Moment mal! Liefert Skoda mit dem Elroq etwa alten Wein in neuen Schläuchen? Nun, der kompakte SUV basiert auf dem modularen Elektrobaukasten (MEB) des Volkswagen-Konzerns, und der rühmt sich durchdachter Flexibilität bezüglich Batteriegrößen und Motoren. Die Hauptantriebsquelle sortieren alle MEB-Derivate ins Heck. So auch beim Elroq, zu dem wir gleich mal eine kleine Übersicht liefern wollen. Das Basismodell 50 Tour speichert bis zu 52 kWh Energie (netto), was im WLTP für 375 km reichen soll, und leistet 125 kW (170 PS). Die mittlere Version Elroq 60 bunkert 59 kWh und generiert 150 kW (204 PS).
Die vorläufige Topversion nennt Skoda 85; dabei hat das 210 kW (286 PS) starke Modell nur einen 82-kWh-Akku (brutto) an Bord, lässt sich jedoch nominell mit 175 statt 145 kW laden. Es braucht keine hellseherischen Fähigkeiten, um zu orakeln, dass es beim Elroq noch ein Allrad- und ein RS-Modell geben wird, beide mit zwei Elektromotoren.
Vom Drehen und Wenden
Doch zurück in die Gegenwart: Der Testwagen rollt als Sportline 85, also mit großem Akku und starkem Heckmotor, auf die Testwaage und belastet diese mit 2.130 kg, um im Anschluss mit einem besonders kleinen Wendekreis von 9,8 Metern zu brillieren. Dabei profitiert er von einer Stärke aller MEB-Modelle – der schmalen Spur der Längsträger, die es erlaubt, die Vorderräder weit einzuschlagen.
Eine enge Kiste ist der 4,49 Meter lange Skoda Elroq jedoch keineswegs. Wie der Name andeutet, ist er der elektrische Bruder des kompakten Karoq. Und der ist in puncto Raumausnutzung unschlagbar, oder? Nun, kurze Überhänge samt 2,77 Meter Radstand verschaffen dem Elroq innen noch mehr Raum. Trotz der Batterie im Untergrund sitzen die Passagiere nicht höher über der Fahrbahn als im Verbrennermodell.
Lediglich beim Kofferraumvolumen müssen Sie im Verbrenner-Vergleich auf rund 50 Liter verzichten, wobei Skoda auch aus weniger mehr rausholt – mit Aufbewahrungsmöglichkeiten, die selbst schwedische Möbelhäuser vor Neid erblassen lassen. So lässt sich die Hutablage als Raumteiler justieren. Darunter hängt in einem Netz das Typ-2-Ladekabel ab, und im Bodenfach verstecken sich ein paar Utensilien sowie Raumteiler für lose Gepäckstücke. Ja, es ließen sich noch viele Zeilen füllen, um sämtliche Fächer, Ablagen oder Taschenhalter aufzuzählen, doch das veranschaulichen wir lieber im Spotlight-Kasten (rechts). Zumal es auch Einschränkungen gibt: So ebnet die 60 : 40 teilbare Rücksitzlehne samt Durchlade beim Umklappen nicht den Ladeboden ein, stattdessen steigt sie an, und es entsteht eine kleine Stufe. Dennoch belädt sich der Elroq durch die große, optional elektrisch aufschwingende Heckklappe samt niedriger Ladekante fast von alleine.

Organisationstalent - die 470 Liter Kofferraumvolumen sind super organisiert. Kleinkram steckt in Seitenfächern, Ladekabelage rollt sich in Netzen zusammen.
Dabei versteht sich der Elektro-SUV als Familienauto. So können Sie die Jüngsten durch die großen Türöffnungen locker auf den Isofix-Kindersitzen anschnallen, während sie sich von Smartphones, die in Handyhalterungen stecken, auf langen Strecken unterhalten lassen. Dazwischen passt sogar noch die Schwiegermutter mit ausgestreckten Beinen auf den Mittelplatz, denn die Staufächer in der Fußraummitte lassen sich einfach herausnehmen.
Anmutung und Bedienung
Der Testwagen hält für Fahrer und Beifahrer elektrisch verstellbare Integralsitze mit Massagefunktion bereit. Die Ablagen in den Türen sind großzügig und mit weichem Material ausgeschlagen. Überhaupt mutet unser Skoda mit beledertem Armaturenbrett, softer Handauflage vor dem Touchscreen, hochwertigen Kunststoffen und Carbon-Dekor so an, wie wir es eigentlich von Anfang an von Elektro-VWs erwartet hätten. Gleiches gilt für die Bedienung: Auf dem Lenkrad versammeln sich viele Tasten und Walzen, und der Tempomat wird Skoda-typisch per Hebel an der Lenksäule bedient. Den Zugriff auf Fahrassistenz, -modi und Klimamenü erleichtern ebenfalls echte Tasten.
Der Fahrer blickt zwar, echt MEB, auf ein recht kleines Instrumentendisplay, wichtige Daten beamt der Skoda jedoch auch mit Augmented Reality auf die Windschutzscheibe. Der große zentrale Touchscreen gefällt nicht nur durch schnelles Hochfahren sowie mit toller Kameraauflösung und übersichtlicher Menüstruktur, sondern auch mit kabelloser Einbindung von Android Auto und Apple Carplay. Etwas schade nur, dass die Sprachassistentin "Laura" mit Chat-GPT-Software im Hintergrund freie Formulierungen und Wissensfragen nur beantwortet, wenn die Empfangslage stimmt. Viel wichtiger: Den Weg zum Ziel findet die Software auch offline in Sekundenschnelle, inklusive Ladestopp-Planung. Das Navi knausert dabei nicht mit Informationen zu den Säulen sowie zu Ankunftszeit, Rest-SOC und Verweildauer.

