MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"3430524","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}

125 Jahre Automobil - 1920 bis 1929
Goldene Zwanziger und die Grüne Hölle

Inhalt von

Der Erste Weltkrieg ist gerade vorüber, die Industrie stellt von Kriegsgeräten auf Automobile um und die ersten Rennstrecken für das Automobil werden angelegt. In den Zwanziger-Jahren wird geklotzt und nicht gekleckert.

Benz 6 18 Sportwagen, 1921
Foto: Archiv

Als Ende 1918 der Erste Weltkrieg beendet wird, geht ein Aufatmen durch die Welt. 17 Millionen Menschen kamen ums Leben, fast die komplette Industrie der europäischen Länder war auf Kriegsgeräteproduktion umgestellt worden und sucht nun nach neuen Möglichkeiten. In den USA sorgt derweil das T-Modell von Ford für immer neue Rekorde. 1920 stellt das ausschließlich in schwarz lieferbare Auto mehr als 50 Prozent aller weltweit betriebenen Automobile.

Unsere Highlights

Umstieg von Waffen auf Automobile

Viele Unternehmen sehen in dem Automobil neue Hoffnungen und Chancen. Statt Waffen, Haubitzen und Munition wird nun auf Leiterrahmen, Karosseriebleche und Motoren umgestellt. BMW, Benz, Daimler, Steyr, sie alle werden in den 1920er-Jahren auf neuen Feldern aktiv. Doch dies sind die großen Hersteller. Was ist mit den vielen kleinen Zulieferern und Produzenten? Klare Antwort: Sie gingen pleite. In den frühen 1920er-Jahren kommt es zu einer radikalen Marktbereinigung, von rund 80 Produzenten überleben die ersten Nachkriegsjahre nur knapp 30.

Doch nach den turbulenten Jahren und der Hyperinflation 1923 beruhigt sich die Lage und die Wirtschaft erholt sich. Politische Veränderungen und vor allem die Einführung der Rentenmark 1924 führen zu einem starken Konjunkturaufschwung. Die letzten fünf Jahre der 1920er gehen als die Goldenen Zwanziger in die Geschichte ein.

Der wirtschaftliche Aufschwung schlägt sich auch auf die Automobile der 1920er nieder. Groß, größer und stark, stärker hieß das Motto. Zehn Jahre zuvor war dies die geforderte Linie, um den Feind zu übertrumpfen, nun wetteifern die Nobelhersteller mit immer neuen Luxus-Kreationen, die immer größer und immer schneller werden.

Die Krone der Autoschöpfung

Maybach, Horch, Audi und auch Opel bauen nun repräsentative Luxuslimousinen. Doch die Krone der Autoschöpfung gebührt einem französischen Fahrzeug, dessen Erscheinung den Betrachter selbst heute noch zu ehrfürchtigem Erstaunen verleitet: Der Bugatti Royale. Das Monumentalwerk hat einen Radstand von der Länge eines heutigen BMW 3ers (bis zu 4.530 Millimeter), ist sechs bis 6,5 Meter lang und wiegt mehr als drei Tonnen.
 
Der Motor kann selbstverständlich mit entsprechend respektablen Werten aufwarten. Ein Reihenachtzylinder mit 12,7 Liter Hubraum, 24 Ventilen und 300 PS. Alleine die Kurbelwelle wiegt rund 140 Kilogramm. Die Motoren wurden später auch als Triebwerke von Lokomotiven eingesetzt. Der Bugatti Royale erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 200 km/h und soll  mehr als 35 Liter verbrauchen. In vier Jahren wurden nur sechs Exemplare des Bugatti Royale gebaut, jeder mit einer anderen Karosserie.

Beginn der Mercedes-Kompressor-Ära

Fünfzig Mal so viel Fahrzeuge wurden von einer anderen automobilen Legende gebaut, von dem Mercedes-Benz SSK, der den Stuttgartern zu sportlichem Weltruhm verhalf. Erstes Modell der Baureihe W06 ist der Mercedes-Benz Typ S, der 1926 vorgestellt wurde. Wofür das "S" steht, wird beim Anblick sofort klar: Hier geht es um Sport. Ein Roots-Kompressor sorgt für eine Leistung von 180 PS. Werksmotoren sollen 220 PS erreichen.

Dem Typ S folgen der SS (Super-Sport), der SSK (Super-Sport-Kurz) und der SSKL (Super-Sport-Kurz-Leicht). Die Kompressor-Mercedes holten zahlreiche Siege. Zu den bedeutendsten gehören die beiden Dreifachsiege beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring 1927 und 1928.

Rennstrecken werden aus dem Boden gestampft

Für die Automobilindustrie werden Erfolge im Motorsport schon in der Frühphase der Massenmobilisierung wichtig. Motorsportveranstaltungen gehören zu den beliebtesten "Volksaufläufen". Die Zuschauer sind zu Begeisterungsstürmen hingerissen. So entstehen in den 1920er-Jahren weltweit wichtige Rennstrecken. Die AVUS in Berlin wurde bereits 1909 geplant, 1920 kann sie eröffnet werden. 1922 folgt Monza (Italien), 1924 Spa-Franchorchamps (Belgien) und 1925 Reims (Frankreich). Die berühmteste Rennstrecke der Welt wird dann 1927 eingeweiht, der Nürburgring mit einer Streckenlänge von 28,265 Kilometern.

Der Nürburgring gilt nicht nur die längste Rundstrecke der Welt, sondern auch als die gefährlichste. Hier in der Grünen Hölle wird das Material und der Fahrer der härtesten Prüfung unterzogen. Zeitweise wurden mehr als 2.500 Arbeiter beschäftigt, um den Nürburgring in die Eifel zu schlagen. Das erste Rennen gewann am 19. Juni 1927 der Mercedes-Benz-Fahrer Rudolf Carracciola.

Die aktuelle Ausgabe
Motor Klassik 08 / 2024

Erscheinungsdatum 04.07.2024

164 Seiten