Classic Days Schloss Dyck: Schwarzmarkt - Porträt Vredestein

Classic Days Schloss Dyck
Schwarzmarkt - Porträt Vredestein

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Veröffentlicht am 26.07.2010

Ein Auto ohne Räder? Das gibt es nicht. Das ursprünglich niederländische Haus Vredestein feierte 2008 bereits den 100. Geburtstag und fühlt sich der langen Firmengeschichte durch die Produktion klassischer Autoreifen für Fahrzeugmodelle aus den vergangenen 100 Jahren verpflichtet. Oldtimer-Liebhaber können deshalb auf ein großes Sortiment an Reifengrößen zurückgreifen.

Erst Schuhabsätze, dann Fahrradreifen

Vredestein wurde am 6. November 1908 von Emile Louis Constant Schiff gegründet. Bereits im Jahr 1909 erbaute er in Loosduinen eine kleine Fabrik für Schuhabsätze hinter dem Gebäude einer Gärtnerei, die Vredestein genannt wurde. Und 1910 begann man mit der Herstellung von Fahrradreifen, was sich bis heute nicht geändert hat. Schiff selbst war begeisterter Automobilist, und so begann er um 1912 mit der Fabrikation von Autoreifen. Hauptsächlich wurde Gummi - auch nach dem Ersten Weltkrieg - aus Niederländisch-Indien importiert. Im Zweiten Weltkrieg musste die Produktion aus Mangel an Rohmaterial stillgelegt werden. Eine der großen Hallen in Loosduinen wurde genutzt, um evakuierte Niederländer und ihre Habseligkeiten zu beherbergen. Eine Neugründung erfolgte 1946 durch zwei Ingenieure, Hanlo und Schiff (junior). Beide wurden auch die ersten Direktoren des neuen Unternehmens.

Offiziell hieß Vredestein "NV Niederländisch Amerikanische Autoreifenfabrik Vredestein". Amerikanisch deshalb, weil der Reifenproduzent Goodrich mehr als zwanzig Prozent Anteile am Unternehmen hielt. So war es auch nicht verwunderlich, dass die Maschinen in der neuen Fabrik im Jahr 1947 allesamt aus Amerika stammten und das Wachstum begleiteten. Ab 1948 produzierte Vredestein auch Reifen für Lastwagen. Im Folgejahr verließ bereits der hunderttausendste Reifen das Werk in Loosduinen. Zudem rüstete das Unternehmen erstmals auch die Teams bei der Rallye Monte Carlo aus. Die Goodrich-Reifen des amerikanischen Teilhabers hätten auch für Vredestein eine gute Ergänzung im Lieferprogramm sein können. Doch das gut ausgebaute und gepflegte Straßennetz der USA verlangte den Reifen viel weniger ab als die kriegsbeschädigten, erbärmlichen Wege in Europa. So blieb nichts anderes übrig, als eigene Entwicklungen für den heimischen Markt zu betreiben.

Vredestein erobert mit Schlauchlosreifen den Markt

Ein Produkt dieser Zeit war der "Profilux". Im Jahr 1955 stellte Vredestein als erstes Unternehmen im europäischen Markt schlauchlose Reifen her. Unterstützt wurde die Entwicklung durch den amerikanischen Partner Goodrich, der erfolgreich mit synthetischem Gummi experimentiert hatte, der luftundurchlässiger war. Vredestein begann den Markt zu erobern. Im Jahr 1960 wurde der fünfmillionste Reifen, 1963 der achtmillionste Reifen ausgeliefert. Radialreifen hielten Einzug und gehörten ab 1964 zum Standard. Als eines der ersten Unternehmen bewarb der Hersteller in den sechziger Jahren seine Reifen über Fernseh- und Radiospots. Mit wachsendem Erfolg begann in den Siebzigern ein Machtgerangel zwischen Goodyear und Goodrich um Anteile an Vredestein. Dieser lähmende Kampf führte dazu, dass 1976 der niederländische Staat die Anteile von Goodrich übernahm. Zunächst 51 Prozent, später dann vollends.

Staatshilfen ermöglichten neue Investitionen. Erfolgreiche Reifen wie der Snow+ oder auch Reifen für Landmaschinen sorgten für stetes Wachstum. So gut, dass Vredestein im Jahr 1986 an die Börse gehen konnte. Der Staat strebte die Privatisierung des Unternehmens an. Bis zum Jahr 1991 blieb der Staat mit 45 Prozent Anteilseigner. Vredestein kümmert sich hauptsächlich um den rentablen Markt der Reifennachrüstung. 1996 beginnt die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Giorgetto Giugiaro, der erstmals das Profil hochpreisiger Reifen für Vredestein gestaltet. Im Jahr 2003 unterstützt Vredestein den Winter Trial von Maastricht nach Monte Carlo, die Rallye für klassische Automobile. Fast vier Fünftel der Teilnehmer starten auf Vredestein-Reifen. Das Unternehmen ist aber nicht nur im Rallyesport aktiv.

Spezielle Reifen für klassische Fahrzeuge

Man entwickelt den Reifen Sprint Classic, der die Besitzer klassischer Automobile begeistert, die Sinn für Details und Design haben. Während das einzigartige Profil und die Kontur des Reifens in der ursprünglichen Form erhalten blieben, wurde eine elegante Beschriftung der Seitenwand hinzugefügt. Hinter dem klassischen Aussehen verbirgt sich jedoch modernste Reifentechnologie. Auch Weißwandreifen auf Basis des Sprint Classic sind mittlerweile im Programm zu finden und begeistern die Klassiker- Szene. Als einer der jährlichen Höhepunkte im Veranstaltungskalender gilt seit zwei Jahren das Klassiker- und Motorfestival Classic Days am Schloss Dyck, bei dem der Hersteller seine Produkte im regen Dialog mit Klassikerbesitzern präsentiert. Am Schloss Dyck ist das Unternehmen nur einige wenige Meter von der alten Schlossgärtnerei entfernt in der Classic Corner ansässig. Das weckt Erinnerungen an die Gründerjahre der Marke Vredestein in Loosduinen.