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Alle wollen das Schaf
Tesla-Umgebungserkennung mit massiven Fehlern

Tesla-Model-Y-Fahrer posten, was die Umgebungserkennung ihres Autos so erkennt. Die Ergebnisse sorgen für Schmunzeln. Aber in Sachen autonomes Fahren auch für Sorgen.

fehlerhafte Umgebungserkennung Tesla
Foto: facebook / Orval Bouchard

Tesla-Model-Y-Fahrer Orval Bouchard staunte nicht schlecht: Hatte sich da ein Schaf in seiner Garage verirrt? Jedenfalls sah das auf dem Bildschirm seines Autos bei einem flüchtigen Blick so aus. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich das Schaf als ein Mensch in der Ansicht von oben. Aber sowohl ein Schaf als auch ein Mensch waren nicht in Bouchards Garage – und das ebenfalls vom Model Y erkannte Motorrad gab es dort auch nicht. Also hat Bouchard ein Foto seines Bildschirms bei Facebook gepostet – und jede Menge Reaktionen bekommen. Zum einen sind viele andere Tesla-Fahrer auf das vermeintliche Schaf neidisch – sie wollen auch so ein sympathisches Tier in ihrer Garage haben. Zum anderen zeigen auch sie, was die Technik ihrer Teslas so alles erkannt hat – oder besser: geglaubt hat zu erkennen. Möbel in der Garage scheinen für Teslas künstliche Intelligenz zum Beispiel oft ganz normale Verkehrsteilnehmer zu sein.

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Entspannt parken – im Sattelschlepper

Gerade hat Tesla-Chef Elon Musk wieder seine seit über zehn Jahren tönende "Autonomes-Fahren"-Trommel gerührt: Ende 2022 sollen endlich die ersten selbstfahrenden Teslas kommen. Aufmerksamen Beobachtern fiel dabei auf, dass Musk nicht mehr den Begriff "vollautonom" verwendet – möglicherweise hat der Tesla-Boss erkannt, dass dieses Ziel noch in sehr weiter Ferne liegt. Aktuell fahren sämtliche Teslas rudimentär teilautonom nach Level 2 – vollautonom wäre Level 5. Einige Autohersteller bezeichnen aus Marketinggründen Level 4 als vollautonom, was technisch falsch ist. Und bei einem Blick auf die Antwort-Posts zu Orval Bouchards Facebook-Eintrag keimt beim Betrachter die Gewissheit auf, dass auch Tesla beim Thema autonomes Fahren nur mit Wasser kocht. So postet Sara Anstine ein Foto von ihrem Tesla-Bildschirm: Dabei hat sich ihr Auto anscheinend zwischen der Zugmaschine und dem Auflieger eines Sattelschleppers verkeilt – möglicherweise handelt es sich dabei sogar um Teslas elektrischen Semi Truck. Zum Glück hat das dramatisch wirkende Bild nichts mit der Realität zu tun: Zum Zeitpunkt der Aufnahme stand Anstines Auto frei auf einer Parkfläche.

Autos zu Verkehrskegeln

Noch heftiger sieht das Foto aus, dass Evan McGee gepostet hat: Ein Sattelschlepper ist frontal in seinen Tesla gekracht. Allerdings stand das Auto zu diesem Zeitpunkt in der Garage – und war vollkommen unversehrt. Cesar Soto weist mit seinem Bild auf einen häufigen Erkennungsfehler von Teslas künstlicher Intelligenz hin: Die Software macht aus Autos niedliche Verkehrskegel. Auf einem Parkplatz stehen vor Sotos Auto eine Limousine, ein SUV und ein Van. Die Limousine deutet das Tesla-System in ein rotes Verkehrs-Hütchen um, das SUV und der Van sind für das System anscheinend gar nicht da.

Schaurige Umzingelungen

Estelle Naomi Mocny postet scherzhaft-schaurig: "Es ist hinter mir. Das passierte, als ich in der Nacht rückwärts eingeparkt habe." Tatsächlich ist auf ihrem Bildschirmfoto eine links hinter dem Auto stehende Person zu erkennen. In Wirklichkeit war dort niemand. Und Christopher Dunne fühlt sich geradezu eingekesselt: Während er in der Garage steht, rücken ihm von hinten ein Motorrad und ein Auto auf die Pelle, von links kommt ein Fußgänger auf ihn zu und vor ihm stehen drei Autos und ein netter Verkehrskegel. Immerhin zeigt ihm das System einen Ausweg aus der Beinahe-Umzingelung. Wie gesagt: Dunnes Auto parkte während der Umgebungserkennung friedlich und allein in einer Garage. Insbesondere die Möbel in Garagen scheinen es der Tesla-Technik angetan zu haben. So schreibt ein Facebook-User freudig, dass sein Garagen-Kühlschrank für seinen Tesla grundsätzlich ein Motorrad sei. Wie alle anderen an diesem Facebook-Beitrag beteiligten Tesla-Fahrer nimmt auch er die fehlerhafte Erkennung mit Humor.

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Die wird uns in Zukunft noch viel helfen und irgendwann schlauer sein als wir Menschen.Das ist totaler Mumpitz, der uns mehr Ärger als Nutzen bereiten wird.

Fazit

Die präzise Erkennung der Umgebung ist eine wesentliche Voraussetzung für autonomes Fahren – je höher das Autonomie-Level, desto höher sind auch die Anforderungen an die Umgebungserkennung. Tesla setzt dabei aktuell auf Kameras und Ultraschall-Sensoren – Lidar-Systemen zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung hat Musk aus Kostengründen eine Absage erteilt. Das ist möglicherweise ein Teil des Problems: Glaubt man Facebook-Beiträgen, erkennen Teslas aktuell in ihrer Umgebung anscheinend Phantom-Personen sowie nicht vorhandene Autos, Motorräder und Sattelschlepper. Außerdem wandelt die künstliche Intelligenz Autos zu Verkehrskegeln um.

Die Tesla-Fahrer nehmen die fehlerhaften Erkennungen mit Humor und erkennen darin einen Zwischenschritt zu einer hoffentlich permanent von den Ingenieuren verbesserten Technik. Musks Schwärmereien vom automatisierten Maschinen-Lernen mit Algorithmen zu künstlicher Intelligenz scheinen allerdings übertrieben – selbst einfache Objekte erkennt seine Software nach jahrelangem Training fehlerhaft.

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