Es fühlt sich an, als wäre es noch gar nicht so lange her. Doch vor bereits fast drei Jahren startete das Elektroauto-Start-up Rivian die Produktion seiner Modelle. Im September 2021 baute das in der Stadt Normal (US-Bundesstaat Illinois) beheimatete Unternehmen das erste Exemplar des E-Pick-ups R1T (siehe Fotoshow oben). Das SUV-Pendant R1S (siehe Video unter diesem Absatz) folgte fast ein Jahr später. Nun hält Rivian-Boss und -Gründer RJ Scaringe die Zeit für gekommen, beide Modelle einer umfassenden Modellpflege zu unterziehen.
Design
Obwohl Rivian selbstbewusst von einer "zweiten Generation" spricht, ändert sich fast nichts am Design des R1T und R1S. Beide Modelle sind mit neuen, aerodynamisch optimierten 22-Zoll-Rädern erhältlich, die den Luftwiderstandsbeiwert (cW-Wert) auf 0,297 drücken. Die einzigen weiteren optischen Änderungen sind andere Rückleuchten sowie Scheinwerfer mit "Adaptive Drive Beam"-Technologie, die ein Blenden des Gegenverkehrs verhindert, die neue Außenfarbe "Storm Blue" und Ausstattungslinien mit dunklen Anbauteilen.
Antrieb
Die wohl bedeutendste Änderung betrifft die Antriebe. Die Rivian-Modelle R1T und R1S fahren künftig mit zwei, drei oder vier Elektromotoren vor, die alle in Eigenregie entwickelt und gebaut werden. Die Topmodelle bleiben die allradgetriebenen Quad-Motor-Varianten mit vier radnah verbauten E-Maschinen, die nun deutlich leistungsfähiger sind als zuvor. In Kombination entwickeln sie bis zu 1.039 PS (zuvor 847) und ein maximales Drehmoment von 1.624 Newtonmetern (bisher 1.231). Damit soll es im Launch-Fahrmodus in unter 2,5 Sekunden von null auf 60 mph (96,6 km/h) gehen. Zuvor gelang diese Übung in etwa drei Sekunden.
Batterie und Reichweite
Die Batteriepakete der Large- und Max-Versionen verfügen über neu gestaltete Module und ein effizienteres Packaging, was deren Produktion und Wartung vereinfachen soll. Obwohl Rivian nichts über eine Änderung der Kapazität berichtet (Large bisher mit 135 kWh, Max mit 149 kWh), steigt die Reichweite der Max-Variante von 643 auf 676 Kilometer. Die Basisvarianten mit Standard-Batterie erhalten künftig Lithium-Eisenphosphat-Akkus, die einen Aktionsradius von 435 Kilometern erlauben. Weitere technische Neuerungen sind eine Klimatisierung auf Wärmepumpen-Basis und ein optimiertes Fahrwerk, das den Komfort verbessern sowie die Geländegängigkeit erhalten soll.
Innenraum
Innen erhalten die Rivian-Modelle ein Glasdach, dessen Transparenz sich auf Tastendruck ändern lässt. Das Farbspektrum der Ambientebeleuchtung zeigt sich erweitert und das Infotainment-System erhält eine neue Benutzeroberfläche mit einem "verspielten Illustrationsstil mit Echtzeit-Grafiken". Hinzu kommt ein neues Premium-Audiosystem mit Dolby-Atmos-Raumklang. Damit es abwechslungsreich bespielt werden kann, bietet Rivian künftig seinen Abo-Dienst "Connect+" an, der Video-Streaming über Google Cast und den Musikkatalog von Apple Music beinhaltet.
Neue Elektronik-Architektur
Insgesamt lässt Rivian dem R1T und R1S nach eigener Aussage im Zuge der Modellpflege mehr als 100 Neuerungen angedeihen. Darunter eine neue, in Zonen eingeteilte Elektronik- und Software-Architektur, welche die Anzahl der Steuergeräte von 17 auf sieben und die Länge aller Kabel um 2,6 Kilometer reduziert. Dennoch sind die Elektroautos zu weiteren Funktionen fähig. So dient das Smartphone als Autoschlüssel für jene, deren Apple iPhone, Watch oder Google Pixel kompatibel sind.
Fahrassistenz-Systeme
Der Autobauer verpasst dem aufgefrischten R1T und R1S ein neues Assistenzpaket, das er "Rivian Autonomy Platform" nennt. Es nutzt elf Kameras, fünf Radareinheiten sowie Künstliche Intelligenz und soll zehnmal leistungsfähiger sein als das Vorgängersystem. Alle Fahrzeuge erhalten es serienmäßig – und damit unter anderem eine 360-Grad-Ansicht beim Rangieren, einen Totwinkel-Assistenten und einen "Highway Assist" für weitgehend autonomes Fahren auf Schnellstraßen. Wer sich für die "Rivian Autonomy Platform+" entscheidet, erhält den auf mehr Straßen nutzbaren Autobahn-Assistenten mit erweitertem Funktionsumfang und kann das Auto selbstständig die Spur wechseln lassen.
Preise, Marktstart und Produktion
Die Produktion des verbesserten Rivian R1T und R1S beginnt sofort im Stammwerk in Normal. Die Preise starten bei 69.900 Dollar (aktuell umgerechnet knapp 65.000 Euro) für den Pick-up und 75.900 Euro (knapp 70.600 Euro) für den SUV. Damit hält der Hersteller das zuvor mehrfach in kurzer Frequenz geänderte Preisniveau seiner beiden bisher einzigen Modelle.
Fazit
Rivian überarbeitet seine Modelle R1T und R1S umfassend, ohne in das Design einzugreifen. Die neuen Antriebe bieten bis zu 1.039 PS, die Reichweite der Max-Variante steigt auf 676 Kilometer. Innen gibt es ein dynamisches Glasdach und ein neues Infotainment-System.