstand halten" und kein Schild warnt: "Bitte nicht berühren". Hier darf man die Distanz überwinden, darf berühren und muss sogar einsteigen. Ohne großes "Bitte-nicht-dies und Ja-nicht-das" wurde der Wagen übergeben. Vergleicht man dies Startprozedere mit dem von anderen Mille-Miglia-Siegerwagen, wie dem Mercedes-Benz 300 SLR, dann war das nahezu profan. Kein minutenlanges Aufwärmen mit Warmlauf-Zündkerzen, sondern einfach einsteigen und losfahren. Fertig!

BMW 328 mit guter Sitzposition

Schon nach wenigen Kilometern ist man eins mit dem Roadster. Die Sitzposition ist trotz der extrem leichten Rennsitze sehr gut. Die Sitze bestehen aus Aluminiumrohren, die an Sonnenliegen erinnern. Anstatt eines Federkerns wurden zwischen den Alurohren mehrere Lederriemen gespannt, auf denen eine dünne gefütterte Stoffauflage befestigt ist. Nie hätte ich gedacht, dass das Lightweight-Gestühl trotz meiner 1,86 Meter so bequem sein kann und ausreichend Seitenhalt bietet.

Als hätte es M schon 1940 gegeben

Der Zweilitermotor ist überraschend unproblematisch und dabei so leistungsvoll, als hätte es die BMW- eigene M GmbH schon 1940 gegeben. Ab 1.500/min liegt ausreichend Leistung an und ab 3.000/min geht der 328 nach vorne, dass man es kaum glauben mag. Besonders überraschend ist dabei das breite Drehzahlband zwischen 2.500 und 4.500/min. Und dann dieser Sound! Bei jeder Ortsdurchfahrt drehen sich die Köpfe der Passanten. Unter Last beschert die scharfe Nockenwelle ein akustisches Stakkato, das durch das lange Auspuffrohr unverkennbar einen Rennwagen ankündigt. Noch besser ist aber das Geprassel unter Zug. Der Sound erinnert an mehrere Gewitter, die gleichzeitig direkt hinter dem Wagen niedergehen.

Tropische Hitze in der Steiermark

Petrus zeigt sich in diesem Jahr als echter Classic Car Fan. Sonne pur und Temperaturen an die 30°C verlangen den Teams und Rennwagen alles ab. Unser 328er hielt thermisch problemlos durch, verwandelte das Cockpit allerdings in einen Ofen. Die Temperaturen im Fußraum konnten Schweinshaxn garen. Die Schuhsohlen heizten sich so auf, dass wir nach 300 km einen eiskalten Gebirgsbach zum Kneipp-Treten nutzen mussten.

Neue Streckenführung

Nach fast 20 Jahren Ennstal Classic gab es in diesem Jahr einige organisatorische Änderungen. Die beiden Rallyetage wurden abgerundet. Am Donnerstag startete die erste Bergprüfung zum Hausberg des Start- und Zielortes Gröbming, dem Stoderzinken, bereits am frühen Morgen, was einen echten ersten Rallyetag ermöglichte. Statt wie bisher bei einem Nachtprologs konnte man die Route und die traumhaften Landschaften bei Tageslicht genießen. Die Strecke führte vom Start in Gröbming über den Sölkpass zum Red Bull Ring. Von dort fuhr man über die Triebener Tauern nach Bad Mitterndorf. Nach einem weiteren Klassiker der Ennstal Classic, der Postalm erreichte man das Ziel in Schladming.

Premiere der Racecar-Trophy

Eine weitere Neuerung war die Einführung der "Racecar-Trophy". Renn- und Rennsportwagen kämpften in einer Parallelveranstaltung um Sieg und Niederlage. Willkommen waren historische Formel-Rennwagen, zweisitzige Rennsportwagen, Prototypen, GTs und Rallye-Autos bis Baujahr 1982.

Durch den Nationalpark Gesäuse

Der zweite Tag war noch heißer. Auch hier ließen sich die Organisatoren um Helmut Zwickl und Michael Glöckner einen zum großen Teil neuen Streckenverlauf einfallen. Nach Admont führte die Strecke durch den Nationalpark Gesäuse und auf unglaublich schönen Routen durch die Wildalpen nach Lunz am See, von dort zur Mittagsrast nach Steyr und wieder zurück zum Startort nach Gröbming.

Steigerung kaum möglich

Nach einem solch einzigartigen Erlebnis stellt sich die Frage nach dem nächsten Jahr. Allerdings wird es schwer, eine Steigerung zu finden. Ich befürchte, ich muss mein Hobby aufgeben und mir eine neue Leidenschaft suchen. Wie wär‘s mit Kunstgeschichte?



BMW 328 Mille Miglia Roadster (1940)

1939 - für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans ließ BMW von dem Karosseriebauer Touring in Mailand auf dem 328-Fahrgestell ein Coupé herstellen. Ein Jahr später – bei der Mille Miglia 1940 – setzte BMW diesen Wagen und das sogenannte Kamm-Coupé sowie drei Roadster auf der Basis des 328 ein. Die Roadster galten als Prototypen für das geplante Nachkriegsmodell. Sie wurden als Typ Mille Miglia bezeichnet, weil sie nur bei diesem Rennen als Werkswagen eingesetzt waren.
Die Leistungsangaben für den Rennmotor, der in Hubraum (1.971 cm³) und technischem Aufbau dem Serientriebwerk entspricht, ist 130 PS bei 5.000 bis 5.800/min und einem Verdichtungsverhältnis von 9,15 : 1. Das Leergewicht des Roadsters (mit 100 Liter Kraftstoff) liegt bei 700 kg! Was das an Fahrdynamik bedeutet ist thematisch entsprechend als schweißtreibend zu bezeichnen. Als Höchstgeschwindigkeit sind 200 bis 220 km/h erreichbar.

Huschke von Hanstein und Walter Bäumer gewannen die 1940 Mille Miglia mit dem Le-Mans-Coupé von Touring überlegen in 8:54:46,3 Stunden bzw. mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 166,7 km/h. Unser, bei BMW karossierte Wagen, belegte mit Willy Briem und Uli Richter als einer der drei Roadster den fünften Platz der 1940er Mille Miglia, die nur in diesem Jahr auf einem abgesperrten Dreieckkurs von Brescia nach Mantua, Cremona und zurück gefahren wurde. Die beiden anderen Roadster belegten die Plätze drei und sechs. Das Kamm-Coupé fiel aus. Der letzte 328 Mille Miglia Roadster, die in Liebhaberkreisen bekannte "Bügelfalte" (wegen einem stilistischen Knick im Kotflügel) wurde vor wenigen Jahren für über 4 Millionen Euro verkauft.

Die aktuelle Ausgabe
Motor Klassik 10 / 2024

Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten