Mercedes EQS: Designchef erklärt, woran der große E-Mercedes scheitert

Gorden Wagener über den Misserfolg des E-Autos
Mercedes-Designchef erklärt, woran der EQS scheitert

Zuletzt aktualisiert am 03.07.2025

Über die Absatzschwäche der großen elektrischen Mercedes-Modelle EQE und EQS sowie von deren SUV-Ablegern wurde schon viel erzählt und viel geschrieben. Im wichtigsten Markt China stand bei so mancher dieser Baureihen monatsweise sogar mal eine dicke Null. Zwar hat sich speziell die elektrische Oberklasse-Limousine EQS inzwischen einigermaßen berappelt; hierzulande sehen die Zahlen nämlich aktuell gar nicht mal so schlimm aus. Mit 659 Neuzulassungen zwischen Januar und Mai 2025 macht der EQS in diesem Zeitraum immerhin mehr als ein Drittel des gesamten S-Klasse-Absatzes aus. Nur ist Deutschland bei weitem nicht der wichtigste Markt für das Modell und von einem riesigen Erfolg zeugt auch diese Zahl nicht.

"Nicht als Chauffeur-Limousine gedacht"

Inzwischen haben sie auch bei Mercedes erkannt, dass von Herstellerseite im Zusammenhang mit dem EQS einige Fehler gemacht wurden. Auch Gorden Wagener sieht einige Versäumnisse bei den Entscheidern in den oberen Etagen des Hauptquartiers in Stuttgart-Untertürkheim. "Vielleicht hätten wir ihn anders vermarkten sollen, mehr wie einen futuristischen CLS, ein S-Klasse Coupé oder etwas Ähnliches", sagt der Designchef des Konzerns im Gespräch mit dem britischen Magazin "Autocar".

Wageners Verdacht: Potenzielle Kundinnen und Kunden hätten vom EQS möglicherweise deutlich bessere Eigenschaften als Chauffeurs-Limousine erwartet; eine Qualität, die die klassische S-Klasse bekanntlich seit Generationen auszeichnet. Der EQS sei zwar ein "sehr fortschrittliches Auto", doch "natürlich war es ursprünglich nicht als Chauffeur-Limousine gedacht. Das war nicht die Absicht", sagt Gordener. Merkmale solcher Limousinen wie "eine lange Motorhaube und Status" biete der EQS nicht. "Es ist ein völlig anderes Auto."

Zurück zum klassischen Mercedes-Design

Tatsächlich scheitert der große Elektro-Mercedes auch an einem so banal anmutenden Aspekt wie jenem, im Fond zu wenig Kopffreiheit zu bieten. Und an seinem betont windschlüpfigen Design, auch wenn es Gorden Wagener als hauptsächlich dafür Verantwortlicher nicht explizit so benennt. Doch es hat schon einen Grund, warum Mercedes bereits angekündigt hat, seine Elektroautos optisch künftiger homogen in die sonstige Modellpalette zu integrieren. Dazu passt, dass die aktuellen EQ-Modellbezeichnungen künftig wegfallen. Der große E-Mercedes ist demnach künftig eine S-Klasse mit EQ-Technologie.

Dass der EQS deshalb wahrlich kein schlechtes Auto ist, zeigt er dagegen regelmäßig. Er ist ganz vorn dabei, wenn es um aerodynamische Effizienz geht, lädt trotz 400-Volt-Technik anerkanntermaßen schnell und überzeugt zudem mit seinen ausgeklügelten Assistenzsystemen, die inzwischen hochautomatisiertes Fahren nach Level 3 ermöglichen. In den Tests von auto motor und sport schneidet er ebenfalls immer wieder hervorragend ab. Er ist eben ein Elektroauto für Selbstfahrer – und für Menschen, die bei einem Fahrzeug eher avantgardistisches als klassisches Design schätzen.

Hinweis: Im Video nach dem zweiten Absatz und in der Fotoshow über dem Artikel präsentieren wir Ihnen das Facelift des Mercedes EQS.