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Bosch Hockenheim Historic
Staub der Geschichte

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Bereits zum achten Mal fegten Rennklassiker zur internationalen Saisoneröffnung den Winterdreck von der Piste des badischen Motodroms. Die Bosch Hockenheim Historic lüftet mit frischem Fahrtwind das einmalige Motorsportstadion.

Bosch Hockenheim Historik, Heinz Stege, Elva
Foto: Arturo Rivas

Nervös läuft Fredy Kumschick vor dem Rennleitungsturm auf und ab. Der Schweizer betreut den Brabham BT49C-Ford, in dem der Spanier Joaquin Folch draußen auf der Strecke mit blanken Trockenreifen auf dem durch den Regen überaus rutschigen, schwarzen Parkett kämpft. Brecht das Rennen doch endlich ab, signalisiert Kumschick, der selbst lange Jahre mit solchen 500 PS starken Boliden aktiv war.

Bernie Ecclestones Brabham

Doch nervös ist der Schweizer nicht nur wegen Mann und Material draußen im Motodrom, sondern auch wegen des Brabham-Besitzers - Bernie Ecclestone. Nach zwei Drehern liegt das weißblaue Erfolgsmodell nur noch auf dem zweiten Platz.

Unsere Highlights

So dramatisch die Situation auch scheint: In der Rennleitung, die den neuesten Formel-1-Standards genuügt, ist Renndirektor John Felix die Ruhe selbst. Der gemütlich wirkende und stets freundliche Engländer, der Charlie Whiting der Historischen Formel 1, verfolgt hoch konzentiert über Monitore das Geschehen auf der 4,5 Kilometer langen, feucht-grauen Piste von Hockenheim. "Ich zähle jeden Dreher", brummelt Felix - will sagen: werden es zu viele, dann brechen wir sofort ab.

Doch diesen Gefallen tut Felix dem Brabham-Piloten Folch und seinem Teamchef nicht: Sie müssen sich nach dem Laufsieg am Vortag mit dem zweiten Platz zufrieden geben. Der Engländer Richard Eyre nutzt die Gunst der Stunde, gewinnt mit seinem Williams FW08: "Diese Bedingungen liegen mir", grinst der kräftige Pilot. Sein weiß-grüner Formel 1 mit der Chassisnummer 03 diente Keke Rosberg vor 30 Jahren als Dienstwagen, in genau der Saison 1982 also, als der Finne Weltmeister wurde.

Silvio Kalb im Aus

Der Regen, der entgegen der Wettervorsage in Hockenheim erst am Sonntagnachmittag einsetzt, bereitet nicht allen Fahrern der Bosch Hockenheim Historic solche Freude wie dem englischen Williams-Piloten. SuperSports-Koordinator Silvio Kalb beispielsweise muss im letzten Rennen seiner Serie einsehen, dass die Haftung bei vier Jahre alten Regenreifen längst abgelaufen ist. Er rutscht mit seinem March 76S-BMW von der schmierigen Bahn - zum Glück ohne Schaden am Auto.

Kalb, der mehrfache SuperSports-Meister und Zweite des Samstagrennens, wird künftig in der Martini-Trophy antreten, einer vom englischen Historic Sports Car Club organisierten Serie für Zweiliter-Sportwagen und -Prototypen. CanAm-Haudegen wie Peter Hoffmann im McLaren M8F-Chevrolet starten in der von Peter Schleifer organisierten Serie, die unter anderem im Juni zum Programm des Eifelrennens auf dem Nürburgring gehört.

Le Mans-Sieger Jan Lammers im Mustang

Die Zuschauer, die bis zum letzten Rennen bei nasskalten zehn Grad ausharren, werden mit der Show des Wochenendes belohnt - Hauptdarsteller: Ex-Formel-1-Pilot und Le Mans-Sieger Jan Lammers. Sein Auto: Ein Ford Mustang aus dem Jahr 1965, dessen Cockpit er für die erkrankte Stammfahrerin übernimmt. Ohne Trainingszeit muss der 55-jährige Holländer vom Ende des Feldes für historische Tourenwagen und GT-Fahrzeuge starten und kämpft sich durch das Feld bis auf den dritten Platz nach vorne. Als Lammers den babyblauen Mustang in der Ehrenrunde quer durch das Motodrom treibt, reißt es die Zuschauer von ihren Sitzen.