Den Weg zum Ziel kalkuliert das Navi mit Ladepausen sehr schnell. Leider reagiert die Sprachassistentin „Laura“ abhängig von der Empfangslage launisch.
Um den Ladevorgang zu beschleunigen, lässt sich die Batterie per Navi-Zieleingabe oder manuell vorkonditionieren. Dabei wird dem Fahrer angezeigt, mit wie viel Kilowatt sich der Elroq im aktuellen Zustand speisen lässt. Der Ladevorgang kann nicht nur live im Cockpit, sondern auch über eine Smartphone-App überwacht werden. Wenn der Fahrer den Batterycare-Modus aktiviert, wird der Akku nur bis maximal 80 Prozent geladen. Eine eigene Taste zum Entriegeln der Ladedose fehlt zwar, doch ein doppelter Druck auf die Fernbedienung löst die Sperre.
Mit vollem Akku kommt der 85er bei einem Durchschnittsverbrauch von fast 25 kWh pro 100 km im Test 333 Kilometer weit. Klingt nicht herausragend, ist aber angesichts niedriger Außentemperaturen okay. Wer seinen Fahrpedaleinsatz und den Antrieb mit dem Eco-Modus zügelt, packt wie auf unserer Eco-Runde sogar 418 Kilometer. Um das zu erreichen, sollte man die automatische Rekuperation, die abhängig von Tempolimits, Verkehrsgeschehen und Topografie Energie beim Verzögern zurückgewinnt und das Auto auch immer wieder frei rollen lässt, konsequent nutzen.
Sanfter Drehmomentriese
Doch in einem Hecktriebler mit 210 kW sollte es eher dynamisch vorwärtsgehen, oder? Tatsächlich sprintet das Elroq-Topmodell trotz gewaltiger 545 Nm Drehmoment eher relaxt vom Fleck und erreicht Tempo 100 in unter sieben Sekunden, bei 180 km/h wird abgeregelt.
Und schon auf den ersten kurvigen Metern wird klar, dass der Tscheche generell die entspannte Gangart bevorzugt. Skoda hat den SUV auf Fahrsicherheit getrimmt: In Kurven verhält er sich neutral bis leicht untersteuernd, ohne viel von der Vorderachse ins Lenkrad rückzumelden. Dabei regelt die Elektronik frühzeitig, aber kaum spürbar. Erst im Grenzbereich greift die Stabilitätskontrolle kräftiger ein, um ein Ausbrechen des Hecks zu verhindern. Wirklich lockern lassen sich die Zügel selbst im Sportmodus mit zusätzlich "deaktiviertem" ESP nicht.

Im Test dauert eine HPC-Ladung von 10 auf 80 Prozent weniger als 30 Minuten. Eine AC-Vollladung mit 11 kW beansprucht an der Redaktionswallbox rund 7,5 Stunden.
Dennoch ist der Skoda im Slalom und im Ausweichtest zügig unterwegs. Und auch die Bremswerte überzeugen. Auch wenn an seiner Hinterachse Trommelbremsen die Verzögerung übernehmen (auch das typisch MEB), kommt der Elroq aus Tempo 100 bereits nach 33,4 Metern zum Stillstand.
Kaum zu bremsen ist der Elektro-SUV hingegen auf schlechten Straßen – im positiven Sinn. Sein optionales DCC-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern lässt sich in 15 Stufen von komfortabel bis etwas weniger komfortabel spreizen. Fahrbahnunebenheiten schluckt der Skoda einfach weg, nur die 21-Zoll-Räder schmälern auf Querfugen den Abrollkomfort. Auf der Autobahn überzeugt die gute Geräuschdämmung.
Langen Reisen steht somit nichts im Weg. Matrix-LED-Scheinwerfer und der Travel Assist unterstützten den Fahrer im Test auch bei Schmuddelwetter zuverlässig. Die Assistenz hielt den Skoda sicher in der Spur und auf Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern. Allerdings deutete sie Tempolimits nicht in jedem Fall korrekt, bildete in Staus keine Rettungsgasse und erkannte ab und zu nicht, dass die Fahrerhände tatsächlich am Lenkrad ruhten.
Beim Bestellen sollte man in jedem Fall keine zittrigen Finger haben, sonst kann der Preis – wie im Fall des Testwagens – schnell auf fast 55.000 Euro klettern. Ein echter Roq-Star ist halt nicht billig zu haben.
Skoda Elroq 85 SportLine | |
Grundpreis | 48.400 € |
Außenmaße | 4488 x 1884 x 1654 mm |
Kofferraumvolumen | 470 bis 1580 l |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
0-100 km/h | 6,7 s |
Verbrauch | 15,2 kWh/100 km |
Testverbrauch | 24,6 kWh/100 km |