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Model S auf der Nordschleife
Was wir wissen. Und was nicht.

Tesla war laut einem Tweet mit dem Model S Plaid auf der Nordschleife schneller als der Porsche Taycan. Ein neuer Rekord also? Nicht wirklich. Eine Blamage für Porsche? Auch nicht. Alles was wir zu den Tesla-Test am Nürburgring wissen. Und was nicht.

Nach gut einer Woche am Nürburgring kommt langsam Bewegung in die Tesla-Kommunikation: Zwei Tweets, zwei Grafiken, zwei Zeiten und eine Ankündigung: "auf Wiedersehen, Germany". Heißt: Die schnelle Tesla-Truppe wird wiederkommen. Bereits im Oktober. Was aber bleibt vom Tesla-Auftritt in der Grünen Hölle?

1. Die Rundenzeiten

Schon am ersten Tag meldeten unsere Beobachter von der Strecke, dass die beiden eingesetzten Fahrzeuge extrem flott unterwegs seien. Wenig später dann die erste handgestoppte Zeit: 07:23. 19 Sekunden schneller, als es Porsche kurz vorher für den Taycan Turbo vermeldet hatte. Im offiziellen Tesla-Tweet ist jetzt von 07:20 die Rede, bzw. sogar von 07:05, wenn noch ein paar Verbesserungen vorgenommen würden. Wichtig: Tesla bestätigt nicht, dass die Zeit auch wirklich gefahren wurde, sondern lediglich, dass auf Basis der Daten mit dem " Model S Plaid eine 07:20 auf dem Nürburgring erreichbar sei". Wortklauberei hin oder her: Die Teslas waren schnell. Sehr schnell sogar.

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2. Die Fahrzeuge

Tesla Model S Nürburgring
Stefan Baldauf
Zwei Model S waren gut eine Woche am Nürburgring unterwegs. Das rote Auto hatte wahrscheinlich den neuen Plaid-Antrieb an Bord, der auf drei Elektromotoren setzt.

Zwei Model S schickte Elon Musk in die Grüne Hölle, nicht ohne per Tweet darauf hinzuweisen, dass beide Fahrzeuge Siebensitzer seien. Diese Option fehlt bislang beim Model S. Und nach allem, was wir von der Strecken an Feedback erhalten haben, entspricht diese Aussage auch nicht ganz der Wahrheit. Zumindest eines der Fahrzeuge verfügte über einen komplett ausgeräumten Innenraum. An Bord waren lediglich ein Sicherheitskäfig, ein Fahrersitz und das Armaturenbrett.

Auch die Karosserie der eingesetzten Autos entsprach nicht dem aktuellen Serienstand, zu sehen waren eine optimierte Aerodynamik und Frischluftversorgung sowie verbreiterte Radläufe. Die Nürburgring-Tesla zeigten zudem am Heck die Modellbezeichnung P100D+, die es bisher noch nicht gab. Passend dazu twitterte Elon Musk jüngst: "Das Einzige, was über Ludicrous hinausgeht, ist Plaid." Ein Verweis auf Teslas Leistungsmodi, von denen "Ludicrous" bisher der extremste war (die neuen Raven-Motoren verbessern wohl vor allem die Effizienz; über ihre Leistungswerte ist bislang nichts Konkretes bekannt). Vor allem aber sollen es wohl wie im Roadster drei Motoren sein (zwei an der Hinterachse). "Plaid", was übersetzt "kariert" bedeutet und wieder eine Anspielung auf den Film "Spaceballs" ist, dürfte also eine noch heftigere Leistungsentfaltung ermöglichen und könnte in etwa einem Jahr auch in den Serienversionen des Model S, Model X und eben des neuen Roadsters zum Einsatz kommen.

3. Die Reifen

Tesla Model S Nürburgring
Stefan Baldauf
Bei den Reifen wählte Tesla maximalen Grip, hier den Goodyear Eagle F1 Supersport RS. Nichts, was aktuell in Serie montiert wird.