Die insgesamt 21.500 Besucher füllen die Ränge im Motodrom zwar nicht optisch, dafür sorgen sie aber akustisch für Stimmung. "Eine tolle Atmosphäre. Als Fahrer spürt man deutlich, dass man beobachtet wird", meint Willi Balz, der mit seinem Alfa Romeo Tipo B aus dem Baujahr 1932 das älteste Auto der Bosch Hockenheim Historic bewegt.

Das historische Rennwochenende erinnert an Jim Clark, der vor 44 Jahren beim Formel-2-Rennen in einem Werks-Lotus in Hockenheim tödlich verunglückte: Seit diesem tragischen Zwischenfall trug der Europameisterschaftslauf den Beinamen "Jim-Clark-Gedächtnisrennen".

So stehen neben den FIA-Meisterschaftsläufen die Rennen der Formel-2-Klassiker im Mittelpunkt. Wie im Vorjahr gewinnt Martin Stretton in einem Auto, das schon 1974 in Hockenheim am Start stand – der March 742-Ford, damals von Jacques Laffite gesteuert.

Schwerer Unfall trübt das Rennwochenende

Getrübt wird die Freude an den historischen Rennwagen und den teilweise äußerst spannenden Läufen durch einen Zwischenfall am Freitag. Beim ersten Demonstrationslauf der "Race History on Track" verunglückt der Fahrer eines Lotus Formel Junior aus dem Baujahr 1961. Trotz geschwenkter gelber Flaggen hat er überholt, dann auf einer Ölspur die Kontrolle über den kleinen Monoposto verloren und ist in ein auf dem Seitenstreifen abgestelltes Streckensicherungsfahrzeug geprallt. Dieser Audi Q7 sichert das liegengebliebene Fahrzeug ab. Der Fahrer des Lotus erleidet offene Beinbrüche, der Fahrers des Sicherungsautos Prellungen.

Der unnötige Unfall legt einen Schatten über eine spannende Bosch Hockenheim Historic, die künftig auf diese Art von Dramatik gern verzichtet.

"Stefan Bellof Superstar"

Sonntag, 4. April 1982: Motorsport-Deutschland feiert eine Sensation. Der Nachwuchspilot Stefan Bellof gewinnt beim Heimrennen in Hockenheim den zweiten Formel-2-Europameisterschaftslauf in Folge. Im Maurer-BMW schlägt er Thierry Boutsen und den späteren Meister Corrado Fabi. "Bellof Superstar" titelt sport auto voller Euphorie über den so sympathischen wie schnellen Karosseriebauer, der die Formel-2-Welt aus den Angeln hebt. Nach fünf Jahren gab es endlich wieder einen Deutschen, der Formel-2-Rennen gewinnen konnte.

Zum Gedenktag an Bellofs Großtat vor 30 Jahren schaffte es der rührige Fanclub nicht nur, einen originalen Maurer-Formel 2 nach Hockenheim zu lotsen, sondern den deutschen Formel-2-Wagen auch auf der Strecke zu zeigen. Yannick Trautwein steuerte den schwarzen Monoposto mit der Startnummer 7 für ein paar Runden um den aktuellen GP-Kurs von Hockenheim. Da wurden Erinnerungen an 1982 wach, als Bellof sich in der Sachs-Kurve im entscheidenden Manöver am Rivalen Boutsen vorbeischob. Das jetzt zum Jubiläum eingesetzte Chassis fuhr vor 30 Jahren übrigens Bellofs Teamkollege Beppe Gabbiani.

Renntransporter als Star

Die Fahrt nach Hockenheim war die Bewährungsprobe für den frisch restaurierten Renntransporter aus dem Jahr 1959. Gebaut wurde er zum Transport der Vanwall-Formel-1-Wagen zu den Rennstrecken. Stolzer Besitzer des einzigen erhaltenen Transporters aus dem englischen Rennstall ist Willi Balz, der prompt den Designpreis gewann, vergeben von den Pforzheimer Studenten mit Professor James Kelly.

Weitere Preisträger: der Ferrari 312T (1975) von Leopold Hrobsky, der Chevron B36-Ford (1974) des Briten Al Fleming und der Porsche 935 dp von Jörg Lorenz. Willi Balz hat mit seinem Transport-Klassiker schon weitere Pläne - ein Treffen mit den fünf noch existierenden Vanwall F1.

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Erscheinungsdatum 05.09.2024

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