So komplett neu kommt uns der CLA allerdings nicht vor. Er begegnete uns bei seinem Elektro-Langstreckenrekord in Nardo, am winterlichen Großglockner durften wir schon mal mitfahren und bei Wintertests in Lappland selbst ins Lenkrad greifen. Jetzt steht er jedoch im Serienzustand vor uns: der vollelektrische Mercedes CLA , dessen MMA-Unterbau (Mercedes Modular Architecture) künftigen Mercedes-Baureihen als Basis dienen wird.
Elektrisch durch Kopenhagen
Die dänische Hauptstadt wirkt bei 30 Grad und Sonne wie ein sommerlicher Freizeitpark, in dem sich die Einwohner an Piers, Kanälen und Badestegen versammeln. Ein Großteil des innerstädtischen Verkehrs wird offenbar per Paddelboard oder Kajak erledigt. Da sitzt du dann in dem gerade ausgefassten Mercedes CLA 250+ mit EQ-Technologie (so lautet der vollständige Name), mit 200 kW und 85 kWh großer Antriebsbatterie und rollst durch die sommerliche Stadt. Kopenhagen ist ein gutes Pflaster für E-Autos, über 80 Prozent der privaten Neuzulassungen in Dänemark sind elektrisch. Die Reichweitenanzeige verspricht mehr als 600 km, und selbst am Ende unserer 200-km-Runde zeigt sie immer noch mehr als 400 km an.
Die Effizienz lag den Mercedes-Entwicklern schließlich besonders am Herzen. Der PSM-Antrieb an der Hinterachse ist direkt vom Motor der Studie Vision EQXX abgeleitet und weist einen Wirkungsgrad von 93 Prozent auf. Mit anderen Worten: Er setzt 93 Prozent der zugeführten elektrischen Energie in Bewegungsenergie um. Unterstützt wird die Maschine dabei von einem Siliziumkarbid-Wechselrichter, der zusammen mit dem Zweigang-Planetengetriebe zu einer kompakten Einheit gepackt an der Hinterachse sitzt.
Effizent gebremst mit neuem Bremssystem
Wir verlassen die Innenstadt und biegen nach ein paar Kilometern auf die Autobahn nach Norden. Tempo 130 ist hier angesagt, der CLA könnte 210, wenn er in Deutschland wäre und es schnell gehen muss. Muss es hier nicht. Wir fließen also mit dem Verkehr, probieren die adaptive Temporegelung und die unterschiedlichen Fahrmodi aus.
Gebremst wird der CLA über ein One-Box-Bremssystem, das Bremskraftverstärker, Hauptbremszylinder und ESP-Regelung in einem Modul zusammenfasst. Zudem optimiert das System die Bremsenergie-Rückgewinnung, ein weiterer Baustein im Effizienzgebäude. Dabei bleibt das Pedalgefühl transparent und gleichbleibend – keine Paradedisziplin der Mercedes-E-Fahrzeuge.
Geschmeidig unterwegs, auch ohne Adaptivdämpfer
Das passt also, wie so vieles andere auch am Mercedes CLA mit EQ-Technologie. Da wäre etwa der hervorragende Federungskomfort anzuführen. Obwohl völlig stählern und nicht adaptiv gefedert und gedämpft wird, überschmiegt der CLA die meisten Unebenheiten sehr gekonnt.
Ebenso unmerklich vollziehen sich die Schaltmanöver des Zweiganggetriebes. Dabei ist der erste Gang sehr kurz übersetzt (11:1), er sorgt für fixes Anfahren und hohe Effizienz bei niedrigen Tempi. Der längere zweite Gang (5:1) kommt bei höheren Geschwindigkeiten zum Einsatz. Die Antriebseinheit wird ebenso im Mercedes CLA 350 4Matic verbaut, hier noch angereichert mit der 80-kW-PSM-Einheit vorn.

Mit der sehr touchlastigen Bedienung des neuen MB.OS-Bediensystems haben wir etwas gekämpft.
Der 350 wird nach dem 250 verkostet, mit identischem Befund: Er fährt sich ebenso sämig, komfortabel und effizient wie der 250. Der deutlich kräftigere Schub macht sich im Alltagsverkehr allenfalls beim Überholen oder auf Beschleunigungsstreifen bemerkbar. Wer auf den Allradantrieb verzichten kann, wird beim 250er kaum etwas vermissen. Am Ende der Fahrten mit 250 und 350 4Matic stehen Werte zwischen 14 und 15 kWh/100 km auf dem Bordrechner, das kann sich sehen lassen.
Der CLA ist ein Ladesäulen-Held
Haben wir was vergessen? Natürlich die hervorragende Performance an der Ladesäule! Mit seiner 800V-Technik und bis zu 320 kW Ladeleistung kann er in rund zehn Minuten über 300 km Reichweite nachladen.
Jetzt ist jedoch Schluss mit den Jubelarien. Ein paar negative Auffälligkeiten gäbe es doch anzumerken: Da wäre die zwar präzise, doch arg leichtgängige Lenkung oder der enge Einstieg nach hinten sowie das knappe Raumangebot in Fond und Laderaum. Mit der sehr touchlastigen Bedienung des neuen MB.OS-Bediensystems haben wir etwas gekämpft. Und dann wären da noch die Preise: ab rund 56.000 Euro geht‘s los. Der kommende Plug-In-CLA soll etwas günstiger werden, heißt es. Dann geht‘s ja.
Mercedes CLA 250+ EQ | Mercedes CLA 350 4Matic EQ | |
Grundpreis | 55.859 € | 60.381 € |
Außenmaße | 4723 x 1855 x 1468 mm | 4723 x 1855 x 1468 mm |
Kofferraumvolumen | 405 l | 405 l |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h | 210 km/h |
Verbrauch | 0,0 kWh/100 km | 0,0 kWh/100 km |