Beide Model S waren nie mit Serienreifen unterwegs. Zum Einsatz kamen entweder speziell auf Tesla abgestimmte Michelin Pilot Sport Cup 2 R oder Goodyear Eagle F1 Supersport RS-Pneus, allerdings mit einem Profil, das man so nicht kennt. Eventuell hat Goodyear hier eine Sonderspezifikation für die Rekordfahrten gebacken. Nordschleifen-Kenner wissen: Der richtige Reifen bringt auf der Nordschleife bis zu zehn Sekunden.

4. Die Stromversorgung

Tesla Supercharger Nürburgring
auto-motor-und-sport.de / Microsoft
Der neue Supercharger steht im Bereich der Achterbahn hinter einem verschlossenen Tor unmittelbar neben der Start- und Zielgeraden des Grand-Prix--Kurses.

Weil es bis dato am Nürburgring kaum Lademöglichkeiten gab, brachte Tesla ein Diesel-Aggregat mit, das den Strom zum Laden der Model S lieferte. Der Lärm rief die Anwohner auf den Plan, die allerdings bereits kurz darauf wieder ihre Ruhe hatten, weil Tesla kurzerhand einen Supercharger am Ring installierte. Dieser ist aber offensichtlich zunächst für den Eigenbedarf gedacht, steht er doch im Bereich der Achterbahn hinter einem verschlossenen Tor unmittelbar neben der Start- und Zielgeraden des GP-Kurs. Also nicht zugänglich für Tesla-Kunden.

5. Die Fahrer

Tesla Model S Nürburgring
Stefan Baldauf
Einer der Tesla-Piloten: Rennfahrer Thomas Mutsch.

Obwohl sich unter anderem Nico Rosberg per Twitter bei Elon Musk darum bewarb, für Tesla auf der Nordschleife fahren zu dürfen, sicherte sich Tesla statt dessen die Dienste von erfahrenen Nordschleifen-Kennern: VLN-Pilot Thomas Mutsch, der bereits bei der Erprobung des Projekt SCG 003 der Scuderia Cameron Glickenhaus hinter dem Steuer saß. Ergänzt wurde das Fahreraufgebot durch Andreas Simonsen, der in der VLN für das Porsche Team Huber mit einem Porsche 911 GT3 Cup mit der Startnummer 80 fährt. Er bringt also sehr viel Nordschleifen-Erfahrung mit. Dritter Pilot war der Schwede Carl Rydquist. Warum nicht Rosberg? Weil selbst ehemalige Formel 1-Fahrer aus dem Stand keine konstant schnellen Nordschleifen-Runden hinbekommen. Dafür braucht es Fachkräfte mit vielen tausend Kilometern Grüner Hölle im Blut. Und genau die durften dann auch ans Steuer.

6. Die Tesla-Daten

Tesla Daten Nürburgring
Tesla
Nach knapp einer Woche Nordschleife hat Tesla Leistungs- und Beschleunigungswerte der beiden Model S veröffentlicht, die im Einsatz waren.

Mit den letzten beiden Tweets lieferte Tesla auch zwei Grafiken mit, die "Beschleunigung" und "Leistung" der beiden Fahrzeuge auf der Nordschleife abbildeten. Ohne die exakten Werte zu kennen, lassen sich daraus nur grobe Erkenntnisse ziehen: Die Farben in der Leistungsgrafik zeigen, wieviel Leistung abgefordert wird, bzw. zur Verfügung steht. Gelb heißt volle Leistung, orange bis grün Teillast, hell- bis dunkelblau stehen für Schubbetrieb und/oder eine Bremsphase.

Tesla Daten Nürburgring
Tesla
Betrachtet man den Farbverlauf über die ganze Strecke, dann unterscheiden sich einige Schub- und Bremsphasen deutlich von dem, was wir von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren kennen.

