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38. AvD-Oldtimer-GP
Hochkarätiges Starterfeld am Nürburgring

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Auch mit der 38. Auflage zeigte der AvD-Oldtimer-Grand-Prix wieder seine große Klasse. Ein hochkarätiges Starterfeld machte den Nürburgring am zweiten Augustwochenende zum Nabel der historischen Motorsport-Welt.

38. AvD-Oldtimer-Grand-Prix 2010
Foto: Hardy Mutschler

Originale gehören eigentlich ins Museum. Dort war der Porsche 935 K3 mit der Chassisnummer 0010020 nach seiner aktiven Zeit auch lange zu bewundern. Doch wie viele Rennwagen findet der von Porsche-Kremer gebaute Gruppe-5-Bolide den Weg zurück zu seinem ursprünglichen Bestimmungsort, dem Nürburgring.

Porsche 935 K3 beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix

Dies ist dem rennbegeisterten Sammler Chris Stahl sowie Klaus Ludwig zu verdanken. Der Profi aus Roisdorf startet beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix in dem 935 K3, mit dem Ted Field und die Whittington Brüder 1981 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans antraten. "Das Auto ist ein Traum", schwärmt der 60-Jährige, der in einem Schwestermodell 1979 nicht nur die Deutsche Rennsport Meisterschaft gewann, sondern auch in Le Mans das berühmteste Langstreckenrennen der Welt: "Im Grunde ist es viel zu schade für den Renneinsatz."

Einen Lebenstraum erfüllt sich Erwin Derichs. Die Zeitreise des Mayeners führt noch etwas weiter zurück - ins Jahr 1972. Damals arbeitete der heute 67-jährige Kraftfahrzeug-Meister für das Eifelland Team, das gerade mit ehrgeizigen Plänen in die Formel 1 aufgestiegen war. Auf ein bei March gekauftes Chassis hatte der Wohnwagenbauer die futuristische Karosserie des Designers Luigi Colani montiert. Doch das Auto war ein Flop.

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Startprobleme beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix

Am 13. August 1972 bestritt Rolf Stommelen beim Großen Preis von Österreich den achten und letzten WM-Lauf, auf den Tag genau 38 Jahre vor dem Revival des Eifelland Formel 1 auf dem Nürburgring. "Das Auto ist mein Heiligtum", erklärt Derichs, der den Monoposto aus Mayen in langjähriger Arbeit restauriert hat. Doch der blaue Wagen rollt bei der Wettbewerbspremiere nach nur wenigen Kilometern aus: "Der Öldruck ist abgefallen, und ich wollte nichts riskieren."

Auch Klaus Ludwigs Debüt verläuft nicht nach Plan. Am Getriebe des 700 PS starken Porsche Turbo tritt Öl aus. Für das Zeittraining kippen die Mechaniker so viel Schmierstoff nach, dass es für eine einzige schnelle Runde reicht. "Damit wir im Rennen nicht von ganz hinten starten müssen", so Ludwig. Seine Rundenzeit reicht für die dritte Startreihe beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix.

V8 in der Startaufstellung des AvD-Oldtimer-Grand-Prix

Gegen die weiß-pinkfarbene Bemalung mit japanischen Schriftzeichen von Ludwigs 935 wirkt einer der Favoriten für den 20. AvD-Marathon wie eine graue Maus. Dabei hat es der Ford Fairlane 500 von Ulrich und Christian Schödel faustdick unter der Haube. Dort sorgt ein V8 mit sieben Litern Hubraum für urwüchsige 500 PS. Mit diesem Modell sorgte Fireball Roberts 1964 in Daytona für Furore. Der amerikanische Rennfahrer trat mit einem bei Holman and Moody frisierten Fairlane gegen die wendigen und leichten, zweisitzigen Sportwagen an. "Fireball" wurde sensationell Zweiter. Was er in den Kurven verlor, machte er auf den Geraden wett.

Lange Geraden brauchen heute auch die Brüder aus Griesheim, um mit dem Fairlane beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix schnell zu sein. Bei dem Langstreckenrennen demonstrieren die unter den Pseudonymen Fred und Barney startenden Hessen die Stärke ihres Autos. Sie eilen dem Feld auf und davon. AvD-Oldtimer-Grand-Prix-Vorjahressieger Markus Graf von Oeynhausen hat mit seinem Jaguar E-Type Competition Roadster keine Chancen, dem Ford zu folgen. Das Blatt kann sich nur noch durch eine fehlerfreie Fahrt von Ex-DTM-Pilot Frank Stippler wenden. Der Rennprofi aus dem nahen Bad Münstereifel übernimmt zur Rennhälfte den türkisfarbenen Jaguar.

Aufholjagd beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix bleibt aus

"Ich habe ihm gesagt, er solle Druck machen", sagt von Oeynhausen. Doch noch auf dem GP-Kurs beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix durchkreuzt das Getriebe des Jaguar alle ehrgeizigen Pläne. Der fünfte Gang bleibt stecken. "Ich konnte den Schalthebel zwar in alle Richtungen bewegen, aber der Gang blieb drin", erklärt Stippler. So fährt er die zweite Rennhälfte mit nur einem Gang zu Ende und hält den zweiten Platz - eine starke Leistung. "Schade, die Aufholjagd wäre ein lustiges Duell geworden", sinniert Stippler.

Doch für den 35-Jährigen ist der Marathon erst der Auftakt zu einem fahrintensiven Wochenende. Gemeinsam mit Willi Balz teilt er sich den Einsatz in zwei hochkarätigen Maserati Sportwagen, dem T 61 "Birdcage" mit Stromlinienkarosserie und dem 450 S. Mit dem Birdcage möchte das Team an den Erfolg beim historischen Le Mans-Rennen Mitte Juli anknüpfen. Dort gewannen Balz und Stippler in dem Ex-Auto des US-Camoradi-Rennstalls ihre Kategorie.

Stimmungsvoller Zieleinlauf beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix

Auf dem Nürburgring startet Frank Stippler beim stimmungsvollen Ein-Stunden-Rennen beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix am Samstagabend von der Pole Position. Doch schon in der ersten Kurve onduliert er die linke Frontpartie am Heck des Lotus 19-Climax von Otto Reedtz-Todt, der die Führung übernommen hat. Das eingedrückte Aluminium bleibt zunächst ohne Folgen.

Stippler kann kontern und übernimmt erneut die Spitze des hochkarätigen Starterfelds mit 43 Rennsportwagen und GT. Darunter sind Preziosen wie der Ferrari Dino 196 S von Alex Birkenstock, der HW Alta Sports von Charly Willems oder der Maserati T 63, der Mittelmotor-Birdcage von Egon Hofer. Das Rennen mit Zielankunft in der Dunkelheit hat sich zu einem Höhepunkt im Programm des AvD-Oldtimer-Grand-Prix entwickelt. Die Eifel bietet an einem lauen Augustabend das hochkonzentrierte Gefühl eines mit dem Ring vereinten Le Mans, Daytona und Sebring.

Ausfälle beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix

Zur Rennhälfte rollt Frank Stippler an die Box. Die Mechaniker ziehen den eingedrückten Kotflügel vom Reifen weg. Stippler nimmt das AvD-Oldtimer-Grand-Prix Rennen an dritter Stelle wieder auf und kämpft sich auf den zweiten Platz zurück. Die Spitze hat mit Alan und Jason Minshaw das dritte Birdcage-Team im Feld übernommen. Dann wird es dramatisch. Martin Stretton rollt nach 19 Runden mit dem Lotus aus, den er von Otto Reedtz-Todt übernommen hat. Drei Runden später fehlt Frank Stippler. Streckensprecher Johannes Hübner glaubt zunächst, in der dunklen Eifelnacht einen Dreher erkannt zu haben.

Später im Fahrerlager löst Stippler das Rätsel: "Das Auto ist plötzlich ausgegangen." Ein defektes Massekabel sorgte für das vorzeitige Rennende des Birdcage. Hinter dem Minshaw-Maserati folgen mit fast einer Runde Rückstand David und Simon Ham im Lister-Jaguar und "Adrian Kraft" im Maserati 200 S. Mit dem 190 PS starken Dreizack-Renner schafft der Kölner sensationell den Sprung aufs AvD-Oldtimer-Grand-Prix-Podest.

AvD-Oldtimer-Grand-Prix mit eindrucksvollen Fahrleistungen

Nicht minder eindrucksvoll ist die Leistung von Joos Tollenaar, der seinen nachtblauen Lotus Eleven Le Mans S2-Climax gemeinsam mit Clubkamerad Rolf Lamberty auf dem vierten Platz ins Ziel bringt. Tollenaar, der als Präsidiumsmitglied des Club Historischer Rennfahrzeuge Nürburgring (CHRSN) einer der Macher hinter den Kulissen des AvD-Oldtimer-Grand-Prix ist, schraubt sich während des Freitags seine Seele aus dem Leib. Die Beine des ehemaligen Formel-V-Konstrukteurs und -Fahrers schauen weit häufiger unter dem Lotus hervor als sein Kopf.

Den Schweiß treibenden Einsatz bezahlt Tollenaar mit einer deftigen Erkältung, die am Regen-Rennsonntag mit einem Schoppen Rotwein gelindert wird. Am AvD-Oldtimer-Grand-Prix-Sonntag stattet Wettertief "Yvette" der Eifel einen Besuch ab. Die Dame ist kein Fan des historischen Motorsports und betätigt pünktlich zum geplanten Programmstart um 8.30 Uhr den Regler für strömenden Regen. Die historischen GPWagen bis 1960, die World Sportscar Masters und mit einem Rumpfstarterfeld die Italian Historic Sportscars Cup kommen noch zum Rennbetrieb.

Rennabbruch wegen starker Unwetter

Dann hat Yvette den Ring verhext - außer einigen Demonstrationsläufen geht in dem zur Eifelaner Bachlandschaft gewandelten GP-Kurs gar nichts mehr. Zwar versucht die engagierte Rennleitung noch, das historische Formel-1-Feld der Grand Prix Masters auf die Reise zu schicken. Doch dass zwei traditionsgeladene Monoposti schon in der Einführungsrunde hilflos von der Strecke kreiseln, veranlasst Rennleiter Oliver Grodowski zum rigorosen Abbruch des Rennens. Die Sicherheit für die Fahrer und der Respekt vor dem historischen Material leiten den Formel-1-erfahrenen Capo.

So bleiben die Eindrücke vom Abendrennen für zweisitzige Sportwagen und GT sowie das Revival Deutsche Rennsport Meisterschaft die bestimmendsten der 38. Auflage der reifen Dame AvD-Oldtimer-Grand-Prix. Dabei erfüllt Klaus Ludwig den lang gehegten Plan der Revival-Initiatoren. Zum ersten Mal startet ein Ex- Meister in seinem Ex-Meister-Modell - und gewinnt. "Ich versuchte mich vor der Veranstaltung daran zu erinnern, wie das damals war", meint Ludwig im Rückblick. "Jetzt weiß ich es wieder."

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