Bei immer mehr Elektroautos im Kleinformat setzen die Designer auf Retro-Charme. Der neue Renault R5 ist nur das jüngste Beispiel – und der auffälligste Beweis dafür, dass Käufer nicht nur das Datenblatt beachten, sondern auch das vertraute Design. Doch warum funktioniert ausgerechnet bei E-Kleinwagen auf das alte Gesicht?
Unter dem ikonischen Blech des neuen R5 arbeitet die neue AmpR-Small-Plattform von Renault, abgeleitet von der CMF-B-Architektur. Die Variante mit 52-kWh-Batterie bietet laut WLTP eine Reichweite von bis zu 405 Kilometern, realistisch sind rund 300 bis 340 Kilometer. Die stärkste Motorisierung leistet 110 kW (150 PS) und beschleunigt den 1.554 Kilogramm schweren Stromer in etwa acht Sekunden auf Tempo 100 – mehr als ausreichend für einen 3,92 Meter kurzen Kleinwagen.
Die Ladezeiten bleiben praxisgerecht: Mit bis zu 100 kW Gleichstrom zieht der R5 binnen 30 Minuten genug Energie für 200 Kilometer Fahrt. Serienmäßig sind 11 kW Wechselstrom-Ladeleistung, ein umfassendes Assistenzpaket und moderne Konnektivität – inklusive Google-Integration und Renaults KI-basierter Sprachsteuerung "Reno".
Warum Retro so gut funktioniert
Die Technik ist solide, doch was viele zusätzlich überzeugt, ist die Optik. Mit klassischen Linien, runden Scheinwerfern und nostalgischen Details wie Steppnähten und Polstern im Stil der 1970er-Jahre übersetzt Renault ein ikonisches Design in die Elektrowelt. Dabei verfolgt der Hersteller das klare Ziel, Vertrautheit zu schaffen.
Denn der sogenannte Vertrautheitseffekt – ein gut belegtes psychologisches Phänomen – besagt: Menschen empfinden Dinge, die sie bereits kennen oder wiedererkennen, als positiver, glaubwürdiger und vertrauenswürdiger. Diese unbewusste Präferenz tritt sogar dann auf, wenn das Bekannte scheinbar schlechter abschneidet (Reichweite, Preis) als Alternativen. Genau hier setzen Hersteller wie Renault, Fiat, Mini oder Honda an.
Der Retro-Trend unter Strom
- Fiat 500e: Kaum verändert zum Original, extrem beliebt in Innenstädten, trotz wenig Platz und hoher Preise.
- Honda e: Modernes Elektrofahrzeug mit bewusst schlichtem, fast comichaftem 1980er-Jahre-Design. Hoher Preis – seit 2024 eingestellt.
- Mini Cooper E: Konserviert die Optik, aktualisiert die Technik – bleibt das "Auto mit Charakter".
- Renault R5 E-Tech: Emotional aufgeladen, optisch ikonisch, technisch solide.
All diese Fahrzeuge sprechen eine Kundengruppe an, die weniger auf Leistung oder Ladezeiten achtet, sondern auf Vertrauen, Stil und eine Geschichte, die das Auto erzählt. Während große Elektroautos über Fahrassistenz, Reichweite und Software konkurrieren, bleibt den Kleinwagen oft nur das Design zur Abgrenzung. Der R5 zeigt: Auch bei vereinheitlichten Plattformen und standardisierten Komponenten kann ein Auto Persönlichkeit besitzen.