Betrachtet man den Farbverlauf über die ganze Strecke, dann unterscheiden sich einige Schub- und Bremsphase deutlich von dem, was wir von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren kennen. Beispiel: ab Antoniusbuche bis Tiergarten steht die Leistung auf Tiefblau, im Verbrenner ist die Leistung von Anfang bis zum Bremspunkt Tiergarten üblicherweise auf maximal. Denkbar wären Leistungseingriffe des Systems, um ein Überhitzen der Batterien zu verhindern. Auch bei der Beschleunigung bleiben ein paar Fragezeichen. Beispiel: Fast über die ganze Döttinger Höhe wird der Tesla nicht schneller und verliert sogar an Geschwindigkeit. Auch ab Antoniusbuche obwohl es ab hier bergab geht. Viele Details, die nichts daran ändern, dass Tesla eine mehr als respektable Zeit herausgefahren hat.

7. Die Konkurrenz

SPERRFRIST 04.09.19 / 16 Uhr Porsche Taycan Turbo S Elektroauto Sportwagen
Porsche
Rein elektrisch unterwegs: Mit dem viertürigen Taycan hat Porsche einen Rekord auf der Nordschleife aufgestellt.

Offiziell äußert sich Porsche nicht zu den Aktivitäten von Tesla. Warum auch. Es ist ja eigentlich nicht viel passiert. Porsche hat für ein Vorserienmodell des Taycan Turbo einen Nordschleifen-Zeit von 7:42 Minuten, gefahren von Testfahrer Las Kern, kommuniziert. Wichtig dabei: Mit einem Vorserien-Fahrzeug und ohne offizielle Zeitnahme. Deshalb gibt es auch keinen offiziellen Taycan-Rekord. Sondern nur diese Zeit. Und die hat Tesla unterboten. Mit einem, wieder Achtung, Vorserien-Auto eines Fahrzeugs, das eventuell in einem Jahr auf den Markt kommen könnte. Komplett leergeräumt, auf extrem sportlichen Reifen und garniert mit allerlei Modifikationen. Deshalb sind die Zeiten eben auch nicht direkt vergleichbar.

Aus dem Porsche-Umfeld ist allerdings zu hören, dass der Taycan Turbo zwar mit einem Überrollkäfig ausgestattet war, ansonsten aber dem Serienstand entsprach. Inklusive der rollwiderstandsoptimierten Reifen. Warum ist das einigermaßen glaubwürdig? Weil Porsche den Taycan für offizielle Testfahrten zur Verfügung stellen wird, also auch für den Supertest der sport auto-Kollegen. Und spätestens da würde rauskommen, wenn bei der 07:42er-Zeit allzu viel getrickst worden wäre. Was heißt das für ein Duell Tesla gegen Porsche? Noch nicht viel. Vor allem, weil beide offensichtlich noch reichlich Reserven haben. Tesla, die per Tweet mitteilen, dass auch eine 07:05 möglich wäre. Und Porsche, die natürlich ebenfalls einen leegeräumten Taycan (dann vielleicht sogar den Turbo S) auf Klebereifen stellen könnten, um Zeiten zu jagen.

Ob das wirklich passieren wird, muss man abwarten. Stimmen aus dem Porsche-Umfeld lassen darauf schließen, dass die Schwaben nichts übers Knie brechen werden. Das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Taycan scheint groß, der Respekt vor der Leistung der Tesla-Truppe ist es aber auch. Das Auto hat ganz offensichtlich funktioniert und trotz der Kurzfristigkeit, mit der Tesla den Nordschleifen-Trip angeleiert hat, wurde das alles sehr professionell umgesetzt. Nettes Detail am Rande: Auch bei der 7:42-Fahrt im Taycan musste der Fahrer in zwei Streckenabschnitten kurz vom Gas, um die Batterie nicht zu überhitzen.

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Fazit

Wichtigste Erkenntnis nach einer Woche Tesla am Nürburgring: alles kein Drama. Weder für Tesla, noch für Porsche. Die einen haben unter Beweis gestellt, dass sie mehr können, als nur schnell geradeaus zu fahren. Die anderen haben Gewissheit, dass ein Taycan auf Serienreifen verflucht schnell ist. Insgesamt riecht alles danach, dass der Spaß in die nächste Runde geht, mit einem entsprechend hohen Unterhaltungswert. Fürs Thema Elektromobilität kann das nur hilfreich sein.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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